Die Pandemie hat die Arbeitswelt ordentlich auf den Kopf gestellt. Wer ausschließlich von daheim arbeitet, kann seiner Karriere schaden.
Mitarbeiter werden weniger häufig befördert, wenn sie fast ausschließlich von daheim arbeiten. Dahinter steckt so etwas wie „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Weil für Beförderungen auch persönliche Erfahrungen mit einer bestimmten Person wichtig sind. „Persönliche Erfahrungen sind auch entscheidend für das Netzwerk in einem Unternehmen. Und das ist für Beförderungen wichtig“, erklärt Verhaltensökonom Matthias Sutter.
Denn wenn jemand nur im Homeoffice tätig ist, sei es viel schwerer zu beurteilen, ob er gute Führungsqualitäten vorweist oder Menschen gut motivieren kann. „Wenn man sich aber über die Fähigkeit solcher Personen unsicher ist, weil man sie sehr selten trifft, dann reduziert das die Wahrscheinlichkeit eines Karriereaufstiegs“, so der Direktor des Max-Planck-Instituts in Bonn. Je weiter hinten im Alphabet der erste Buchstabe des Nachnamens des Bewerbers, desto besser. Der Arbeitgeber lädt Sutter zufolge meist in alphabetischer Reihenfolge die Bewerber ein.
Menschen, die in der Lage sind, länger auf größere Belohnungen zu warten und Aufgaben fertigzustellen, sind Studien zufolge in der Arbeitswelt erfolgreicher.
Bestsellerautor Matthias Sutter
Mehrere Stolpersteine bei Bewerbungen
Der Reihenfolgen-Effekt bei Vorstellungsgesprächen, wonach spätere Bewerber leicht bessere Chancen haben, komme daher, dass man frühere Bewerber tendenziell nicht ganz so gut beurteilt wie spätere Bewerber. Das liege daran, dass man bei früheren Bewerbern häufig noch „Luft nach oben“ lässt. Weil später ja noch bessere Leute kommen könnten. Das erhöhe somit die Chancen von späteren Bewerbern. Er rät deshalb: „Wenn man es beeinflussen kann, ist das Rückverlegen des Bewerbungsgespräches, wenn irgendwie möglich, eine sehr gute Idee.“
Bewerber werden überdies häufiger zu Stelleninterviews eingeladen, wenn ihr Name als einheimisch wahrgenommen wird, als wenn der Name einen Migrationshintergrund hat. Diese Art der Verzerrung kommt weltweit vor und ist einer der Gründe, warum man aus Überlegungen der Chancengleichheit, besser anonymisierte Bewerbungen beurteilen sollte. Fotos und Namen werden weggelassen. Firmen könnten das über die Personalabteilung ohne riesigen Aufwand machen und eben nur die anonymisierten Bewerbungen an die Abteilung weitergeben, die eine Stelle zu besetzen hat.
Über ein Fünftel hat im Vorjahr fast ausschließlich von daheim gearbeitet. 20 Prozent waren teilweise im Homeoffice, etwa ein Drittel gar nicht. Der Rest gab an, keine Möglichkeit für Homeoffice zu haben.
Fairer sind anonymisierte Auswahlverfahren
„Somit fallen Verzerrungen durch Namen oder Bild weg. Und der Arbeitgeber tendiert eher dazu, jemandem nach Qualifikationen und Erfahrungen für ein Vorstellungsgespräch eine Chance zu geben“, so Sutter.
Eine Schweizer Studie zeigt: Firmentreue wird von Personalleitern positiv mit Loyalität, Teamfähigkeit, Ausdauer und Zuverlässigkeit assoziiert. Alles Soft Skills, die für Firmen immer wichtiger werden. Darum erhöht diese Assoziation die Wahrscheinlichkeit für die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch, wenn jemand die ersten acht Berufsjahre bei einem Unternehmen statt bei vier verschiedenen verbracht hat. Diese Einsicht stellt die häufig gehörte Meinung infrage, wonach man als junger Mensch auf dem Arbeitsmarkt möglichst viele verschiedene Erfahrungen bei verschiedenen Unternehmen gemacht haben sollte
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