Mann in U-Haft

IS-Terrorist war Security im Austria Center Vienna

Wien
13.04.2022 13:51

Ein verurteilter IS-Terrorist hat Anfang des Jahres in der Impf- und Test-Straße im Austria Center Vienna (ACV) als Security gearbeitet. Dort wurde der 21-Jährige am 6. Jänner festgenommen - er soll sich in der vorangegangenen Nacht einer Arbeitskollegin mit Gewalt aufgezwungen haben. Seither sitzt der Mann in U-Haft. Am Mittwoch musste er sich wegen Vergewaltigung am Wiener Landesgericht verantworten, dabei kam sein Strafregister zur Sprache.

Wie es dem 21-Jährigen gelungen war, als rechtskräftig verurteilter Ex-IS-Terrorist mit darüber hinaus drei weiteren einschlägigen Vorstrafen ausgerechnet einen Job im Sicherheitsdienst in der größten Impf- und Test-Straße der Bundeshauptstadt zu ergattern, erschien wohl nicht nur der Staatsanwältin hinterfragenswert.

Sein Vorleben dürfte in dem Unternehmen, das ihn in Beschäftigung genommen hatte - es handelte sich dabei weder um das Austria Center Vienna noch den Arbeiter Samariter Bund Wien (ASBW) als Impf- und Teststraßen-Betreiber, wie Recherchen der APA zeigten -, offensichtlich nicht hinreichend überprüft worden sein.

Mann war bereits verurteilt
Fest steht, dass der Mann im Juni 2017 in Wien wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation zu zweieinhalb Jahren Haft, davon zehn Monate unbedingt, verurteilt worden war. Ein für einen Jugendlichen - er war damals 17 Jahre alt - nicht unbeträchtliches Strafausmaß. Dem Urteil zufolge hatte er sich Ende Mai 2016 der radikal islamistischen Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) anschließen und in einem Terror-Camp in Syrien eine Kampfausbildung durchlaufen wollen.

Der Mann soll bei der Arbeit eine Frau kennen gelernt haben, die er schließlich vergewaltigt haben soll. (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Der Mann soll bei der Arbeit eine Frau kennen gelernt haben, die er schließlich vergewaltigt haben soll.

Er wurde allerdings in der südanatolischen Grenzstadt Gaziantep von den türkischen Behörden aufgegriffen, an der Weiterreise gehindert und zurück nach Österreich geschickt. Zurück in Wien, hatte er im Juli 2016 in einem Park elf- und zwölfjährige Buben angesprochen und für den IS zu rekrutieren versucht.

Auch nach Haft auffällig
Nach Verbüßung seines unbedingten Strafteils wurde der junge Mann dann zwar nicht mehr mit der Begehung von terroristischen Straftaten auffällig. Er delinquierte aber weiterhin, zuletzt wurde er wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung verurteilt.

Soll Arbeitskollegin vergewaltigt haben
Am 5. Jänner lernte er als Security im Austria Center eine Mitarbeiterin in der Impfstraße kennen, mit der er sich nach der Arbeit verabredete. Man traf sich in der Stadt, ging in einem Schnellimbiss-Lokal etwas essen und begab sich danach laut Anklage auf sein Drängen hin in ein Hotel. Wie die Staatsanwältin ausführte, soll die Frau von dem groß gewachsenen, kräftigen und dominant auftretenden Mann zu diesem Zeitpunkt bereits sehr eingeschüchtert gewesen sein.

Sie habe sich daher ins Bett gelegt und schlafend gestellt, während er sich duschen ging. Als er aus dem Badezimmer zurückkam, habe er sie aufgefordert, sich auszuziehen, dabei bis zehn gezählt und sie ungeachtet ihres Weinens und Bittens, von ihr abzulassen, mehrfach vergewaltigt.

Angeklagter: „Sie ist mitgegangen“
Der Angeklagte, der wohl aufgrund seiner terroristischen Vergangenheit von einem schwer bewaffneten Sondereinsatzkommando der Justizwache in den Gerichtssaal gebracht wurde, stellte das in Abrede. Er habe sich mit der Frau sehr gut verstanden: „Sie ist mitgegangen, ich habe sie überhaupt nicht aufgefordert.“ Im Hotel habe sie beim gemeinsamen Fernschauen im Bett ihren Kopf auf seine Brust gelegt, ihn gestreichelt, und gefragt, ob er ihr mit ihr schlafen wolle. Das habe er bejaht: „Ich bin ein Mann. Wo sie gesagt hat, ich will nicht mehr, habe ich sofort aufgehört.“

Der Samariterbund zeigte sich entsetzt ob des Vorfalls. (Bild: P. Huber)
Der Samariterbund zeigte sich entsetzt ob des Vorfalls.

Samariterbund: „Fürchterlicher Vorfall“
Zum Umstand, dass ein abgeurteilter IS-Terrorist als Security in der größten Wiener Test- und Impfstraße gearbeitet hatte, nahmen sowohl das Austria Center Vienna (ACV) als auch der Arbeiter Samariter Bund Wien (ASBW) Stellung. „Im Zuge der engen und guten Zusammenarbeit mit dem Austria Center Vienna haben wir Anfang des Jahres unverzüglich von diesem fürchterlichen Vorfall erfahren. Die betreffende Sicherheitsfirma ist ein renommiertes Unternehmen und hat uns die polizeiliche Überprüfung sämtlicher im ACV eingesetzten Mitarbeiter ihrerseits zugesichert. Wir sind über die Vorkommnisse erschüttert. Dem Opfer möchten wir unser Mitgefühl aussprechen und erhoffen uns eine schnelle rechtliche Aufklärung“, teilte der Samariterbund mit.

ACV verlangt Leumundszeugnis
Der ACV betonte gegenüber der APA, der sexuelle Übergriff gegenüber einer Impfstraßen-Mitarbeiterin habe außerhalb des Dienstes stattgefunden. Die Mitarbeiterin habe sich am folgenden Tag einer Vorgesetzten anvertraut, „worauf das Austria Center Vienna aufgrund der Schwere der Vorwürfe unverzüglich die Polizei verständigte“, hieß es in einer ausführlichen Stellungnahme. Diese hätte beide Personen getrennt voneinander befragt, woraufhin der Verdächtigte zur weiteren Einvernahme zur Polizei gebracht wurde.

Die Mitarbeiterin ist weiterhin beim Austria Center Vienna angestellt. Der Beschuldigte war bei einer Sicherheitsfirma beschäftigt, welche vom Arbeiter Samariter Bund beauftragt wurde. Laut Angabe des Arbeiter-Samariter-Bundes hat sich deren Sicherheitsfirma vertraglich verpflichtet, ausschließlich Personal für die Impf- und Teststraßen zur Verfügung zu stellen, welches ein einwandfreies Leumundszeugnis vorzuweisen hat.

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