Massaker an Zivilisten

Bisher mindestens 340 Leichen in Butscha geborgen

Ausland
04.04.2022 09:35

Nach dem Massaker in der Stadt Butscha bei Kiew sind ukrainischen Medienberichten zufolge deutlich mehr als 300 Leichen von Zivilisten geborgen worden. Bis Sonntagabend seien bereits 330 bis 340 leblose Körper eingesammelt worden, schrieb die Zeitung „Ukrajinska Prawda“ am Montag unter Berufung auf einen Bestattungsdienst. Am Montag wurde die Suche nach weiteren Opfern fortgesetzt. Einige Leichen seien in Hinterhöfen vergraben, hieß es.

Die Bilder aus der Vorortgemeinde der Hauptstadt, wo nach dem Abzug russischer Truppen zahlreiche Leichen von Bewohnern auf den Straßen gefunden worden waren, haben international für Entsetzen gesorgt. Die Ukraine macht für das Massaker russische Truppen verantwortlich, die die Stadt bis vor Kurzem besetzt hatten. Moskau bestreitet das.

Massengrab gefunden
Am Sonntag hatte die ukrainische Seite bereits vom Fund eines Massengrabes mit etwa 280 Toten berichtet, die während der russischen Angriffe nicht würdig hätten bestattet werden können. Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft kündigte eine Obduktion der Leichen an, um das Verbrechen aufzuklären. Auch internationale Ermittler sollen eingeschaltet werden. Insgesamt sollen im Kiewer Gebiet bisher die Körper von mehr als 400 toten Zivilisten geborgen worden sein.

Zahlreiche tote Zivilisten auf der Straße und Massengräber - Anrainer sprechen von einem Massaker in Butscha. (Bild: AFP/RONALDO SCHEMIDT)
Zahlreiche tote Zivilisten auf der Straße und Massengräber - Anrainer sprechen von einem Massaker in Butscha.

Neue Sanktionen drohen
Die deutsche Bundesregierung und andere Staaten kündigten neue Sanktionen gegen Russland an. Die britische Regierung meldete, dass russische Truppen, die sich aus dem Nordwesten zurückzögen, in den Osten der Ukraine verlagert würden. Dort will Russland die gesamte Donbass-Region erobern. Russische Truppen greifen zudem offenbar weiter die südostukrainische Hafenstadt Mariupol an.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach sich angesichts der Bilder aus Butscha für neue Sanktionen aus. Es gebe sehr klare Hinweise auf Kriegsverbrechen in der Ukraine, für die die russische Armee verantwortlich zu sein scheine, sagte Macron dem Radiosender France Inter.

Hinrichtungen der russischen Armee?
Am Wochenende waren aus der Stadt Butscha Videos aufgetaucht, die zahllose getötete Menschen zeigen, die auf den Straßen liegen. Reuters-Reporter sahen einen Mann mit Kopfschuss, dessen Hände hinter dem Rücken zusammengebunden waren. Der stellvertretende Bürgermeister Taras Shapravskyj sagte, dass 50 der 300 gefundenen Toten Opfer von Hinrichtungen der russischen Armee seien. Reuters konnte die Zahlen nicht überprüfen und auch nicht feststellen, wer für die Tötungen verantwortlich ist.

Die Einwohner von Butscha trauern. In der Stadt im Großraum Kiew wurden zahlreiche tote Zivilisten gefunden. (Bild: APA/AFP/RONALDO SCHEMIDT)
Die Einwohner von Butscha trauern. In der Stadt im Großraum Kiew wurden zahlreiche tote Zivilisten gefunden.

Die russische Regierung weist die Verantwortung zurück. Russland beantragte für Montag eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. Bei der Sitzung solle über die „Provokation von ukrainischen Radikalen“ diskutiert werden, schrieb der Vertreter Russlands bei der UNO, Dmitri Polanski, auf der Plattform Telegram.

Russland wirft den USA und der Nato im Zusammenhang mit den Bilder von Toten in Butscha Manipulation vor. Die unmittelbar auf die Veröffentlichung erfolgten Erklärungen des Westens deuteten darauf hin, dass „die Nachricht bestellt“ worden sei, sagt die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. Damit solle der Ruf Russlands geschädigt werden. „Wer steckt hinter der Provokation? Natürlich die USA und die Nato“, sagt Sacharowa in einem am späten Sonntagabend ausgestrahlten Fernsehinterview.

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