Einsatz in Sperrzone
Russische Soldaten in Tschernobyl „verstrahlt“
Nach dem Abzug russischer Soldaten aus der Region rund um das frühere Atomkraftwerk Tschernobyl sollen Teile der Truppen nach Angaben der Ukraine „erhebliche Strahlen“ abbekommen haben. Die Soldaten hätten nach Informationen des staatlichen Energieversorgers Energoatom Gräben im Wald in der Sperrzone rund um das teilweise beschädigte AKW ausgehoben.
Bei den Arbeiten nahe des havarierten AKWs seien Soldaten vermutlich mit verstrahltem Material unter der Oberfläche in Kontakt geraten, berichtete die Tagesschau am Freitag. Bei den ersten Krankheitszeichen hätten die russischen Truppen in Panik den Abzug vorbereitet.
Seit Kriegsbeginn in Tschernobyl
Die Soldaten hätten solche große Strahlungsdosen abbekommen, „dass ihnen die Konsequenzen von Ärzten in speziellen Schutzanzügen erklärt werden“ müssten, schrieb die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk auf Facebook. Fünf Wochen befand sich die russische Miliz in der Region rund um das frühere Atomkraftwerk.
Eine unabhängige Bestätigung für die ukrainischen Angaben liegt bislang aber nicht vor. Weder die Internationale Atomenergiebehörde IAEA noch der Kreml hätten diese Aussagen bisher bestätigt.
Kontrolle über Gebiet wieder an Ukraine übertragen
Bereits am Donnerstag hatten Truppen Russlands mit dem Abzug aus Tschernobyl begonnen, sie seien in zwei Kolonnen in Richtung der Grenze nach Belarus gefahren. Unter Berufung auf ukrainische Angaben teilte die IAEA mit, Russland habe die Kontrolle über das Gebiet schriftlich wieder an die Ukraine übertragen lassen. Über den Abzug habe man das Personal des AKW Tschernobyl Freitagmorgen informiert.
Übergeben wurden demnach auch zwei Zwischenlager für Atommüll, die sich in der 30-Kilometer-Sperrzone um das stillgelegte Kraftwerk befinden.
Ukrainische Arbeiter weiterhin vor Ort
Obwohl der teilweise zerstörte Atomreaktor seit dem Einmarsch Russlands vor fünf Wochen in russischer Hand gewesen ist, überwachten ukrainische Arbeiter trotzdem unter widrigen Bedingungen die sichere Lagerung der alten Brennstäbe und die Überreste des 1986 explodierten Reaktors, der unter einer Betonkuppel liegt.
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