Preise explodieren

Kern zu Energieengpass: „Da kommt ein Tsunami“

Politik
04.04.2022 08:31

Schon seit Monaten klettern die Energiepreise in Österreich rasant nach oben. Doch das Ende der Fahnenstange scheint noch nicht erreicht, wie der Ex-Kanzler und nunmehrige Energiemanager Christian Kern mahnt. Die gewaltigen Preissteigerungen im Großhandel seien schließlich noch nicht beim Endverbraucher angekommen: „Da kommt ein Tsunami auf uns zu“, sieht er dringenderen Handlungsbedarf.

Es handelt sich eindeutig um ein Kriegsverbrechen in einem verbrecherischen Angriffskrieg, verurteilte Kern in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ die Vorgänge in der Ukraine. Daher sei es auch nötig, die Ukraine zu unterstützen.

Keine Sanktionen im Energiebereich?
Dabei ist jedoch Fingerspitzengefühl gefragt, man dürfe schließlich nicht in den Status einer Kriegspartei hineinrutschen, so der Ex-Kanzler. Damit meint er nicht nur die Sorge vor dem gewaltigen Nuklearwaffenarsenal der Russen, sondern auch den Umgang mit der Energiekrise. 

Kern drängt auf eine rasche Umsetzung der Energiewende hin zu erneuerbarer Energie. (Bild: Krone KREATIV, APA/HANS KLAUS TECHT, HANS PUNZ)
Kern drängt auf eine rasche Umsetzung der Energiewende hin zu erneuerbarer Energie.

Er beneide Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) aktuell auch nicht darum, dass er jetzt in Sachen Sanktionen die Entscheidung treffen muss - während EU-weit etwa angedacht wird, solche auch in Sachen Energie zu setzen, sprach sich der Kanzler bis zuletzt gegen eine solche Vorgangsweise aus.

Krieg gefährdet unseren Wohlstand
Dennoch seien die heranrollenden Probleme gewaltig: „Wir reden nicht darüber, dass man einen Pullover anzieht, die Heizung um ein oder zwei Grad reduziert, oder das Licht zu Hause abdreht - hier geht es wirklich um Verwerfungen“, so Kern, der befürchtet, dass dieser geopolitische Wirtschaftskrieg auch den Wohlstand im Land infrage stellt.

Man stehe schließlich vor der Situation, dass die Energie-Großhandelspreise einzelner Produkte innerhalb eines Jahres „um 300 bis 800 Prozent gestiegen sind - das ist bei den Leuten noch gar nicht angekommen.“ Das liege wiederum vor allem daran, dass sehr viele noch immer Altverträge haben, die ihnen niedrigere Preise sichern.

„Schnorchel reichen nicht aus“
„Was passiert ist, dass die Preissteigerungen, die schon jetzt für viele unerträglich sind, sich in weiterer Folge auch auf den Nahrungsmittelbereich auswirken.“ Statt sich auf den „Tsuanmi“ vorzubereiten, teile die Regierung momentan aber nur „Schnorchel“ aus und erkläre, dass man „schon etwas tun“ werde. 

Dabei werde sich die Zahl jener Menschen, die sich Energie nicht mehr leisten können, sogar verdoppeln - dazu käme, dass viele Unternehmen aufgrund der steigenden Preise Probleme bekommen werden, weshalb viele auch ihren Arbeitsplatz verlieren, lautet Kerns weniger optimistische Prognose.

Begrenzte Alternativen
Gleichzeitig aber würden manche gewaltige Gewinne machen, kritisierte er neben der Preisbildung vor allem die Spekulationen am Energiemarkt: „Wenn die Kanonen donnern, dann wird’s interessant - das Geschäftsmodell dahinter, das muss man durchbrechen.“ Die Alternativen zur jetzigen Situation seien jedenfalls begrenzt: So würden sich etwa am Beispiel von Flüssiggas neben den USA vor allem Katar, die Emirate und der Iran anbieten - was aber erneut eine Abhängigkeit von weiteren autokratischen Ländern bedeute.

Sollte man tatsächlich künftig auf Flüssiggas setzen, würde sich der Preis zudem zum aktuellen Niveau verdoppeln - „und das dauerhaft.“ Es brauche nun eine „kühne, entschlossene“ Strategie, um sich wirklich von den fossilen Energieträgern zu verabschieden.

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