Besuchte Butscha

Selenskyj: Verhandlungen nach „Genozid“ erschwert

Ausland
04.04.2022 17:37

Nach Bekanntwerden eines Massakers an Zivilisten ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in die zerstörte Stadt Butscha gereist. In Butscha seien Kriegsverbrechen begangen worden, sagte Selenskyj am Montag vor Journalisten in der kleinen Stadt rund 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew. So sollen zum Beispiel eine Dorfvorsteherin und ihre Familie erschossen und verscharrt worden sein. „Die Welt wird das als Genozid anerkennen“, sagte Selenskyj. Er sieht die Fortsetzung der Friedensverhandlungen mit Russland erschwert.

Es sei „schwierig“, die Friedensgespräche mit Russland weiterzuführen, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag bei einem Besuch in Butscha nordwestlich von Kiew. Dort wurden nach dem Abzug russischer Truppen vergangene Woche wie berichtet mehr als 300 Leichen von Zivilisten eingesammelt. „Die Welt wird das als Genozid anerkennen", meinte der Präsident. Die Ukraine macht russische Truppen für das Massaker verantwortlich, Moskau bestreitet das hingegen.

Mit Sand bedeckte Leichen
„Die Besatzer vermuteten, dass sie mit unserem Militär zusammenarbeiteten und uns Standorte für unsere Artillerie verrieten“, sagte Anton Heraschtschenko vom Innenministerium am Montag. Ein Beispiel sei das Dorf Motyschyn westlich der Hauptstadt. Die Russen hätten die Dorfvorsteherin Olha Suchenko, ihren Mann Ihor Suchenko und ihren Sohn Olexandr erschossen und verscharrt. Heraschtschenko zeigte ihre teilweise mit Sand bedeckten Leichen: „Dieser Abschaum folterte, schlachtete und tötete die ganze Familie.“

Zahlreiche tote Zivilisten auf der Straße und Massengräber - Anrainer sprechen von einem Massaker in Butscha. (Bild: AFP/RONALDO SCHEMIDT)
Zahlreiche tote Zivilisten auf der Straße und Massengräber - Anrainer sprechen von einem Massaker in Butscha.
Die Einwohner von Butscha trauern. In der Stadt im Großraum Kiew wurden zahlreiche tote Zivilisten gefunden. (Bild: APA/AFP/RONALDO SCHEMIDT)
Die Einwohner von Butscha trauern. In der Stadt im Großraum Kiew wurden zahlreiche tote Zivilisten gefunden.

Angaben nicht überprüft
Reuters konnte diese Angaben bisher nicht überprüfen. Russland weist die Vorwürfe als „Propaganda der Ukraine und des Westens“ zurück und spricht von einer „Provokation“.

Darüber hinaus berichteten freigelassene ukrainische Kriegsgefangene von möglichen russischen Verstößen gegen die Genfer Konvention. Laut der ukrainischen Ombudsfrau Ljudmyla Denisowa hätten sie kein Essen erhalten, seien in Kellern festgehalten worden und hätten ihre Uniformen ausziehen müssen. Eine Stellungnahme der russischen Regierung liegt bis dato nicht vor.

Friedensverhandlungen noch möglich
Trotz dieser Vorfälle meinte der ukrainische Staatschef am Montag bei seinem Besuch, dass es immer noch möglich sei, mit Russland über Frieden zu verhandeln. „Die Ukraine muss Frieden bekommen. Je länger die Russische Föderation den Gesprächsprozess verzögert, desto schlimmer wird es für sie.“

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft kündigte eine Obduktion der Leichen an, um das Verbrechen aufzuklären. Laut Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock habe der Internationale Strafgerichtshof die Ermittlungen bereits aufgenommen, „damit die Wahrheit und zwar die ganze Wahrheit ans Licht kommt“. Deutschland werde dafür zusätzlich zwei Millionen Euro und eigene Spezialisten zur Verfügung stellen. Zudem werde die Bundesregierung das Verteidigen der Ukraine verstärkt unterstützen. Die EU verschärft ihre Sanktionen gegen Russland.

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