Geheimtipp

So bekommen GS & Co ihre Offroadsporen – legal!

Motor
17.04.2022 05:01

Mit Reiseenduros à la BMWs GS ist es in der Regel wie mit SUVs: Ein Gelände, für das sie augenscheinlich gemacht sind, bekommen sie zeit ihres Daseins nicht unter die Räder. Nicht nur, weil die Fahrer sich nicht trauen (das vielleicht auch), sondern vor allem, weil es schwierig ist, legale Gelegenheiten zu finden. Wir haben eine gefunden, und sie ist noch ein echter Geheimtipp.

(Bild: kmm)

Die Reise führt nach Ostdeutschland ins Bundesland Brandenburg, auf die Mecklenburgische Seenplatte. Ein Naturparadies mit unzähligen Seen und ihren Verbindungen. Mehr am Rand davon liegt der kleine Ort Zechlinerhütte nahe Rheinsberg, wo wir im Naturcamp Bikowsee Quartier bezogen haben. Nicht vom Namen täuschen lassen: Das ist kein Zeltlager, sondern bietet sehr komfortable Zimmer und hervorragendes Essen. Wer sich auskennt, kann von hier mit dem Boot nach Berlin oder an die Ostsee schippern. 

(Bild: markus-jahn.com)

Offroad ist verboten
Abseits von Straßen ist es auch in Deutschland verboten, Motorrad zu fahren. Doch hier im „wilden Osten“ gibt es „Straßen“, die zwar als solche offiziell verzeichnet sind, aber in Wahrheit keine Straßen sind. Manche Strecken würde man nicht einmal als Wege bezeichnen. Teilweise tun sich im Regen regelrechte Schlammwüsten auf, die nur für Könner zu bewältigen sind.

Wenn es trocken ist, ist Sand die größte Herausforderung. Der kann stellenweise recht tief sein, d.h. das Bike neigt dann zum Schwimmen. Ein bisschen Fahrtechnik braucht man da schon, aber das hat man schnell heraußen, wenn man sich das einmal zeigen lässt.

Warum es hier Offroad-Straßen gibt? Das hat geschichtliche Gründe. Sie wurden vor Ewigkeiten als Straßen gewidmet, in der Kaiserzeit fuhren hier z.B. Postkutschen, später wurden sie teilweise von Panzern genutzt. Und wenn in Deutschland mal etwas behördlich festgelegt ist, wird daran selten gerüttelt.

Deshalb findet man hier statt „Durchfahrt verboten“-Schildern immer wieder die dreieckigen Warnschilder mit rotem Rand und dem Zusatz „Straßenschäden“. Was ziemlich seltsam anmutet, wenn es keine Straße gibt, die Schäden aufweisen kann.

(Bild: markus-jahn.com)

Was man hier braucht, ist ein geländetaugliches Motorrad mit ebensolchen Reifen, zumindest sollten sie ein Stollenprofil aufweisen, mit dem man gleichermaßen im Gelände wie auf Asphalt fahren kann. Mit Standardreifen wird man nicht weit kommen. Nicht nur, wenn wieder mal ein umgefallener Baum den Weg versperrt und man seine Spur durch ein frisch gepflügtes Feld ziehen muss.

Bike oder vielleicht doch Boot? (Bild: markus-jahn.com)
Bike oder vielleicht doch Boot?

Offroad mit der BMW R 1250 GS
Viele Reiseendurofahrer bekommen schon ein mulmiges Gefühl, wenn es sie auf einen Feldweg verschlägt. Doch in den meisten steckt mehr, als sie sich zutrauen. Vor allem steckt in modernen Reiseenduros mehr, als ihre Besitzer ihnen zumuten. Das gilt allen voran für den Platzhirsch BMW R 1250 GS, mit der wir unterwegs waren.

Diese gehört unter den Großen zu den Leichteren ihrer Art, 249 kg bringt sie vollgetankt auf die Waage. Ihr Vorteil gegenüber der Konkurrenz ist aber ihr Bauprinzip. Der Boxermotor sorgt einerseits für einen tiefen Schwerpunkt, andererseits unterstützt die Richtung, in der sich die Massen im Motor bewegen, die Wendigkeit und Agilität. Eine BMW F 850 GS (bekanntlich mit Reihen-Zweizylinder) erwies sich als vergleichsweise störrisch im Umgang und weniger handlich, trotz 16 kg Mindergewicht. Die große GS ist so gut ausbalanciert, dass sie einem den Ritt abseits des Asphalts leicht macht.

Die BMW F 850 GS (rechts im Bild) ist zwar leichter als die 1250er, aber weniger angenehm im Gelände. (Bild: markus-jahn.com)
Die BMW F 850 GS (rechts im Bild) ist zwar leichter als die 1250er, aber weniger angenehm im Gelände.

Dazu kommt, dass der Motor derart Drehmomentstark ist, dass er sich überall „durchtankt“. Und das Fahrwerk mit der Telelever-Aufhängung lässt sich auch von erschreckend tiefen Schlaglöchern nicht aus der Ruhe bringen.

So geht man es am besten an
Wer sich auf eine legale Offroadtour begeben möchte, wendet sich am besten an lokale Spezialisten, die sich auskennen. Zu finden im Internet unter Eastmoto.de. Die Burschen kennen die Gegend wie ihre Westentasche und können die Route nach dem Fahrkönnen auswählen. So ist man als Biker weder über- noch unterfordert. Zudem können sie auch Offroad-Neulinge mit ein paar Tipps schnell so weit bringen, dass sie sich sogar auf Sand wohlfühlen.

Natürlich ist der deutsche Osten nicht komplett unasphaltiert. Man kann hier auch ganz wunderbar klassische Motorradtouren unternehmen. Oder einfach nur von einem Offroad-Stück zum nächsten cruisen.

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(Bild: kmm)



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