Wir alle zahlen drauf

Studie belegt Sprit-Abzocke der Mineralölkonzerne

Motor
07.04.2022 17:50

Dass Benzin und Diesel extrem teuer geworden sind, sehen wir täglich an den Tankstellen und spüren wir schmerzhaft am Konto. „Der Krieg in der Ukraine“ wird von den Mineralölkonzernen gerne als Argument hergenommen - dabei ist der Ölpreis zwar hoch, aber nicht so exorbitant hoch, dass er derartige Preise rechtfertigen würde. Der Verdacht liegt nahe, dass hier aus dem Krieg Gewinn geschlagen wird. Und zwar nicht zu knapp, wie eine aktuelle Untersuchung im Auftrag von Greenpeace nahelegt.

(Bild: kmm)

Ausgerechnet die Umweltschutzorganisation, die eigentlich über hohe Spritpreise jubeln könnte, prangert die Geschäftemacherei an. Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie beziffert erstmals die enormen Krisengewinne, die die Ölindustrie seit Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine generieren konnte: Durch den Verkauf von Diesel und Benzin in Europa haben Konzerne demnach Mehreinnahmen in Höhe von mindestens 3 Milliarden Euro erzielt.

Alleine für März beziffert die Untersuchung die Zusatzeinnahmen der Erdölindustrie in der EU auf täglich durchschnittlich 107 Millionen Euro: 94 Millionen Euro aus dem Verkauf von Diesel und 13 Millionen Euro aus dem Verkauf von Benzin. „In ganz Europa waren die Verbraucher von beispiellosen Preissteigerungen an den Zapfsäulen betroffen“, konstatieren die Umweltschützer.

Greenpeace fordert, die „unmoralischen Krisengewinne“ gesondert zu besteuern. (Bild: Mitja Kobal/Greenpeace)
Greenpeace fordert, die „unmoralischen Krisengewinne“ gesondert zu besteuern.

4,3 Millionen Euro pro Tag in Österreich
In Österreich machten die Krisengewinne den Angaben zufolge rund 4,3 Millionen Euro pro Tag aus. Der größte Teil davon (3,7 Millionen Euro) stammt aus dem Dieselgeschäft. Im ersten Monat des Krieges in der Ukraine summieren sich diese Zusatzeinnahmen am heimischen Markt auf 133,3 Milionen Euro. In Österreich habe die Ölindustrie damit nach Deutschland die zweithöchsten Mehreinnahmen aus dem Verkauf von Diesel und Benzin in der EU erwirtschaftet.

Greenpeace fordert „die Bundesregierung und Bundeskanzler Karl Nehammer auf, diese unmoralischen Krisengewinne gesondert zu besteuern, damit Entlastungsmaßnahmen für besonders von der Teuerung betroffene Bevölkerungsgruppen zu finanzieren und Österreichs Abhängigkeit von Öl zu reduzieren“.

Über die Studie - Diskrepanz zwischen Rohöl- und Spritpreisen
Die Analyse des Hamburger Forschungs- und Beratungsbüros EnergyComment konzentriert sich auf die schnell wachsenden Margen zwischen internationalen Rohölpreisen und europäischen Tankstellenpreisen ohne Steuern und Abgaben. Dabei ist auffällig, dass die Preise an der Zapfsäule deutlich schneller als der Rohölpreis gestiegen sind: Die Preise für Rohöl stiegen zwischen Jänner und März um nur etwa 19 Cent pro Liter. Gleichzeitig fiel der Preisanstieg bei Diesel ab Raffinerie mit rund 30 Cent pro Liter und Diesel an der Tankstelle mit rund 37 Cent pro Liter erheblich höher aus.

Bei Benzin ist ein ähnlicher, wenn auch schwächerer Trend zu beobachten. Diese beträchtlichen Gewinnmargen zeigen deutlich, wie die Erdölindustrie die Krisensituation ausgenutzt hat: Sie hat die Preise entlang der Lieferkette in die Höhe getrieben, während sich ihre durchschnittliche Kostenbasis kaum verändert hat.

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(Bild: kmm)



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