Kriegsverbrechen

Menschenrechtsexperte: „Butscha kein Einzelfall“

Ausland
06.04.2022 06:00

Für Wenzel Michalski von Human Rights Watch ist das Massaker unweit von Kiew kein entsetzlicher Ausreißer, sondern ein Muster. Ähnliches sei auch woanders dokumentiert.

Nach dem Gemetzel an Zivilpersonen in Butscha zeichnet Wenzel Michalski, Direktor der Menschenrechtsorganisation in Deutschland, ein düsteres Bild: „Wir haben zwischen 27. Februar und 14. März auch das Kriegsgeschehen in Orten der Region Charkiw untersucht.“ Dokumentiert seien ähnliche Gräueltaten, wenn auch mit weniger Opfern: „Eine Mutter und ihre fünfjährige Tochter wurden aus einer Schule gezerrt, die Frau vergewaltigt und mit einem Messer am Hals verletzt. In einem anderen Fall warfen russische Soldaten eine Nebelgranate in einen Keller. Eine darin befindliche 41-Jährige und ihr 14-jähriges Kind wurden dann erschossen.“

„Woher will die internationale Menschenrechtsorganisation dies alles wissen?“, fragte die „Krone“ den Direktor. „Wir haben Mitarbeiter vor Ort, sprechen mit Geflüchteten, und Datenforensiker werten Fotos und Videos aus.“ Und es komme vor, dass die Täter auf Plattformen wie Telegram sogar mit ihren Untaten prahlen würden.

Wenzel Michalski von Human Rights Watch (Bild: HRW)
Wenzel Michalski von Human Rights Watch

„Schockiert, aber nicht 100-prozentig überrascht“
Die Experten von Human Rights Watch seien „schockiert, aber nicht 100-prozentig überrascht“ über die furchtbaren Entgleisungen gegen zivile Opfer. Ähnliche Dinge seien schon in Tschetschenien und in den vergangenen Jahren in den umkämpften Regionen der Ostukraine passiert.

Michalski glaubt, dass die Russen mit der Terrorisierung der Zivilbevölkerung das militärische Unvermögen kompensieren. Jederzeit seien Untaten nun auch in anderen Frontgebieten möglich.

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