„Sklavenarbeit“ & Co.

Diese Wörter sind für Amazon-Mitarbeiter tabu

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05.04.2022 12:26

Noch bevor sie überhaupt offiziell veröffentlicht worden ist, sorgt eine geplante Messaging-App für die Kommunikation zwischen Amazon-Mitarbeitern in den USA für Wirbel. Wörter wie „Gewerkschaft“, „Sklavenarbeit“ oder „Gehaltserhöhungen“ sollen dort nämlich verboten sein und maschinell herausgefiltert werden - um bei den Empfängern keine „negativen Gefühle“ hervorzurufen, wie es in internen Dokumenten heißt. Amazon beschwichtigt.

Wie die US-Website „The Intercept“ unter Berufung auf interne Dokumente des Online-Händlers berichtet, hatte Amazon im November 2021 ein hochrangiges Treffen einberufen, bei dem Führungskräfte Pläne zur Schaffung einer internen Social-Media-Anwendung erörterten, mit der Mitarbeiter die Leistung von Kollegen durch „Shout-Outs“ genannte Beiträge anerkennen könnten.

Hauptziel der App, so Amazons Leiter des weltweiten Verbrauchergeschäfts, Dave Clark, sei es, die Mitarbeiterfluktuation zu verringern, indem die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter gefördert werde. Shout-Outs sollen demnach Teil eines Belohnungssystems sein, bei dem Mitarbeiter virtuelle Sterne und Abzeichen für Aktivitäten erhalten, die „einen direkten geschäftlichen Nutzen bringen“, heißt es in den Dokumenten.

Filter gegen die „dunkle Seite der sozialen Medien“
Unternehmensvertreter warnten dem Bericht nach jedoch vor der „dunklen Seite der sozialen Medien“ und beschlossen, die Beiträge aktiv zu überwachen, um eine „positive Gemeinschaft“ zu gewährleisten. Im Anschluss an das Treffen wurde daher ein automatischer „Bad-Word-Monitor“ entwickelt, der eine Liste unerwünschter Wörter enthält, um Mitarbeiter automatisch vor dem Versenden von Nachrichten mit profanen oder unangemessenen Schlüsselwörtern zu warnen. 

Neben Schimpfwörtern enthält die „The Intercept“ vorliegende Liste auch viele Begriffe, die für die organisierte Arbeitnehmerschaft relevant sind, darunter „Gewerkschaft“, „Beschwerde“, „Lohnerhöhung“ und „Vergütung“. Weitere verbotene Schlüsselwörter sind Begriffe wie „Ethik“, „unfair“, „Sklave“, „Freiheit“, „Vielfalt“, „Ungerechtigkeit“ und „Fairness“. Sogar einige Sätze wie „Das ist bedenklich“ sollen verboten sein.

Negative Gefühle vermeiden
„Mit freiem Text riskieren wir, dass Leute Shout-Outs schreiben, die bei den Zuschauern und Empfängern negative Gefühle hervorrufen“, heißt es in einem Dokument, das das Programm zusammenfasst. „Wir wollen die Inhalte, die gepostet werden können, eher restriktiv handhaben, um negative Erfahrungen der Mitarbeiter zu vermeiden.“ 
Zusätzlich zum automatisierten Filter sollen Manager die Befugnis haben, ihrer Meinung nach unangemessene Shout-Outs zu kennzeichnen oder zu unterdrücken. 

Amazon: App kann sich noch erheblich ändern
Dem Bericht nach soll die App noch im April in einer Pilotphase starten. Amazon versucht im Vorfeld zu beschwichtigen: „Unsere Teams denken immer über neue Wege nach, wie wir unseren Mitarbeitern helfen können, sich zu engagieren“, erklärte eine Sprecherin gegenüber „The Intercept“. „Dieses spezielle Programm ist noch nicht genehmigt und kann sich noch erheblich ändern oder sogar überhaupt nicht starten.“

Im Falle eines Startes sei nicht geplant, dass viele der von der US-Website genannten Begriffe geprüft würden. „Die einzige Art von Wörtern, die überprüft werden könnten, sind solche, die beleidigend oder belästigend sind, was zum Schutz unserer Teams gedacht ist“, so die Amazon-Sprecherin.

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