Stichwahl in 2 Wochen

Frankreich: Macron vor Rechtspopulistin Le Pen

Ausland
10.04.2022 21:38

Im Rennen um die Präsidentschaft in Frankreich können die Wähler in zwei Wochen zwischen Amtsinhaber Emmanuel Macron und der rechten Nationalistin Marine Le Pen entscheiden. Beide qualifizierten sich in der ersten Wahlrunde am Sonntag wie erwartet für die Stichwahl in zwei Wochen. Im ersten Wahlgang hatte Macron relativ klar die Nase vorne. 

Die Frankreich-Wahl im Detail: 

Nur Linksaußen-Kandidat konnte halbwegs mithalten
Laut Hochrechnungen lag Macron in der ersten Runde mehr als vier Prozentpunkte vor Le Pen. Linksaußen-Kandidat Jean-Luc Mélenchon kam auf rund 20 Prozent, die übrigen Kandidaten folgten mit deutlichem Abstand. Der rechtsextreme Bewerber Éric Zemmour bekam demnach nur rund 7 Prozent.

Macron: „Euer Vertrauen ehrt mich“
Macron dankte seinen Wählern für ihren Rückhalt. „Euer Vertrauen ehrt mich, verpflichtet mich und bindet mich“, sagte der 44-Jährige am Sonntag vor Massen jubelnder Anhänger in Paris. Strahlend fügte er hinzu: „Sie können alle auf mich zählen, um dieses Fortschritts- und Öffnungsvorhaben umzusetzen.“

Le Pen: „Werde Frankreich in fünf Jahren in Ordnung bringen“
Le Pen pochte in einer ersten Reaktion auf Frankreichs Selbstständigkeit und Werte. Für die Stichwahl hätten sich „zwei entgegengesetzte Visionen der Zukunft“ durchgesetzt, sagte sie am Sonntagabend in Paris. Sie vertrete „die soziale Gerechtigkeit rund um das jahrtausendealte Konzept von Nation und Volk“. Sie werde die nationale Unabhängigkeit und die Möglichkeit der einfachen Franzosen sicherstellen, für sich selber zu entscheiden. „Ich werde Frankreich in fünf Jahren in Ordnung bringen“, meinte sie.

Marine Le Pen bei der Stimmabgabe am Sonntag in der nordfranzösischen Stadt Henin-Beaumont. (Bild: The Associated Press)
Marine Le Pen bei der Stimmabgabe am Sonntag in der nordfranzösischen Stadt Henin-Beaumont.

Böse Niederlage für Sozialisten und Konservative
Die Wahl bedeutete auch eine krachende Niederlage für die einstigen Volksparteien in Frankreich, die Sozialisten und die Konservativen. Die bürgerlich-konservativen Republikaner (LR) mit Kandidatin Valérie Pécresse kamen auf nur rund 5 Prozent der Stimmen. Die Sozialisten (PS), die von 2012 bis 2017 mit François Hollande noch den Präsidenten gestellt hatten, stürzten mit ihrer Kandidatin, der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, auf rund 2 Prozent ab.

Die Sozialisten stürzten mit ihrer Kandidatin, der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, auf rund 2 Prozent ab. (Bild: AFP)
Die Sozialisten stürzten mit ihrer Kandidatin, der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, auf rund 2 Prozent ab.
Die bürgerlich-konservativen Republikaner mit Kandidatin Valérie Pécresse kamen auf nur rund 5 Prozent. (Bild: AFP)
Die bürgerlich-konservativen Republikaner mit Kandidatin Valérie Pécresse kamen auf nur rund 5 Prozent.

„Ihr dürft Le Pen eure Stimme nicht geben“
Unmittelbar nach Wahlschluss gaben die Kandidaten von Republikanern, Sozialisten, Grünen (Yannick Jadot) und Kommunisten (Fabien Roussel) eine Wahlempfehlung für Macron ab. Sollte die Rechtspopulistin Le Pen an die Macht kommen, drohten „desaströse Folgen für das Land und für folgende Generationen“, sagte Pécresse am Sonntagabend in Paris. Der Linkspolitiker Mélenchon sprach sich zwar nicht direkt für Macron aus, forderte aber dezidiert dazu auf, nicht für Le Pen zu stimmen: „Ihr dürft Frau Le Pen eure Stimme nicht geben“, betonte er am Sonntagabend.

Linksaußen-Kandidat Jean-Luc Mélenchon (Bild: AFP)
Linksaußen-Kandidat Jean-Luc Mélenchon

Rechtsextremer Kandidat plädiert für Le Pen
Das Lager des Rechtsextremen Zemmour sprach sich hingegen für Le Pen aus. „Emmanuel Macron ist der Hauptgegner. Er ist der Präsident der massiven Einwanderung, der Präsident der Unsicherheit, der Präsident der Deindustrialisierung“, sagte seine Unterstützerin Marion Maréchal. Sie ist die Nichte Le Pens und frühere Politikerin des Front National, des Vorgängers von Le Pens Rassemblement National (Nationale Versammlung, RN).

Der rechtsextreme Bewerber Éric Zemmour (Bild: AFP)
Der rechtsextreme Bewerber Éric Zemmour

Macron vs. Le Pen: Stichwahl wie 2017
Sowohl Macron als auch Le Pen waren schon 2017 in der Stichwahl gewesen, die der Zentrumsliberale damals klar für sich entscheiden konnte. Dieses Mal dürfte es aber knapper werden. Viele linke Wähler haben in Umfragen erklärt, dass sie anders als 2017 Macron in der Stichwahl nicht wählen würden, nur um einen Einzug Le Pens in den Élysée-Palast zu verhindern. Diese Wahlberechtigten muss Macron nun überzeugen, ihre Meinung zu ändern und in der zweiten Runde am 24. April doch für ihn zu stimmen.

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