Jahrelang hatte Facebook zu verschiedenen Anlässen Apples 30-prozentige App-Store-Provision für Entwickler als zu hoch kritisiert. Für sein geplantes Metaverse will das Netzwerk diese allerdings nun selbst kräftig zur Kasse bitten - und übertrifft damit sogar die Forderung von Apple. Der iPhone-Hersteller kennt dafür nur ein Wort: „Heuchelei“.
Anfang der Woche hatte der Facebook-Mutterkonzern Meta in einem Blogeintrag angekündigt, dass er einer Handvoll Entwicklern den Verkauf virtueller Güter im hauseigenen Virtual-Reality-Videospiel „Horizon Worlds“ erlaubt. Dafür müssen sie allerdings insgesamt 47,5 Prozent ihrer Einnahmen an Meta und den zum Konzern gehörenden VR-Spezialisten Oculus abtreten.
Wie ein Unternehmenssprecher gegenüber CNBC erklärte, setzen sich die 47,5 Prozent aus einer 30-prozentigen „Hardware-Plattform-Gebühr“ für Verkäufe über Oculus‘ Quest-Store, wo das Unternehmen Apps und Spiele für seine Virtual-Reality-Headsets verkauft, und einer Gebühr von 17,5 Prozent von „Horizon Worlds“ zusammen.
„Wir denken, dass es ein ziemlich konkurrenzfähiger Preis auf dem Markt ist“, sagte Meta-Vize Vivek Sharma dem US-Magazin „The Verge“. „Wir glauben daran, dass auch die anderen Plattformen ihren Anteil haben können.“
Apple kritisiert „Heuchelei“
Bei zahlreichen Entwicklern und auch Apple stieß die Ankündigung dagegen auf Unverständnis. In einer Stellungnahme gegenüber „MarketWatch“ sparte der iPhone-Hersteller nicht mit Kritik an Meta:
„Meta hat wiederholt Apple ins Visier genommen, weil es von Entwicklern eine 30-prozentige Provision für In-App-Käufe im App Store verlangt - und dabei immer wieder kleine Unternehmen und Kreative als Sündenbock benutzt. Jetzt will Meta von denselben Entwicklern deutlich mehr verlangen als von jeder anderen Plattform. Die Ankündigung entlarvt die Heuchelei von Meta. Sie zeigt, dass Meta zwar die Plattform von Apple kostenlos nutzen möchte, aber gleichzeitig die Urheber und kleinen Unternehmen, die seine eigene Plattform nutzen, ausnimmt“, so Apple.
Zuckerberg stellte mehr Verdienst in Aussicht
Tatsächlich hatte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg noch Anfang November vergangenen Jahres in einem Facebook-Posting gesagt, dass sein Unternehmen versuchen werde, Metaverse-Entwicklern dabei zu helfen, Apples App-Store-Gebühr zu umgehen.
„Bei der Entwicklung des Metaverse konzentrieren wir uns darauf, den Entwicklern die Möglichkeit zu geben, mit ihrer Arbeit Geld zu verdienen“, sagte er. „Die 30 Prozent Gebühren, die Apple für Transaktionen erhebt, erschweren dies, daher aktualisieren wir unser Abonnement-Produkt, sodass die Entwickler jetzt mehr verdienen können.“
When Horizon’s web version launches, the Horizon platform fee will only be 25%—a much lower rate compared to other similar world-building platforms.
— Boz (@boztank) April 14, 2022
Web-Version soll mehr Profit abwerfen
Vielleicht auch deshalb versprach der technische Direktor von Meta, Andrew Bosworth, am Donnerstag Besserung: Für eine geplante Web-Version von „Horizon Worlds“, die dann möglicherweise kein VR-Headset benötigt, werde die Gebühr nur 25 Prozent betragen - „ein viel niedrigerer Prozentsatz im Vergleich zu anderen ähnlichen Plattformen für den Aufbau von Welten“, twitterte er (siehe oben).
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