Nur wenige Tage nachdem sich Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) zu einer Nachrüstung ihrer ungeliebten Eurofighter bekannt hat, legt Saab einen neuen Paketpreis für Gripen-Kampfjets auf den Tisch. Die Schweden wollen wieder zur dominierenden Macht am Himmel über Österreich werden.
Im Duell mit dem Eurofighter gibt sich Saab nicht geschlagen: Erstmals nannten die Schweden am Mittwoch der „Krone“ All-inclusive-Preise für ein Paket, bestehend aus zwölf Gripen C (Einsitzer) und zwei Gripen D (Zweisitzer), inkludiert sind auch erste Ersatzteile und eigene Simulatoren. Saab bringt sich damit wieder als nächster Kampfjet für Österreich ins Spiel. Und das nur wenige Tage nachdem Ministerin Tanner öffentlich am Eurofighter festgehalten hat.
Um ein Drittel günstiger als der Eurofighter?
Mit 900 Millionen Euro Anschaffungskosten und 23.000 Euro Kosten pro Flugstunde wäre der Jet laut Konzern auf 15 Jahre gerechnet noch immer um rund ein Drittel günstiger als der Eurofighter. Zum Vergleich: Unsere 15 Eurofighter, die wir seit 2007 fliegen, sind schon abbezahlt, es entstünden also keine Anschaffungskosten mehr.
Die Kosten pro Flugstunde liegen allerdings bei rund 60.000 Euro, je nach Rechnungsweise. Die Gründe dafür sind unter anderem zwei Triebwerke statt einem beim Gripen, und eine allgemein komplexere Bedienweise des Eurofighters. Pro Jahr sollten Österreichs Kampfpiloten rund 2000 Stunden in der Luft verbringen, aktuell schaffen sie in guten Jahren rund 1500.
Wehrbudgets steigen
Der Zeitpunkt für das wettbewerbsfähige Angebot ist günstig gewählt: Aktuell steigen in ganz Europa die Wehretats, in Österreich will Ministerin Tanner das Budget von 0,6 Prozent des BIP zunächst auf ein Prozent und bis 2027 gar auf 1,5 Prozent erhöhen, zusätzlich soll es einen Zehn-Milliarden-Sondertopf für akute Ausgaben geben. Die zuletzt stark strapazierte Luftraumüberwachung, die nach dem Ausscheiden der Saab 105 vor einem Jahr nur noch auf wenigen Eurofightern ruht, soll eine der ersten Investitionsgebiete sein.
Eine Flotte oder zwei?
Die Gretchenfrage, die dabei beantwortet werden muss, lautet: Wie viele Flugzeuge soll Österreich gleichzeitig betreiben? Reicht ein überschallfähiger, ein effizienter Kampfjet aus, der in Zeltweg stationiert ist, und lagert man die Ausbildung der Piloten ins Ausland aus? Oder braucht man für das Training von ein bis zwei Flugzeugführern im Jahr noch einen zweiten Typ, einen kleineren, langsameren Jet-Trainer, der - sehr limitiert - ebenfalls Überwachungstätigkeiten übernehmen könnte? Innerhalb des Heeres tendiert man derzeit zur Zwei-Flotten-Lösung, wie General Robert Brieger zuletzt im „Krone“-Interview bestätigte. Das neue Angebot aus Schweden jedoch könnte die Karten neu mischen.
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