Eindringliche Hilferufe gibt es einmal mehr vom Betriebsrat der Tiroler Flüchtlingsgesellschaft. Es brauche dringend mehr Personal, um die aktuellen Herausforderungen bewältigen zu können. Das Land sei nun gefordert.
„Wir sind in der derzeitigen Ukraine-Krise besser aufgestellt als noch 2015“, sagt der Betriebsrat der Tiroler Soziale Dienste (TSD). Dennoch gibt es einen wesentlichen Kritikpunkt: Personalmangel! „Wir haben bereits im Spätherbst 2021 eine Aufstockung etwa im Betreuungsbereich gefordert, um den Mitarbeiterstab entlasten zu können“, betont der TSD-Betriebsrat. Diese Notwendigkeit werde mittlerweile vonseiten der Geschäftsführung erkannt, Stellenanzeigen seien ausgeschrieben worden, man zeige sich sehr bemüht.
„Wenn von Zehntausenden Vertriebenen die Rede ist, muss auch die dafür notwendige Infrastruktur geschaffen werden – samt Personal, auch unter Senkung des Anforderungsprofils. Da dringend Personal benötigt wird, müssen eben auch Abstriche getätigt werden.“
„Brauchen dringend Entlastung“
Die TSD brauche dringend Entlastungen und das funktioniere in erster Linie über neues Personal. „Hier ist vorrangig das Land Tirol gefragt, denn wir brauchen rasche Hilfe von außen - zur Not auch behördliche Organe wie das Bundesheer, das mit Arbeitskräften zur Seite steht“, sagt der Betriebsrat.
„Aus der Grundversorgung das Personal abziehen“
In einer E-Mail von der TSD-Geschäftsführung an alle Mitarbeiter vom 13. März – die der „Tiroler Krone“ vorliegt – steht tatsächlich, dass personell zusätzliche Kapazitäten aufgebaut werden. „Bis es so weit ist, werden wir aber Kapazitäten aus der Grundversorgung für die Betreuung von Vertriebenen aus der Ukraine abziehen müssen. Damit dies möglich ist, wird der Betreuungsschlüssel temporär auf 1:140 erhöht“, heißt es weiter im Schreiben.
„Ein Betreuungsschlüssel von 1:140 ist ein Fiasko“
Bisher lautete der Schlüssel 1:70 – also eine Person ist zuständig für 70 Asylwerber. Derzeit ist diese eine Mitarbeiterin bzw. dieser eine Mitarbeiter allerdings für doppelt so viele Asylwerber verantwortlich. In Wahrheit gebe es aktuell jedoch auch Einrichtungen, in denen eine Betreuungsperson für knapp 300 Menschen zuständig sei. Und nicht immer habe diese Person eine Vollzeitanstellung. An den Wochenenden sei in der Folge überhaupt niemand vor Ort in den Einrichtungen, sondern es gebe lediglich telefonischen Notkontakt.
Ein Betreuungsschlüssel von 1:140 ist ein qualitatives Fiasko.
TSD-Betriebsrat
„Ein Betreuungsschlüssel von 1:70 ist qualitativ schon hoch. Ein Betreuungsschlüssel von 1:140 ist ein qualitatives Fiasko“, spricht der Betriebsrat klare Worte. Es haben sich auch schon Mitarbeiter an die TSD-Geschäftsführung sowie an die zuständige Landesrätin Gabriele Fischer und an LH Günther Platter gewandt.
Dankesworte an jeden einzelnen TSD-Mitarbeiter
Derzeit zähle die Tiroler Flüchtlingsgesellschaft um die 170 Mitarbeiter. „Diesen Angestellten gebührt unser Dank, denn es sind viele uneigennützige Kolleginnen und Kollegen dabei, die weitaus mehr arbeiten, als sie müssten. Davon profitieren wir sehr. Das erfüllt uns selbstverständlich mit Stolz und freut uns“, betont der Betriebsrat.
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