Es scheint Schicksal gewesen zu sein, dass Österreichs Box-Star Marcos Nader am Samstag heimische Box-Geschichte schreiben kann. Denn für ihn war nicht immer war klar, im Ring die Fäuste zu ballen. Erst ein schwerer Motocross-Unfall zwang ihn auf den Boxsport umzusteigen.
„Dann habe ich mir gedacht, ich gehe es ein bisschen leichter an“, konnte Marcos Nader im Interview mit sportkrone.at schon über das einstige Missgeschick scherzen. „Meine erste Sportart war Motocross-Rennen fahren. Mit fünf Jahren bin ich nur zwei, drei Rennen gefahren, dann ist mir das Gas-Teil hängengeblieben und habe einen schweren Unfall gehabt.“ So wurde zwischen dem siebenten und dem elften Lebensjahr aus Motorsport Fußball und Boxen, ehe die Fußballschuhe an den Nagel gehängt wurden. Die Boxhandschuhe blieben stets an.
Schweizerhaus-Liebhaber
Und er sollte recht behalten. Elf Jahre später wird der heute 32-Jährige österreichische Boxgeschichte schreiben. Während Nader am kommenden Samstag (live auf sportkrone.at) seinen 2019 erkämpften IBF-International-Champion-Titel aufs Spiel setzt, will er zeitgleich seinem deutschen Kontrahenten Marten Arsumanjan den lang ersehnten EU-EBU-Titel entreißen - also zwei Titelentscheidungen in nur einem Kampf, das gab‘s in der Alpenrepublik noch nie! „Alles oder nichts“, so das Credo des Abends.
Das ideale Kampfgewicht zu erreichen, fiel ihm diesmal nicht schwer. Rund 15 Kilo musste er in den letzten 10 Wochen abnehmen, um im Hotel InterContinental in den Ring steigen zu können. „Jeder, der mich kennt, weiß dass ich leidenschaftlich gerne esse, das ist natürlich dann immer schwierig in der Phase“, so der begeisterte Schweizerhaus-Geher. Zum Glück habe er einen Sponsor, der das Essen „frisch gekocht und eingepackt bringt, wo ich nicht daran denken muss wie oder was ich esse oder was ich kochen muss oder was ich irgendwo bestelle.“ So sei das überhaupt kein Problem.
„Die sind übermotiviert, wenn sie mir auf’s Maul hauen können. Viele von ihnen kenne ich schon, da waren sie ganz klein und haben noch in die Windel gekackt.
Österreichs Box-Star Marcos NADER
Nach dem Sieg gibt‘s ein Bier
2000 Kalorien - aufgeteilt auf vier Mahlzeiten pro Tag gab es während der Diät. Nicht viel, wenn man bedenkt, dass der in Ibiza geborene Boxer zwei Mal pro Tag trainiert und eine Einheit rund 1500 Kalorien verbrennt - ein starkes Kaloriendefizit also. „Ich war relativ satt, aber es geht nicht anders.“ Einzig die ersten Nächte schlief Nader nicht gut: „Ich musste dauern aufs Klo“ - kein Wunder bei acht Liter Wasser pro Tag. Und wie schaut der Ernährungsplan nach dem Kampf aus? „Eine Stelze wird’s auf jeden Fall! Und wenn ich gewinne, gönne ich mir ein Bier.“
Mit einem Sieg würde er österreichische Boxgeschichte schreiben, dürfte den EU-EBU-Titel nach 2013 erneut sein Eigen nennen. Natürlich eine immense Aufwertung für den gesamten österreichischen Boxsport: „Es geht nicht darum Europameister Weltmeister oder Olympiasieger zu werden. Es geht darum junge Menschen für den Boxsport in Österreich zu animieren. Aber nicht damit sie kämpfen lernen, sondern dass sie Sport machen, sich trauen einer Herausforderung zu stellen, sich im Leben beweisen. Sie lernen fürs Leben und das ist wichtig.“
Österreichs erfolgreichstes Box-Event
Bevor es aber zum großen Showdown zwischen Marcos Nader und Marten Arsumanjan kommt, werden seine Boxkollegen in den Ring steigen und das „InterCont“ in einen Hexenkessel verwandeln. „Ich hoffe, dass viele Siege herausspringen.“ Trotz der vielen Erfolge des Weltranglisten-Fünften, zählt aber nicht nur der Triumph im Ring: „Mein Bruder und ich versuchen hochkarätige Events (es ist schon die achte Bounce Fight Night, Anm.) zu machen und eben die jungen Sportler aufzubauen, dass die europäischen Spitze werden und um große Titel kämpfen können.“ Das sei das Ziel.
