Auch über ein Jahr nach Donald Trumps Wahlniederlage und dem Sturm auf das Kapitol in Washington D.C. im Jänner 2021 erreicht die Verschwörungsbewegung QAnon nach wie vor Hunderttausende - nicht nur in den USA, sondern vor allem auch in Österreich, wie eine aktuelle Studie zeigt. Besonders groß ist der Verschwörungsglaube demnach unter Ungeimpften.
„Q vadis? Zur Verbreitung von Qanon im deutschsprachigen Raum“ heißt die am Donnerstag veröffentlichte Studie des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS), in der dieses, basierend auf einer Analyse von Gruppen und Kanälen, die auf Telegram und YouTube dem QAnon-Spektrum zuzuordnen sind, eine Bestandsaufnahme der Verschwörungsbewegung in Österreich und Deutschland vornimmt.
Mehr als jeder Zehnte stimmt dort demnach zentralen Narrativen des QAnon-Milieus wie dem sogenannten Deep State, der weltweit die Geschicke lenkt, oder satanistischen Netzwerken, die Kinder entführen, mehr oder weniger stark zu (12,4 Prozent) - obwohl QAnon selbst als Bewegung kaum bekannt ist.
Verschwörungsglaube unter Ungeimpften besonders groß
Für Österreich zeigen sich noch höhere Zustimmungswerte: Von den 1012 Befragten stimmen 16,2 Prozent QAnon-Verschwörungserzählungen zumindest teilweise zu. Besonders ausgeprägt ist die Zustimmung laut CeMAS unter ungeimpften Menschen: 41,1 Prozent von ihnen stimmen den Erzählungen mindestens teilweise zu, im Kontrast zu 11,4 Prozent bei Menschen, die sich haben impfen lassen.
Insgesamt 9,2 Prozent der Befragten aus Österreich gaben an, sich mindestens einmal an Protesten gegen Coronaschutzmaßnahmen beteiligt zu haben. Die Hälfte (50,5 Prozent) der Protestierenden glaubt an Qanon-Verschwörungserzählungen, im Vergleich zu 10,3 Prozent bei denen, die hierzulande nie an den Protesten teilgenommen haben.
Wenig überraschend sind es dann auch vor allem FPÖ- und MFG-Wählerinnen und -Wähler, die zum Verschwörungsglauben neigen: 46,1 bzw. 32 Prozent von ihnen stimmen den Erzählungen zu, unter Wählerinnen und Wählern der anderen Parteien werden diese Aussagen dagegen zu mindestens 90 Prozent abgelehnt.
Österreich großer „Resonanzraum für Verschwörungserzählungen“
„Vieles deutet darauf hin, dass Deutschland und Österreich nach den USA sogar den größten Resonanzraum für QAnon-Verschwörungserzählungen bilden“, so das CeMAS in einer Mitteilung. Besonders auf Telegram findet demnach eine rege Kommunikation von QAnon-Anhängern statt: In der Analyse konnten 115 Kanäle und 84 Gruppen identifiziert werden, in denen Millionen Nachrichten ausgetauscht wurden.
„Der Report verdeutlich: QAnon ist in den USA und auch im deutschsprachigen Raum weiter auf dem Vormarsch und konnte sich in der verschwörungsideologischen Szene etablieren. Auch unabhängig von Botschaften des Stichwortgebenden Q-Accounts findet das verschwörungsideologische Milieu neue Narrative und Themenfelder, die es in seine Ideologie integriert“, fassen die Experten zusammen. „Das Interesse und die Aktivität des Milieus sind ungebrochen hoch.“
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