Der Hersteller ist hierzulande völlig unbekannt, im Handel kann man es nicht kaufen und für den geplanten Einsatzzweck ist es untauglich: Bei der Beschaffung subventionierter Windows-Tablets für Österreichs Schüler haben das Bildungsministerium und Ausschreibungsgewinner A1 offenbar kein glückliches Händchen bewiesen. Die gelieferten Geräte scheitern am Multi-Tasking, sind schlecht verarbeitet und nicht zuverlässig per Eingabestift bedienbar. Die Auslieferung wurde gestoppt.
250 Millionen Euro hat die Regierung für die Ausstattung der heimischen Schüler mit Tablets und Notebooks in die Hand genommen, zunächst wurden 150.000 Stück geordert. Welche Hardware für ihre Schüler beschafft wird, durften sich die Schulen selbst aussuchen: Zur Wahl standen Android-Tablets, Chromebooks, Windows-Laptops, iPads und Windows-Tablets. Während die übrigen Geräte mittlerweile geliefert wurden, warten Tausende Schüler immer noch auf ihre Windows-Tablets.
Das Problem: Die Tablets, die der Ausschreibungsgewinner A1 für das Bildungsministerium beschafft hat, sind aufgrund diverser „Funktionsmängel“ für den angedachten Einsatzzweck im Unterricht eigentlich nicht zu gebrauchen. Nähere Details zu diesen Mängeln hat das IT-Portal „Notebookcheck“ zusammengetragen.
Zu wenig Power, schlecht verarbeitet
Demnach habe das von A1 beschaffte Onda Oliver Book A1, das man im freien Handel gar nicht kaufen kann, eine ganze Reihe von Problemen: Der Pentium-N5030-Prozessor habe nicht genug Leistung, der mitgelieferte Eingabestift funktioniere am 10-Zoll-Touchscreen des Windows-Tablets nicht präzise genug, Robustheit und Verarbeitung (besonders beim Tastatur-Dock) seien auch nicht überzeugend, das Gerät insgesamt zu schwer.
Dass das Tablet mit Tastatur-Dock, auf dem statt dem Herstellerlogo in doppelter Ausfertigung jenes des Zwischenhändlers prangt, gar nicht für den Einsatz in der Schule geeignet sei, fiel demnach erst auf, nachdem die ersten Geräte geliefert wurden. IT-Verantwortliche in Schulen testeten die praktische Nutzung - und scheiterten durch die geringe Rechenleistung schon daran, gleichzeitig einer Videokonferenz beizuwohnen und Notizen zu schreiben.
Lieferung entsprach laut A1 den Vorgaben
A1 weist gegenüber dem „Standard“ zurück, unzureichende Hardware beschafft zu haben. Man habe die gemäß Ausschreibung vereinbarten Spezifikationen geliefert. Ob diese auch den tatsächlichen Anforderungen entsprechen, könne man nicht beurteilen, heißt es von A1.
Das Bildungsministerium hingegen sieht die Schuld beim Lieferanten: Ein vom Ministerium beauftragtes Gutachten eines Sachverständigen bestätige die „Funktionsprobleme“. Es sei eine Frist zur Nachbesserung gesetzt worden.
Bei „Notebookcheck“ vermutet man, dass die Verantwortlichen bereits bei der Ausschreibung zu niedrige Anforderungen gestellt haben könnten: Als Mindestanforderung wurden Intels fünf Jahre alter Dual-Core-Billigprozessor Pentium Gold 4425Y, acht Gigabyte RAM, ein per Stift bedienbares Full-HD-Touchdisplay und 128 Gigabyte Flash-Speicher vorgegeben. Diese Spezifikationen erfüllt - zumindest in der Theorie - auch das Onda-Tablet, manche Anforderungen werden sogar übertroffen.
Das Onda-Tablet bezieht A1 vom italienischen Unternehmen Onda TLC mit Sitz in Klagenfurt. Im freien Handel bietet der Hersteller seine Produkte nicht an. Produziert wird die Hardware in Fernost. Notebooks und andere Geräte der Marke Onda werden auch in Asien verkauft.
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