Nach der Attacke auf die Grünen-Klubchefin Sigrid Maurer am Donnerstagabend in der Wiener Innenstadt ist der Verdächtige wegen versuchter Körperverletzung auf freiem Fuß angezeigt worden. Der 26-Jährige hatte der Abgeordneten im Zuge einer Diskussion ein Trinkglas ins Gesicht geworfen. Er bedauerte in seiner Einvernahme den Vorfall. „Es ist ein Fehler gewesen“, gab er laut Polizei in der Befragung an. Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich von dem Vorfall „zutiefst erschüttert“.
Der 26-Jährige habe sich am Donnerstagabend in einem Gastgarten eines Lokals in der Herrengasse aufgehalten, in dem auch Maurer und ein Mitarbeiter saßen. Weil sich der Mann über die Corona-Maßnahmen der vergangenen zwei Jahre geärgert hat, habe er sich bei der Politikerin darüber beschwert. Dabei sei es zu einer Debatte gekommen, im Zuge derer das Glas geworfen wurde. Das Trinkglas zerbrach nicht, Maurer blieb unverletzt.
Festnahme am Kohlmarkt
Der Mann verließ den Ort des Geschehens - laut Polizei war er in normalem Tempo weggegangen. Polizisten des Stadtpolizeikommandos Innere Stadt konnten den 26-Jährigen dann beim Kohlmarkt vorläufig festnehmen. Maurer erstattete Anzeige wegen Verdachts der Körperverletzung. Für die Politikerin gab es zum Zeitpunkt des körperlichen Angriffs trotz Drohungen keinen Personenschutz. Der Mann wurde noch am Abend einvernommen.
Zahlreiche Politiker verurteilten den Vorfall, nicht der erste öffentlich bekannt gewordene Angriff auf die Politikerin. 2018 erhielt sie via Facebook obszöne Nachrichten, machte dies publik und wurde daraufhin von einem als „Bierwirt“ bekannten Mann, der später wegen Mordes an seiner Ex-Freundin zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, wegen übler Nachrede verklagt. Erst 2021 wurde Maurer rechtskräftig freigesprochen. Es handelte sich um einen Präzedenzfall, der auch eine öffentliche Debatte über Hass im Netz angestoßen hatte.
Van der Bellen: „Das zersetzt unsere Demokratie“
Zahlreiche Politiker verurteilten den Vorfall. Am Freitag meldete sich auch Alexander Van der Bellen zu Wort: Wenn jemand einer gegensätzlichen politischen Meinung mit Gewalt und Hass begegne, „zersetzt das unsere Demokratie“, konstatierte der Bundespräsident: „Wir dürfen das niemals zulassen.“
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) bezeichnete den Angriff als „widerwärtig und im Sinne unserer Demokratie nicht akzeptabel“. Schon am Donnerstagabend hatten sich Regierungsmitglieder von ÖVP und Grünen, aber auch die Oppositionschefinnen Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) und Beate Meinl-Reisinger (NEOS) sowie Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hinter Maurer gestellt.
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