Ukraine-Flüchtlinge

„Egal was,egal wie, Hauptsache, Arbeit!“

Politik & Wirtschaft
05.04.2022 11:00

Viele der vertriebenen Frauen aus der Ukraine sind im erwerbsfähigen Alter. Sie strömen jetzt auf den Arbeitsmarkt. Bei der Kinderbetreuung und der Einschulung steht die Stadt jedoch vor noch größeren Herausforderungen.

Als vor mehr als einem Monat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen hatte, setzte die größte Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg ein. Alleine in der Bundeshauptstadt wurden bereits 16.000 Flüchtlinge registriert.Doch nun kommen die ersten Vertriebenen auch im System des Arbeitsmarktservice an. Beim „Krone“-Lokalaugenschein im Beratungszentrum im Austria Center wird am Infopoint des AMS bereits vermittelt. Oxsana Marushkyna (37) und Olena Trerdokhlib (35) arbeiteten in Juschnoukrajinsk im Süden der Ukraine als Elektroingenieurinnen im Kernkraftwerk. Bei uns ein Nischenberuf. „Egal was, egal wie, wir möchten arbeiten!“, sind sich die beiden Mütter einig. Für eine Arbeitsaufnahme braucht man jedoch eine Beschäftigungsbewilligung.

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Wenn wir uns die Altersstruktur der Ankommenden ansehen, schätzen wir, dass knapp die Hälfte davon im erwerbsfähigen Alter ist, es sind aber auch sehr viele Kinder dabei.

AMS-Wien Chefin Petra Draxl

Seitens des AMS wurden aber erst wenige davon erteilt. Wenn, dann vor allem im systemrelevanten Bereich, wie Kinderbetreuung, Pflege und Bildung. Mit den ersten Bewilligungen für gewerbliche Betriebe ist allerdings noch diese Woche zu rechnen. „Wenn wir uns die Altersstruktur der Ankommenden ansehen, schätzen wir, dass knapp die Hälfte davon im erwerbsfähigen Alter ist, es sind aber auch sehr viele Kinder dabei“, so AMS-Wien-Chefin Petra Draxl.

Im Beratungszentrum im Austria Center werden an die Flüchtlinge nun Jobs vermittelt. (Bild: Gerhard Bartel)
Im Beratungszentrum im Austria Center werden an die Flüchtlinge nun Jobs vermittelt.

1600 Lehrer für 40.000 neue Schüler
Die AK prognostiziert bis zu 40.000 ukrainische Flüchtlingskinder in der Stadt.Diese jungen Menschen benötigen Schul- und Kindergartenplätze und medizinische Versorgung. Zwei Bereiche, in denen es schon vor dem Krieg eklatante Personalmängel gab. „Für 40.000 neue Schüler brauchen wir 1600 zusätzliche Pädagogen“, pocht Bildungsdirektor Heinrich Himmer auf rasche Arbeitsbewilligungen für geflüchtete ukrainische Lehrer. Nicht minder dramatisch ist die Lage im Gesundheitsbereich. Es gab schon vor der Flüchtlingskrise einen akuten Mangel an Kassen-Kinderärzten. „Mit bestehenden Kassen-Medizinern ist das völlig unmöglich zu bewältigen“, sagt Neo-Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart.

Gebraucht wird auch psychologische Hilfe. „Die meisten hatten dramatische Erlebnisse“, sagt Gesundheitspsychologe Dominik Rosenauer. Von den 123 klinischen Kinderpsychologen in Wien kann laut offizieller Liste gerade einmal einer russisch.

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