Wen nimmt das Drama in der Ukraine nicht mit? Manche „erwischt“ es jedoch schlimmer. Die aufwühlenden Bilder aus den Medien können dann sogar eine psychische Krise auslösen. Ein Experte berichtet, warum das so ist.
Eine gewisse Angst vor einer realen Bedrohung ist völlig normal und sogar lebensnotwendig, weil sie uns vor Gefahren schützt. Nicht umsonst wechselt man ja auch nachts in einer dunklen Gasse, in der seltsame Gestalten herumlungern, die Straßenseite oder dreht sogar ganz um. Es gibt jedoch zudem eine zweite Ebene, die nur mit der Geschichte des Einzelnen zu tun hat.
Der Krieg als Trigger unterbewusster Furcht
Deshalb „erwischt“ es jetzt manche Menschen ärger, wenn sie im Fernsehen oder Internet dramatische Bilder aus der Ukraine sehen und von Menschenrechtsverletzungen erfahren. Sie fürchten sich stark, Ärzte sprechen dann von einer Angststörung. Das passiert aber nicht „aus heiterem Himmel“: „Der Krieg wirkt als Trigger, also Auslöser der Erkrankung. Davor muss die Psyche der jeweiligen Person jedoch schon zumindest einmal extrem unter Stress gestanden sein, damit es nun tatsächlich in eine Angststörung ausufert“, erklärt Dr. Nidal Moughrabi, Arzt, DeHypnotherapeut und Meditationstrainer aus Wien.
Der Krieg wirkt als Trigger, also Auslöser der Erkrankung. Davor muss die Psyche der jeweiligen Person jedoch schon zumindest einmal extrem unter Stress gestanden sein, damit es nun tatsächlich in eine Angststörung ausufert.
Dr. Nidal Moughrabi, Arzt, DeHypnotherapeut und Meditationstrainer
„Viele davon haben bereits in ihrer Kindheit Traumata erlitten, die vergessen scheinen, aber im Unterbewusstsein - genauer gesagt in den sogenannten Mandelkernen des Gehirns - als eine Art Alarm gespeichert sind. Es rächt sich auch, wenn die Grundbedürfnisse des einstigen Kindes von seinen Eltern oder Bezugspersonen nicht beachtet wurden und kein Aufwachsen in einem geborgenen Umfeld möglich war. Über die Jahre äußern sich die Probleme von damals mal als Depression, dann wieder als Schlafstörung, Herzrasen oder Reizdarmproblem - oder eben quasi unmaskiert als Furcht. Manchmal treten sogar auch mehrere Beschwerden zusammen auf.“
Die Angstspirale bewusst durchbrechen
Was kann man tun? „Viele Betroffene rufen unentwegt Kriegsnachrichten ab, um vermeintlich die Kontrolle wieder zurückzugewinnen - was aber scheitert. Ich rate dazu, nur 1-2 Mal pro Tag für wenige Minuten Nachrichten zu konsumieren. Bei angstmachenden Bildern wegschauen. Außerdem sollte man bewusst über sich selbst nachdenken, warum der Krieg als Trigger fungiert. Tun Sie sich zudem etwas Gutes. Das kann etwa ein Schaumbad, ein Waldspaziergang oder schöne Musik sein“, rät Dr. Moughrabi.
Bringen genannte Tipps und Übungen nichts, sollte man die Hilfe eines Psychotherapeuten oder Arztes in Anspruch nehmen. „Es ist keine Schwäche, sich Unterstützung zu holen, sondern zeugt von Stärke“, macht der Experte Betroffenen Mut. Wer nichts gegen seine Angststörung tut, vermindert seine eigene Lebensqualität und die seines Umfeldes. Und auch Suchtmittel-Missbrauch als Folge ist leider keine Seltenheit.
Entspannungsübungen
Mit einfachen Maßnahmen können Sie wieder Ihre innere Ruhe finden. Probieren Sie doch folgende Übungen (nach Osho, Indischer Mystiker und Meditationslehrer) aus:
18. 4. „Selbsthypnose und Meditation gegen Angst“ - 17.00 und 19.25 Uhr sowie am 19. 4. um 7.15 und 12.15 Uhr. Experte Dr. Nidal Moughrabi, DeHypnotherapeut und Meditationstrainer, beantwortet im Interview mit Raphaela Scharf interessante Fragen zum Thema.
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