Clubinterne Sparrings und Trainingswettkämpfe gibt es häufig. Das in Österreich so bekannte „Owezahn“ findet in Naders Trainingsgruppe keinen Platz: „Wir motivieren uns gegenseitig sehr, und das Klima passt einfach. Alle pushen einander so sehr, weil sie einfach den Erfolg wollen. Nur so geht’s und wird man besser.“
„Natürlich spechtelt man“
Ob Mann gegen Mann, Frau gegen Frau oder Frau gegen Mann - alles ist erlaubt. Besonders wird es für die Youngsters dann, wenn sie gegen Nader höchstpersönlich im Ring stehen. „Die sind übermotiviert, wenn sie mir auf’s Maul hauen können. Deswegen ist es für mich dann auch immer schwierig gegen die Jungs. Viele von ihnen kenne ich schon, da waren sie ganz klein und haben noch in die Windel gekackt. Deswegen ist es dann immer schön, wenn ich merke, wie die sich entwickelt haben, wie gut die sind und beim Sparring dann reinhauen. Sie fordern mich ordentlich.“ Selbst für den IBF-International-Champion seien diese Sparrings „kein Spaziergang“.
Anfeuern wird der Dancing-Stars-Teilnehmer von 2020 seine Schützlinge vor dem TV. „Ich geh nicht in die Halle rein, ich bin in der Kabine und habe einem Bildschirm, wo das Event dann gezeigt wird. Natürlich spechtelt man mit einem Auge dorthin und fiebere dann auch mit.“ In erster Linie konzentriere er sich aber auf seinen Kampf und sei „ziemlich fokussiert“.
Nachfolger gäbe es
Seinen Kollegen aus dem Boxclub Bounce im 16. Wiener Gemeindebezirk traut er eine ähnlich tolle Karriere wie die seinige zu: „Stefan Nikolic, Marcel Meinl, Seun Salami, Sergio Obadai, Arsen Chabyan (derzeit verletzt, Anm.) oder bei den Frauen Michaela Kotaskova bzw. Anastasija Lukajic - sie alle stellen diesem Sport alles unter. Sie sind alle top motiviert, trainieren zweimal täglich und entbehren alles. Denen würde ich es wünschen und ich bin überzeugt davon. Vom Sportlichen her können sie das auf jeden Fall schaffen.“
Stets an Naders Seite ist dessen Ehefrau Sandra. Mit zehn Jahren hatten sie sich kennengelernt, waren gemeinsam auf der Mittelschule. Seit deren 18 Lebensjahr sind sie als Paar unzertrennlich - genau zu jener Zeit als Marcos Profi wurde.
„Sandra ist aus anderem Holz geschnitzt“
Wie‘s der Miss Vienna von 2009 während eines Boxkampfes ihres Herzbuben geht? „Sie kann da sehr, sehr gut zu schauen. Sie ist damit voll aufgewachsen.“ Schon zu Amateur-Zeiten stand sie neben dem Ring, ist in die Materie Boxen somit voll reingewachsen. „Sie kennt ja auch nichts anderes von mir.“ Und wie ist ihre Gemütslage während eines Kampfes?„Die Sandra ist aus einem anderen Holz geschnitzt“, schmunzelt Nader.
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