Razzia, 4 Festnahmen
„Querdenker“ planten Entführung von Lauterbach
Eine Gruppe von sogenannten Querdenkern wollte offenbar den deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) entführen. Nach Informationen des ARD-Politikmagazins „Report Mainz“ soll sie zudem geplant haben, durch Anschläge auf Umspannwerke und Stromleitungen einen bundesweiten Stromausfall herbeizuführen, um bürgerkriegsähnliche Zustände zu verursachen. Laut Angaben des Senders RTL ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz gegen zwölf Männer und Frauen.
Wie „Report Mainz“ berichtete, hatten sich die Pläne in den vergangenen Tagen konkretisiert. So wollte die Gruppe für mehrere Zehntausend Euro Waffen, Minen und Schutzausrüstung kaufen. Eine Übergabe von zwei Kriegswaffen des Typs Kalaschnikow und fünf Pistolen sollte demnach am Mittwoch in der kleinen rheinland-pfälzischen Stadt Neustadt an der Weinstraße über die Bühne gehen. Doch das Treffen war eine Falle der Ermittler.
Ermittler-Falle schnappt bei Übergabe zu
Bei der vermeintlichen Übergabe der Waffen wurden die „Querdenker“ festgenommen. Zudem wurden im Laufe des Mittwochs noch weitere Verdächtige in den deutschen Bundesländern Bayern, Niedersachsen und Brandenburg verhaftet. Insgesamt durchsuchte die Polizei bei einer bundesweiten Razzia 21 Häuser und Wohnungen und stellte in diesen Datenträger, Computer und Handys sicher. Die Ermittlungen gegen die Gruppen liefen laut Angaben von Generalstaatsanwaltschaft und des Landeskriminalamtes (LKA) Rheinland-Pfalz seit dem Oktober vergangenen Jahres.
Gruppe organisierte sich via Telegram
Die zwölf Beschuldigten organisierten sich in mehreren rechtsextremen Telegram-Gruppen unter anderem mit den Namen „Vereinte Patrioten“ und „Aktive Patrioten“. In diesen fantasierten einige Mitglieder über Mordanschläge auf Politiker, gaben sich Tipps zur Herstellung von Giften und tauschten sich darüber aus, wie man Waffen organisieren kann, berichten deutsche Medien.
Aus der Gruppe „Aktive Patrioten“ liegen „Report Mainz“ zahlreiche Chatverläufe vor. Sie zeigen demnach ein krudes Weltbild zwischen Rechtsextremismus, Prepper-Ideologie und einer Ablehnung der Corona-Politik der deutschen Bundesregierung, für die auch Lauterbach, der immer wieder von Drohungen gegen sich berichtet hatte, verantwortlich zeichnet.
Innenministerin: „Schwerwiegende Bedrohung“
Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser sprach nach Ermittlungen zu möglichen Sprengstoffanschlägen und Entführungen von einer „schwerwiegenden terroristischen Bedrohung“. Die SPD-Politikerin erklärte am Donnerstag in Berlin: „Die Ermittlungen offenbaren einen Abgrund.“ Bewaffnete Reichsbürger und radikalisierte Corona-Leugner verbinde ein grenzenloser Hass auf die Demokratie, auf den Staat und auf Menschen, die für das Gemeinwesen einstehen.
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