Der Nordkette Singletrail in Innsbruck war eine der schwierigsten Mountainbikeabfahrten Europas. Seit mittlerweile drei Jahren ist er gesperrt, was in der Szene für Empörung sorgt. Laut Angaben der Stadt sei noch alles offen, die Innsbrucker Nordkettenbahnen sprechen hingegen von Gesprächen bezüglich eines Rückbaus.
Steil, lang und sehr strapaziös – diese Adjektive beschreiben den Nordkette Singletrail hoch über Innsbruck am besten. Der Start liegt rund 200 Meter unter der Bergstation Seegrube der Nordkettenbahn. Mit 3,2 Kilometern Länge, 1030 Höhenmetern und einem Gefälle von bis zu 36 Grad hat der Trail nicht ohne Grund den Ruf, eine der anspruchsvollsten Freeride-Strecken Europas zu sein.
Einmalkosten von rund 40.000 Euro
2008 wurde von der Stadt Innsbruck der Entschluss gefasst, diesen Trail zu errichten. Die Olympia Sport- und Veranstaltungszentrum GmbH (OSVI) wurde damit beauftragt. Rund 40.000 Euro waren für die Umsetzung des Projektes nötig. An Wartungskosten wurden von 2010 bis 2015 jährlich 10.000 Euro gezahlt, 2016 bis 2019 waren es hingegen jährlich 16.000 Euro.
Der Nordkette Singletrail ist nichts für schwache Nerven, sondern für die Profis in der Szene gedacht. Doch unter ihnen herrscht Frust, denn: Der Trail ist seit drei Jahren gesperrt! Die naturschutzrechtliche Genehmigung sei nicht erneuert worden, wie aus einer Anfragebeantwortung von Amtsseiten der Stadt Innsbruck vom 10. November 2021 ergeht.
„Verwilderung sorgt für immer mehr illegale Trails“
„Seit 2019 verwildert der Nordketten Singletrail, sein Zustand verschlechtert sich zusehends. Von Jahr zu Jahr steigen die Kosten, wenn man ihn wieder auf Vordermann bringen möchte. Die Nachfrage nach derart herausfordernden Trails in der Innsbrucker Szene ist stark gegeben. Die Folge ist, dass es hier immer mehr illegale Trails gibt“, schildert Lukas Schobesberger von den Innsbrucker NEOS, der selbst erfahrener Downhiller ist.
Dann wird sich zeigen, ob wir eine gute und naturverträgliche Lösung für den Nordkette Singletrail zustande bekommen.
Vize-BM Johannes Anzengruber (ÖVP)
Es gebe zwar weitere Trails im Raum Innsbruck, doch diese haben allesamt einen leichten Schwierigkeitsgrad. „Richtig herausfordernde Trails, wie es der Nordketten Singletrail war, gibt es keine mehr. Etliche Downhiller verlassen daher regelmäßig Innsbruck und fahren in Orte, die mit schweren Trails auftrumpfen bzw. in solche Abfahrten investieren – wie zum Beispiel Serfaus. Das ist für die Alpenhauptstadt Innsbruck durchaus peinlich, vor allem weil sie sich ständig als Bike-City bezeichnet“, übt Schobesberger massive Kritik.
„Wird sich zeigen, ob es gute Lösung geben wird“
Doch warum wird der Trail seit drei Jahren nicht mehr betrieben? „Wir warten derzeit noch die Gesellschafterversammlung der Innsbrucker Nordkettenbahnen ab. Interessant ist vor allem, wie sich diese weiterentwickeln wollen. Dann wird sich zeigen, ob wir eine gute und naturverträgliche Lösung für den Nordkette Singletrail zustande bekommen. Das funktioniert allerdings nur gemeinsam und miteinander“, sagt Vize-BM Johannes Anzengruber (ÖVP).
Er weist auf zwei neue Trails im Raum Innsbruck hin. Bei der nächsten Schönwetterfront soll der Stadtwald-Trail eröffnet werden. Und im Bereich des Höttinger Bildes sei ein „nahezu drei Kilometer langer Trail“ geplant. „Dieser ist bereits für die Umsetzung ausgeschrieben. Wir müssen uns an das Bundesvergabegesetz halten, das benötigt alles seine Zeit“, informiert Anzengruber. Ob es den Nordkette Singletrail dann noch benötigt, sei unklar. „Es ist alles offen“, betont der Vize-BM.
Etwas verwundert ist Thomas Schroll, GF der Innsbrucker Nordkettenbahnen: „Im Herbst 2021 war die Rede vom Rückbau des Nordkette Singletrails.“ Und er ergänzt: „Die Starkstromleitungen sind hier wegen der Steilheit an die Oberfläche getreten. Wir führten Sanierungen durch. Auf den Kosten sind wir sitzen geblieben, obwohl wir nie Trailbetreiber waren.“
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