Wegen Reise zu Putin

„Selbstüberschätzung“: Ukraine kritisiert Nehammer

Ausland
10.04.2022 20:30

Kurz nachdem Kanzler Karl Nehammer am Sonntag angekündigt hatte, zu Russlands Präsident Wladimir Putin zu reisen, kamen erste kritische Stimmen aus der Ukraine. Ein namentlich nicht genannter ukrainischer Diplomat sagte der „Bild"-Zeitung, dass es sich um eine „Selbstüberschätzung des österreichischen Kanzlers“ handle. Auch der Vize-Bürgermeister von Mariupol, Sergej Orlow, reagierte erbost auf Nehammers Pläne. 

„Das gehört sich nicht zur heutigen Zeit. Die Kriegsverbrechen, die Russland gerade auf dem ukrainischen Boden begeht, finden weiterhin statt“, betonte  Orlow gegenüber „Bild“.

Verweis auf Butscha
Und er fügte hinzu: „Das, was wir in Butscha gesehen haben - das ist möglicherweise in Mariupol noch schlimmer gewesen, auch wenn die russische Armee sich bemüht, die Verbrechen zu verschleiern. Ich verstehe nicht, wie in dieser Zeit ein Gespräch mit Putin geführt werden kann, wie mit ihm Geschäfte geführt werden können.“ 

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Ich verstehe nicht, wie in dieser Zeit ein Gespräch mit Putin geführt werden kann, wie mit ihm Geschäfte geführt werden können.

Vize-Bürgermeister von Mariupol, Sergej Orlow

Auch in einigen anderen europäischen Ländern wie Polen oder den baltischen Staaten dürfte die Reise wohl kritisch gesehen werden.

Bilder von Nehammers Besuch in Butscha am Samstag: 

Meinl-Reisinger: „Nicht den gemeinsamen europäischen Weg verlassen“
Der Besuch Nehammers beim russischen Präsidenten Putin dürfe nicht dazu führen, dass Österreich den gemeinsamen europäischen Weg verlässt, kommentierte am Abend die NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger. „Insgesamt besteht die Sorge, dass das Treffen Putin letztlich mehr nutzt als der Ukraine. Schließlich kam es schon vor, dass sich Österreichs Politiker vor den russischen Propaganda-Karren spannen ließen“, erklärte sie.

Russland-Experte übt harsche Kritik an Nehammer-Visite in Moskau
Der Russland-Experte Gerhard Mangott von der Uni Innsbruck übte harsche Kritik an der Visite Nehammers in Moskau. „Ich halte diesen Besuch für keine kluge Entscheidung“, sagte er in der „ZiB 2 am Sonntag“. Auf einen Brückenbauer habe in der EU keiner gewartet, die Osteuropäer kritisierten diesen Schritt bereits scharf.

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Der österreichische Kanzler hat nicht genug Gewicht in Europa, um etwas zu bewegen.

Russland-Experte Gerhard Mangott über Nehammers Russland-Visite

Russlands Präsident Putin habe die Macht über die Bilder dieses Besuches und werde diese zu nutzen wissen, warnte er. Nehammer werde Putin Bilder verschaffen, die sagen: „Ich bin nicht isoliert, es gibt Länder im Westen, die mit uns kooperieren.“

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