Geheimdienst hörte mit
Putins Soldaten funkten über Massaker von Butscha
Russische Soldaten haben das Massaker im Kiewer Vorort Butscha offenbar per Funk besprochen und sind dabei von Deutschlands Geheimdienst BND abgehört worden. Zu hören ist auf den Aufnahmen demnach beispielsweise, wie ein Soldat in einem Funkspruch behauptet, er und seine Kollegen hätten einen Fahrradfahrer erschossen. Das erschütternde Bild der Leiche ging um die Welt, der Vorfall war außerdem von einer Drohne gefilmt worden.
Aus einem weiteren aufgezeichneten Funkspruch lässt sich ableiten, dass die russischen Schergen gefangene ukrainische Soldaten noch verhört hatten, bevor sie diese ermordeten. Das geht aus einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ hervor.
Die Aufnahmen des BND legen nahe, dass es sich bei den Gräueltaten weder um Zufallstaten handle, noch um Aktionen einzelner aus dem Ruder gelaufener Soldaten: Vielmehr lege das Material nahe, dass Morde an Zivilisten Teil des üblichen Handelns der russischen Militärs geworden seien, möglicherweise sei es Teil einer Strategie. Es gehe darum, unter der Zivilbevölkerung Angst und Schrecken zu verbreiten und Widerstand zu ersticken.
Massaker nach russischem Abzug entdeckt
In dem Ort Butscha waren nach dem Abzug russischer Militärs am Wochenende ein Massengrab und zahlreiche auf offener Straße liegende Leichen entdeckt worden. Laut „Spiegel“ waren an den Gräueltaten auch Söldner der berüchtigten „Gruppe Wagner“ beteiligt.
Russland dementierte vehement, dass russische Kräfte für diese Kriegsverbrechen verantwortlich seien. Die Regierung in Moskau spricht von gefälschten Fotos und Videos. Die Abhör-Erkenntnisse des BND könnten die Dementis möglicherweise entkräften.
Leichen in Irpin „mit Schaufeln vom Asphalt gekratzt“
Der Bürgermeister der Kiewer Vorstadt Irpin warf den Russen unterdessen nach deren Abzug aus seiner Stadt schwere Kriegsverbrechen vor. In Irpin hätten russische Truppen die Männer von Frauen und Kindern getrennt, sagte Olexander Markuschyn am Donnerstag. „Diejenigen, die ihnen nicht gefielen - und das sind Fakten, es gibt Zeugen -, haben sie erschossen. Diejenigen, die nicht gehorchten, haben sie erschossen“, sagte Markuschyn. Die Toten seien dann absichtlich von Panzern überrollt worden. „Wir haben die Leichen mit Schaufeln vom Asphalt gekratzt.“
Außerdem hätten die russischen Soldaten Frauen vergewaltigt. „Die russischen Invasoren töteten und demütigten nicht nur Frauen, sondern raubten auch gnadenlos die Wohnungen der Irpiner aus“, sagte Markuschyn. Gestohlen worden sei alles - von Waschmaschinen bis Unterwäsche.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.