Russische Influencerinnen haben es derzeit schwer. Nicht nur brach ihnen in Russland mit dem Verbot von Instagram eine der wichtigsten Einnahmequellen weg; aufgrund der westlichen Sanktionen mangelt es ihnen nun auch an Luxusgütern, die sie werbewirksam für ihre Follower inszenieren könnten. Prominentes Beispiel: Chanel. Weil die französische Marke aktuell nicht mehr an Russen verkaufen darf, haben einige Influencerinnen aus Protest dagegen begonnen, Handtaschen des Herstellers zu zerschneiden.
„Wenn Chanel seine Kunden nicht respektiert, warum müssen wir dann Chanel respektieren?“, fragt das russische Model Victoria Bonya in einem Instagram-Video, ehe sie eine Chanel-Handtasche mit der Schere in zwei Hälften teilt. Bonya ist laut einem Bericht der Website „Insider“ nur eine von mehreren russischen Influencerinnen, die sich beim Zerschneiden ihrer Chanel-Handtaschen filmten. Sie wollen damit dagegen protestieren, dass sie keine Waren der französischen Luxusmarke mehr kaufen dürfen.
Nach der Schließung seiner Geschäfte in Russland hat Chanel den Verkauf seiner Produkte an Personen außerhalb Russlands gestoppt, die beabsichtigen, sie in das Land zu bringen - ein Schritt, der der Marke den Vorwurf der „Russophobie“ einbrachte.
„Keine einzige Tasche ist meine Liebe für mein Mutterland wert“
Die TV-Moderatorin und Schauspielerin Marina Ermoshkina, die 299.000 Follower auf Instagram hat, benutzte am Mittwoch eine Gartenschere, um eine dunkelgraue Handtasche zu zerschneiden. „Keine einzige Tasche, kein einziges Ding ist meine Liebe für mein Mutterland wert“, schrieb sie in ihrer Bildunterschrift. „Es ist meinen Respekt vor mir selbst nicht wert. Ich bin gegen Russophobie, ich bin gegen eine Marke, die Russophobie unterstützt.“
Chanel sei nur ein Accessoire, fügte sie hinzu. „Ein Accessoire, das irgendwann beschlossen hat, Menschen, meine Landsleute, zu demütigen, Menschen aufgrund ihrer Nationalität zu diskriminieren, was ich nicht dulden werde. Schließlich geht es um Prinzipien und nicht um das, was man in den Händen hält, sondern um das, was man in sich trägt“, zitiert der „Insider“ sie.
Schön, ob mit oder ohne Tasche
Djane Katya Guseva folgte ihrem Beispiel. Sie habe immer von einer Chanel-Handtasche in ihrem Kleiderschrank geträumt, aber nachdem sie von der Politik der Marke gegenüber Russen erfahren habe, habe sie beschlossen, diese Taschen aus ihrem täglichen Leben zu entfernen, bis sich die Situation ändere. „Wir Russinnen sind schön, ob wir eine Chanel-Tasche haben oder nicht.“
Herkunftsnachweis erbeten
Ein Sprecher der französischen Luxusmarke rechtfertigte gegenüber „Insider“ das Vorgehen: Die Marke halte „alle Gesetze“ ein, die für ihre Geschäfte und Mitarbeiter gelten, einschließlich der Handelssanktionen. Aus diesem Grund habe man Kunden, deren Hauptwohnsitz nicht bekannt sei, gebeten, „zu bestätigen, dass die von ihnen gekauften Artikel nicht in Russland verwendet werden“.
„Wir sind uns darüber im Klaren, dass dieser Prozess der Überprüfung des Gesetzes bei einigen unserer Kunden zu Enttäuschungen geführt hat“, hieß es von Chanel. „Wir arbeiten derzeit daran, diese Vorgehensweise zu verbessern, und entschuldigen uns für etwaige Missverständnisse, die dadurch entstanden sind, dass es für Chanel eine Priorität ist, alle unsere Kunden willkommen zu heißen, unabhängig davon, woher sie kommen.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.