Bombenalarm, zum x-ten Mal in der Woche – schnell das sechs Monate alte Baby schnappen und die 21 Stockwerke von der Wohnung im Kiewer Hochhaus hinunter bis zum Schutzbunker laufen. Das ist eine der prägendsten Erinnerungen von Maria Kulikovska an den Krieg in der Ukraine.
Direktor holte Frau und Kind persönlich
Zuerst wollte die 34-jährige Künstlerin nicht fliehen: „Es war furchteinflößend und schwierig mit der kleinen Eva. Aber dann vermittelten mir Freunde aus Berlin den Artist-in-Residence-Platz in Linz.“ Kultur-GmbH-Direktor Alfred Weidinger holte die Frau, wie berichtet, samt Familie an der Grenze ab und brachte sie nach Oberösterreich: „Er ist unser Held“, so Kulikovska. Drei Wochen ist der Albtraum Flucht nun her, und für die junge Mutter ist es Zeit, ihn für ihre Arbeit zu nutzen und Kunst daraus zu erschaffen: „Mein Kind ist nun die vierte Generation meiner Familie, die entwurzelt wurde. Ich möchte das in einigen skulpturalen Werken verarbeiten.“
Zwei freie Plätze zu vergeben
Die Kultur GmbH hat das hauseigene Artist-in-Residence-Programm in dieser Notsituation genutzt, um zwei freie Plätze an Ukrainerinnen zu vergeben: „Als der Krieg losgegangen ist, fragten wir uns, was wir tun können. Und da wir ursprünglich eine österreichische Künstlerin nach Kiew entsandt hätten und das ohnehin nicht möglich war, drehten wir das in Absprache mit allen Beteiligten einfach um“, erklärt Maria Venzl von der Kultur GmbH.
Sicherheit für drei Monate
Drei Monate dürfen sich Maria Kulikovska und ihre Kollegin Julia Beliaeva nun in Linz sicher fühlen und arbeiten. Die Idee ist, danach mit den entstandenen Arbeiten eine Ausstellung zu machen: „Es tut mir gut, wieder künstlerisch tätig sein zu können und eine Routine zu entwickeln. Es geht mir hier schon etwas besser“, so Beliaeva, die mit ihrem siebenjährigen Sohn geflohen ist und wie Kulikovska den Ehemann zurücklassen musste: „Natürlich habe ich jeden Tag Angst um ihn.“
Hoffnung bleibt aufrecht
Was sie machen will, wenn die drei Monate in Linz vorbei sind? „Ich möchte, dass wir dann in unsere Heimat, die Ukraine, zurückkehren können. Ich wollte nie in einem anderen Land leben, daheim habe ich meine Freunde, meine Arbeit, mein Atelier“, gibt die Künstlerin die Hoffnung nicht auf.
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