Live in der Stadthalle

Hans Zimmer: Opulentes Konzert für den Frieden

Wien
07.04.2022 06:00

Am 12. April kommt der frisch Oscar-veredelte Komponist Hans Zimmer wieder live in die Wiener Stadthalle. Mit im Gepäck hat er nicht nur die größten Hits von „Dune“, „The Dark Knight“ oder „Gladiator“, sondern auch die dezimierten Philharmoniker des ukrainischen Odessa-Orchesters. Ein Abend, der für Inklusion und Menschlichkeit steht, wie er im Pressegespräch verrät.

Als Starkomponist Hans Zimmer im Juni 2017 das letzte Mal mit großem Orchester in der Wiener Stadthalle auftrat, bröckelte fast der Putz von den Wänden. Wo Granden wie Ennio Morricone oder John Williams die feine Klinge führen, lässt es der geborene Frankfurter lieber richtig krachen. Seine Songs aus Hollywood-Blockbustern wie „The Dark Knight“, „Inception“, „Fluch der Karibik“ oder „Gladiator“ sind definitiv für die große Bühne gemacht. Wenn Zimmer nun am 12. April in die fast schon ausverkaufte Stadthalle zurückkehrt, dann hat er auch die Songs von „Dune“ im Gepäck, für die er vor wenigen Tagen seinen zweiten Oscar nach der Filmmusik für „Der König der Löwen“ im Jahr 1995 einheimste. Awards und Auszeichnen bedeuten dem 64-Jährigen aber naturgemäß wenig, wie er auch bei einem Presseevent in Berlin erklärte.

(Bild: Frank Embacher)

Jugendlicher Antrieb
„Ich suche diese Erfolge nicht, sie passieren. Die Regisseure finden mich und wollen meine Kunst und meinen Zugang zur Musik. Ich hingegen mag Regisseure, die ein bisschen rücksichtslos und furchtlos an ihre Projekte rangehen. Auszeichnungen sind schön, aber kein Antrieb.“ Motivierend und inspirierend seien nicht die Preise oder finanzielle Einnahmen, sondern ehrliches Lob. „Ridley Scott hat einmal sinngemäß gesagt, dass meine Musik seinen Filmen Flügel geben würde. Das war das größte Kompliment, das ich je bekommen habe.“ In seinen mehr als 200 Projekten spielten Filme mit Zimmers Musik mehr als 28 Milliarden Dollar ein. Gerade die Arbeit für sein Oscar-Werk „Dune“ hat den Wahl-Amerikaner besonders begeistert. Er verbrachte Monate damit, neue Instrumente zu entwickeln, neue Sounds zu definieren und über seine Grenzen zu gehen.

Doch die „Hans Zimmer Live“-Tour anno 2022 hat eine ganz besondere Bedeutung. Es geht dieses Mal weniger um Pomp und Trara oder Glanz und Gloria, sondern um die zwischenmenschliche Komponente in einer krisengeplagten Zeit. Zimmer tourt mit den Philharmonikern des Odessa-Orchesters aus der kriegsgebeutelten Ukraine. Nur zehn der Musiker hatten es für die Proben im schwäbischen Allgäu aus ihrer Heimat geschafft, der Rest der Besetzung wurde mit Musikerinnen aus unterschiedlichen Nationen aufgefüllt. „In meiner Band gibt es seit jeher politische Flüchtlinge aus Südafrika, Venezuela und anderen Ländern der Welt“, so Zimmer, „die Kunst ist da, um uns alle zu schützen und sie ist der beste Weg, um Menschlichkeit zu beschreiben.“ Orchestermanager Oleksandr Lysiuk beschreibt die Lage emotional. „Wir haben es über die Grenzen geschafft, die anderen leider nicht. Wir haben noch Kontakt, aber natürlich ist alles sehr angespannt.“

(Bild: Frank Embacher)

Gegen den Krieg
Die Tour von Zimmer befindet sich nun einer prekären Lage. Einerseits soll ein solch opulentes Konzert aus der Schwere des Alltags führen, andererseits wird man direkt mit der harschen Weltlage konfrontiert. Umso wichtiger sei für den Komponisten die Kraft der Musik. „Sie kann Leute zusammenbringen und Mauern einreißen. Wir wollen mit unseren Auftritten eine bessere Welt provozieren. Schon große Künstler wie Erich Kästner oder Kurt Tucholsky haben sehr viel Verantwortung mittransportiert und das ist auch uns ein besonderes Anliegen.“ Für Zimmer ist die Angelegenheit glasklar. „Es gibt nur einen Weg, wie man den Krieg sieht: man muss gegen ihn sein. Kinder sterben und man fühlt sich ohnmächtig. Ich bin überzeugt davon, hätten wir mehr Frauen und Mütter in den Regierungen dieser Welt, dann wäre sie eine bessere.“

Hans Zimmers Mutter floh 1939 vor den Nationalsozialisten nach England, so sind ihm Ausgrenzung und Kriegstreiben aus der ganz persönlichen Vergangenheit eine bittere Begrifflichkeit. „Ich weiß aus familiären Gründen, dass es nicht leicht ist, ein Land zu verlassen und es ist schön zu sehen, dass die Menschen so hinter den Kriegsflüchtlingen der Ukraine stehen und sie unterstützen. Wir können in der gegenwärtigen Lage nicht allzu viel tun, aber wir wollen die Menschen durch die Musik zusammenbringen. Beethovens 9. Sinfonie mit dem Text ,An die Freude‘ kann in diesen Tagen gar nicht laut und oft genug erklingen.“ Die derzeitige Situation sei eine Katastrophe, aber Zimmer ist trotzdem glücklich, mit dem Orchester arbeiten zu können. „Wir alle wollen jetzt Momente des Friedens und des Glücks erleben.“

Oleksandr Lysiuk und Hans Zimmer beantworteten gemeinsam Fragen der Journalisten. (Bild: Britta Pedersen / dpa / picturedesk.com)
Oleksandr Lysiuk und Hans Zimmer beantworteten gemeinsam Fragen der Journalisten.

Bröckeln für den Frieden
Abseits der abscheulichen Kriegswirren zeigt sich der Komponist froh darüber, wieder groß auftreten zu könne. „Ich habe viele neue Arrangements und kann einige ,Guilty Pleasures‘ einbauen“, erzählt er schmunzelnd, „es ist meine Party und ich tue, was mir Spaß macht. Eigentlich hätte ich eine Setlist für einen siebenstündigen Auftritt zusammengestellt, aber das macht meinen Veranstalter leider nicht so glücklich.“ Abseits seiner Leidenschaft für Musik bleibe Zimmer nicht viel Freizeit. „Ich habe Kinder, das beantwortet ohnehin alle Fragen. Außerdem nehme ich es mir heraus, einmal pro Jahr in Capri Urlaub zu machen.“ An ein mögliches Leisetreten mit zunehmendem Alter denkt der in Los Angeles wohnhafte Topstar nicht. „Warum soll ich aufhören, wenn ich eigentlich gerade erst anfange?“ Die nächsten Projekte sind in der Pipeline, doch vorher wird die Wiener Stadthalle wieder ordentlich bröckeln. Dieses Mal nicht nur für die Musik, sondern auch gegen den Krieg und für die Gemeinschaft.

Resttickets für Wien
Unter www.oeticket.com gibt es noch wenige Restkarten für „Hans Zimmer live“ am 12. April in der Wiener Stadthalle. Ein bombastisches und inklusives Konzert, das man keinesfalls verpassen sollte.

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