„Provokation“

Butscha: Moskau dementiert Massaker an Zivilisten

Ausland
03.04.2022 17:59

Wenig überraschend stellte Russland die Verantwortung für das Massaker im Kiewer Vorort Butscha in Abrede. Jegliches von der Ukraine veröffentlichte Bild- und Filmmaterial in diesem Zusammenhang stelle eine Provokation dar, meldete die Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau. Alle russischen Einheiten hätten Butscha am 30. März verlassen, meldete Interfax.

Butscha zählt zu den Orten rund um Kiew, die in den vergangenen Tagen von der ukrainischen Armee befreit worden waren. Fast 300 Leichen wurden dort nach dem russischen Abzug gefunden, hieß es von den Behörden.

Reporter: Zahlreiche Tote haben zivile Kleidung getragen
Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten, dass zahlreiche Toten zivile Kleidung getragen hätten. Sie sahen auf einer einzigen Straße in Butscha mindestens 20 Leichen liegen. Mindestens einem der Toten waren die Hände gefesselt.

„Das ist Völkermord. Die Auslöschung einer Nation und seines Volkes“, sagte dagegen der ukrainische Präsident Selenskyj. Er forderte im US-Sender CBS, dass „alle Verantwortlichen, einschließlich der Befehlshaber, bestraft werden müssen“.

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Das ist Völkermord. Die Auslöschung einer Nation und seines Volkes.

Der ukrainische Präsident Selenskyj

Ukraine fordert weitere Sanktionen gegen Russland
Der ukrainische Außenminister Dmitro Kuleba sprach von einem „absichtlichen Massaker“ und forderte weitere Sanktionen. „Die Russen wollen so viele Ukrainer wie möglich vernichten“, schrieb er auf Twitter.

„Alle diese Menschen wurden erschossen“, sagte Bürgermeister Anatoly Fedoruk. „Sie haben sie mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet.“ Es stünden Autos auf den Straßen, in denen „ganze Familien getötet wurden: Kinder, Frauen, Großmütter, Männer“. Nach Angaben des Bürgermeisters mussten 280 Menschen in Butscha in Massengräbern beigesetzt werden, da die drei städtischen Friedhöfe noch in Reichweite des russischen Militärs lagen.

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Sie haben sie mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet.

Anatoly Fedoruk, Bürgermeister von Butscha

„Eine Reihe offenkundiger Kriegsverbrechen“
Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) dokumentierte nach eigenen Angaben eine Reihe „offenkundiger Kriegsverbrechen“ der russischen Truppen - neben Kiew seien diese auch in den Regionen Tschernihiw im Norden und in Charkiw im Osten des Landes verübt worden. Unter den nahe Kiew getöteten Zivilisten war auch der ukrainische Fotograf und Dokumentarfilmer Maksim Levin.

Ruf nach Gasembargo gegen Russland
Das Massaker im Kiewer Vorort Butscha lässt auch den Ruf nach einem Gasembargo gegen Russland lauter werden. „Es muss eine Reaktion geben. Solche Verbrechen dürfen nicht unbeantwortet bleiben“, sagte die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht am Sonntag der ARD. EU-Ratspräsident Charles Michel kündigte neue Sanktionen an.

Ähnliche Verbrechen in anderen Orten?
Offenbar dürften auch in anderen Orten der Hauptstadtregion ähnliche Verbrechen begangen worden sein. Die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenedyktowa sagte am Sonntag, dass 410 Leichen in Orten rund um Kiew gefunden worden seien. Es seien viele Verbrechen begangen worden über würden immer noch begangen.

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