Strittige Technologie
Preisexplosion: Söder will Fracking zulassen
Angesichts steigender Öl- und Gaspreise aufgrund des Ukraine-Krieges will Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nun die umstrittene Fracking-Technologie zur Gasgewinnung in Deutschland nach Möglichkeit erlauben. „Wir dürfen Öl- und Gasgewinnung aus vorhandenen Kapazitäten in Deutschland nicht völlig ausschließen“, sagte der CSU-Chef deutschen Zeitungen.
Für (vielleicht ausbleibendes, Anm.) russisches Gas brauche Deutschland möglichst breite Ersatzkapazitäten. „Wir müssen ergebnisoffen prüfen, was geht und sinnvoll ist. Verbote könnte man aufheben“, so Söder. Derzeit ist Fracking in unserem Nachbarland aufgrund der mit der Fördermethode einhergehenden Umweltschäden bei der Gewinnung von sogenanntem Schiefergas verboten.
Schiefergas ist natürlich vorkommendes Erdgas, das in porösen Tonsteinen entsteht, in diesen gespeichert wird und schwer zugänglich ist. Der Begriff rührt von der umgangssprachlichen Verwendung des Wortes Schiefer für Tonsteine her. Die Gewinnung von Schiefergas ist technologisch ziemlich anspruchsvoll, wird aber bei hohen Öl- und Gaspreisen zunehmend rentabler.
Gewinnung ist technisch aufwendig
Da Schiefer relativ undurchlässig ist, dringt das Gas nicht einfach an die Erdoberfläche, wenn diese Gesteinsschichten angebohrt werden. Um das im Tongestein eingeschlossene Schiefergas zu gewinnen, wird das Gestein angebohrt und anschließend mit hohem Druck Millionen Liter Wasser, das mit Sand und bis zu 600 verschiedenen, teils sehr giftigen Chemikalien (darunter sogenannte Biozide) versetzt ist, in die Lagerstätte gepumpt.
Durch dieses Hyraulic Fracturing (hydraulische Rissbildung, kurz: Fracking) genannte Verfahren werden viele kleine Risse in den Schiefer gesprengt, durch die das Gas dann zum Bohrloch strömt. Häufig sind auch waagrechte Bohrungen notwendig, um Kanäle zu schaffen, durch die das Gas entweichen kann.
Gefährliche und umweltschädliche Fördermethode
Von einer „American Gas Revolution“ war die Rede, als die ersten Studien über weltweite, nahezu unerschöpfliche Schiefergasvorkommen publiziert wurden und man mit der Tiefbohrtechnik Hydraulic Fracturing auch noch eine angeblich ideale Fördermethode entdeckt haben wollte. Doch schon bald wurde klar, dass die Gefahren durch Fracking nicht zu unterschätzen sind und das technisch anspruchsvolle Verfahren umweltschädlich ist.
Bürgerinitiativen, Demos und ein Dokumentarfilm brachten das Schiefergas allerdings bald in Verruf. Was mit Fracking in den USA angerichtet wurde, ist eindrucksvoll im Film „Gasland“ von Josh Fox (Video oben) zu sehen. Dazu kommen, so kritisieren Umweltschützer weltweit, der enorme Flächen- und Wasserverbrauch sowie die im Zuge des Bohrprozesses stattfindende unkontrollierte Freisetzung des Treibhausgases Methan als umwelt- und klimaschädliche Nebeneffekte.
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