Nachdem der Biber über 100 Jahre lang aus dem Stadtbild verschwunden war, erobert er seit seiner Wiederansiedlung Ende der 1970er-Jahre erfolgreich seine Reviere zurück. In Wien leben bis zu 400 Biber, was eine Auszeichnung für eine Millionenstadt ist. Der fleißige Landschaftsgestalter zählt weltweit und auch nach dem Wiener Naturschutzgesetz zu den streng geschützten Tierarten - am Donnerstag ist sein Ehrentag.
Wussten Sie, dass Biber eine lebenslange Partnerschaft eingehen? Ja, sie bleiben einander ihr ganzes Leben lang treu. Als Eltern arbeiten sie zusammen, pflegen das Nest, bauen große Höhlen und unterstützen sich gegenseitig, um zu überleben. Junge Biber verlassen erst mit zwei bis drei Jahren, wenn sie geschlechtsreif werden, ihre Eltern, um eine eigene Familie zu gründen.
Die Rückkehr des Bibers
In den letzten Jahrhunderten wurden die Biber gnadenlos gejagt, bis 1863 das letzte Tier in Österreich bei Fischamend getötet wurde. Etwa 100 Jahre nach der Ausrottung sind Biber in den Donauauen wieder angesiedelt. Heute leben in Wien rund 400 Nachkommen dieser Biber. Zunächst haben sie die Donauufer erobert, dann die Alte Donau, den Donaukanal, Marchfeldkanal und schließlich auch den Wien Fluss.
Eine bleibende Erinnerung an die „Biberfrau“
2009 wurde der Internationale Tag des Bibers ins Leben gerufen, das Datum war dabei mit Bedacht gewählt worden. Es handelt sich beim 7. April um den Geburtstag von Dorothy Richards (1894-1985), einer Amerikanerin, die auch als „Biberfrau“ bekannt wurde. Richards erforschte das Nagetier 50 Jahre lang, hatte zwei Biberfamilien, die in einem Anbau ihres Hauses lebten und schrieb ein Buch mit dem Titel „Beaversprite: My Years Building an Animal Sanctuary“.
Katholiken verspeisten Biber in der Fastenzeit
Übrigens: Die katholische Kirche war in alten Zeiten, im Jahre 1414 herum, sehr einfallsreich, um strenge Fasten-Vorschriften zu umgehen. Legenden nach wurde einst beschlossen: Alles, was im Wasser lebt, wird als Fisch gezählt. Und Fisch zu essen, ist in der Fastenzeit schließlich erlaubt. Somit kamen einst auch Biber (wegen ihres geschuppten Schwanzes) und Fischotter auf den Tisch.
Der vegetarische Holzfäller
Der Biber ist ein Vegetarier: Kräuter, Gräser, Blätter, junge Triebe und Wasserpflanzen stehen auf seinem Speiseplan. Biber ernähren sich im Winter ausschließlich von Rinde und verwenden vermehrt Äste als Baumaterial zum Auskleiden und Instandhalten ihrer Bauten.
Besonders in einer Großstadt wie Wien ist die Wiederansiedelung von Bibern sowie die Auswirkungen der Biberaktivität auf das Ökosystem als positiv zu betrachten und hat einen großen Einfluss auf die Biodiversität entlang von Gewässern.
Ing. Günther Annerl, Leiter des Wildtierservice Wien
Anti-Aging für die Natur
Das größte Nagetier Europas - mit bis zu 130 Zentimetern - ist ein wesentlicher Bestandteil der Biodiversität im Bereich der Gewässer und spielt eine wichtige Rolle im aquatischen Ökosystem. Der Biber gilt als Ökosystemingenieur, der die Landschaft nach seinen Bedürfnissen gestaltet. Dadurch fördert der tierische Baumeister den Artenreichtum entlang von Gewässern enorm. Vor allem Amphibien und Insekten profitieren von seiner landschaftsgestalterischen Tätigkeit. Und: das Fällen von Bäumen führt zu einer Verjüngung der Ufervegetation. Mehr Licht gelangt an den Boden und die Anzahl der Pflanzenarten steigt an.
Auf den Spuren des Bibers
In den Altarmen der Donau-Auen fühlen sich die putzigen Kerlchen besonders wohl. Mit etwas Glück kann man den scheuen Biber mit Einbruch der Dämmerung bei geführten Bootstouren in seinem Lebensraum beobachten oder belauschen. Die nächsten Termine für „Biberperspektiven“ finden Sie hier.
Ein Zukunftsgestalter, der Wertschätzung verdient
Wir Menschen lieben es, unsere Umgebung neu zu gestalten und den Platz in unserem Zuhause möglichst zu maximieren. Biber tun genau dasselbe! Sie sind besonders geschickt und einfallsreich. Sie können in der Nähe von Menschen gut leben - das sollten wir wertschätzen. Oder wie ein Biberforscher es treffend formuliert hat: „Wir müssen die Biber ihre Arbeit machen lassen, damit sie uns dabei helfen können, einige unserer schlimmsten Umweltprobleme zu lösen.“
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