„E-Card für Schafe“

PC statt Hirtenstock: Digitales Almleben beginnt

Tirol
13.04.2022 14:46

Es ist ein Gang in die digitale Zukunft der Schafbauern, der heuer im Rahmen des EU-Projektes „LIFEstockProtect“ getestet wird. Die mit digitalen Ohrmarken versehenen Tiere werden vor und nach der Almsaison in einem Hightech-Treibgang registriert und gewogen, der Hirte der Zukunft hat sämtliche Tierdaten auf seinem Hand-PC.

Die Freude auf eine bevorstehende Almsaison der Schafbauern ist der Angst vor Übergriffen von sogenannten großen Beutegreifern gewichen. Erst kürzlich wurde in der Pfundser Gegend eine frische Bärenspur im Schnee entdeckt. Die Almidylle mit friedlich grasenden, unbeaufsichtigten Tieren ist endgültig vorbei. Herdenschutz ist zurzeit wohl die einzige legale Maßnahme zur Rettung der Almwirtschaft. Diesem Ziel hat sich auch das 2020 begonnene EU-Projekt „LIFEstockProtect“ verschrieben. Mit einem Budget von fast fünf Millionen Euro werden auf bayrischen, österreichischen und Südtiroler Pilotalmen relevante Maßnahmen erprobt, die der Erhaltung der Weidekultur und des Hirtenwesens dienen sollen.

Revolution auf den Almen: „E-Card“ für die Schafe
Im letzten Jahr wurden die Pilotalmen inspiziert. „Wir haben pro Bundesland und Region eine ausgesucht“, erläutert Thomas Schranz, Leiter des Kompetenzzentrums Oberland. Und auf diesen Almen wird man heuer eine digitale Revolution erleben, die auf irischen Farmen längst stattgefunden hat: „Combi Clamp“ heißt der für Österreich neue, mobile Treibgang, der Schafe und Almbetreiber in die digitale Welt führt.

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Alle Vorgänge werden zentral gespeichert und können mit einem Scan der Ohrmarke abgerufen werden.

Thomas Schranz

„Die Schafe haben Chips in ihren Ohrmarken“, führt Schranz aus, „beginnen ihren Almauftrieb im Treibgang, werden kurz angehalten, registriert und gewogen. Natürlich können dort auch Krankheitsbehandlungen oder Impfungen erfolgen. Alle Vorgänge werden zentral gespeichert und können mit einem Scan der Ohrmarke abgerufen werden.“ Die Tiere erhalten quasi ihre E-Card. Der Hirte trägt auf der Alm ein Lesegerät mit sich, in das er jederzeit eine neue Maßnahme eintragen kann. Auch zu den Daten der digitalen Halsbänder zur Nachverfolgung der Herdenbewegungen gibt’s eine Querverbindung. Die Digitalisierung macht also auch vor den Almen nicht halt!

Mit einem Ohrmarkenscan hat der „moderne“ Hirte alle Daten des jeweiligen Tieres in einer Sekunde. (Bild: Daum Hubert)
Mit einem Ohrmarkenscan hat der „moderne“ Hirte alle Daten des jeweiligen Tieres in einer Sekunde.

Profihirtin aus Spanien und sieben Herdenschutzhunde
Dieser Hightech-Treibgang wird heuer erstmals auf den Pilotalmen im Tiroler Oberland und in Südtirol zum Einsatz kommen. „Interessierte Bauern können ihn bis zum 1. Mai in unserer Firmenhalle in Ried begutachten“, ergänzt Richard Rietzler, Juniorchef des gleichnamigen Landmaschinenunternehmens. Almbetreiber können den „digitalen Almauftrieb“ ab 2023 auch anmieten. In Sachen Herdenschutz sei ebenfalls vieles weitergegangen, erzählt Schranz: „Am 15. April holen wir fünf Herdenschutzhunde vom italienischen Naturpark Majella ab, sie werden auf der Alm in Südtirol eingesetzt.“

Das dortige Herdenmanagement werde übrigens von einer hoch ausgebildeten Hirtin aus Spanien professionell geleitet. Aber auch auf der Tiroler Pilotalm müssen Beutegreifer mit Widerstand rechnen: Zwei praxiserprobte Herdenschutzhunde sollen wichtige Erfahrungswerte liefern, damit die Almidylle doch noch gerettet werden kann!

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