Ein halbes Jahr nach den Antisemitismusvorwürfen des Musikers Gil Ofarim hat die Staatsanwaltschaft Leipzig Anklage erhoben - gegen den Künstler. Nach umfangreichen Ermittlungen wirft sie Ofarim falsche Verdächtigung und Verleumdung vor, wie sie mitteilte. Demnach habe sich der angebliche Antisemitismusvorfall im Hotel „The Westin“ nicht so zugetragen, wie Ofarim es in einem Video geschildert hatte. Das Ermittlungsverfahren gegen einen Hotelmitarbeiter wurde eingestellt.
Der Musiker hatte das Video am Abend des 4. Oktober 2021 vor dem Hotel aufgenommen und darin gesagt, dass ihn ein Mitarbeiter des Hotels aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Am nächsten Morgen veröffentlichte er es auf Instagram. Das Video ging viral und löste zahlreiche Solidaritätsbekundungen aus. Ofarim erstattete später Anzeige, aber auch der betroffene Hotelmitarbeiter wehrte sich und zeigte seinerseits den Musiker wegen Verleumdung an.
„Geschehen so nicht ereignet“
Die Staatsanwaltschaft hat in den vergangenen Monaten einen großen Aufwand betrieben, um aufzuklären, was in der Hotellobby vorgefallen war. Es wurden zahlreiche Zeugen befragt, ein Digitalforensiker wertete Aufnahmen von Überwachungskameras aus dem Hotelbereich aus. „Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hat sich in der Gesamtschau der hieraus gewonnenen Erkenntnisse das Geschehen, wie es von Gil Ofarim in seinem veröffentlichten Video geschildert worden ist, tatsächlich so nicht ereignet“, teilte die Anklagebehörde mit.
Stattdessen gebe es einen hinreichenden Tatverdacht dafür, dass Ofarim in seinem Video und später bei der Polizei die Unwahrheit gesagt hat. Daraus ergebe sich der Tatvorwurf der Verleumdung und der falschen Verdächtigung. Das Landgericht Leipzig muss nun entscheiden, ob es die Anklage gegen den Musiker zulässt. Ofarim ist der Sohn des israelischen Musikers Abi Ofarim (1937-2018) und in Deutschland aufgewachsen.
Hotel-Mitarbeiter soll bedroht worden sein
Nach Angaben des Hotels „The Westin“ wurde der in dem Video beschuldigte Mitarbeiter persönlich und in den sozialen Medien massiv bedroht. Das gesamte Hotelteam sei nun „nach langen Wochen und Monaten über die Entscheidung der Staatsanwaltschaft äußerst erleichtert“. Manager Andreas Hachmeister erklärte: „Ich bin sehr froh und optimistisch nun wieder in die Zukunft blicken zu können.“
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