Verdächtige sind frei

Gewalttat an 16-Jähriger in Linz: Justiz-Skandal?

Oberösterreich
16.04.2022 06:00

Keine U-Haft für Verdächtige, doch Ex-Ministerin saß vier Wochen: Was hat die mutmaßliche Vergewaltigung einer 16-jährigen Schülerin in Linz mit der früheren Familienministerin Sophie Karmasin zu tun? Nichts, werden Juristen sagen, denn jeder Vergleich zwischen unterschiedlichen Straffällen ist nicht zulässig. Noch dazu, weil es in einem Fall um ein Gewaltdelikt, im anderen um den Verdacht der Untreue geht.

Die vier Jugendlichen im Linzer Fall, drei aus Afghanistan, einer aus dem Iran, wurden bei der ersten Gelegenheit, nach zwei Wochen U-Haft, entlassen. Obwohl der Verdacht besteht, dass sie ein Mädchen in ein früheres Postverteilzentrum beim Hauptbahnhof gelockt haben. Genaue DNA-Untersuchungen der bei dem Mädchen gefundenen Spuren fehlen noch, doch die Behörde geht von vollendeter Vergewaltigung aus.

Ex-Ministerin saß in U-Haft
Im Gegensatz dazu musste die frühere Familienministerin Sophie Karmasin nach der Haftprüfungsverhandlung nach zwei Wochen wieder in ihre Einzelzelle zurückkehren. Obwohl ihre Anwälte Bestätigungen vorweisen konnten, dass ihre Firma längst aufgelöst ist, dass sie inzwischen nicht mehr als Meinungsforscherin arbeitet und dass daher keine Wiederholungsgefahr mehr besteht. Laut Staatsanwaltschaft soll sich Sophie Karmasin nach ihrer politischen Karriere Aufträge über 140.000 Euro vom Sportministerium verschafft haben. Auch ist sie in die Inseratenaffäre verwickelt, in der der frühere Bundeskanzler Sebastian Kurz als Beschuldigter geführt wird.

Gegen die ehemalige Familienministerin Sophie Karmasin läuft derzeit ein Strafverfahren. (Bild: Krone KREATIV, ROLAND SCHLAGER)
Gegen die ehemalige Familienministerin Sophie Karmasin läuft derzeit ein Strafverfahren.

Juristen sahen in der Entscheidung für die Fortführung der U-Haft „unverhältnismäßige Härte“. Zumal Sophie Karmasin in Österreich integriert ist und Fluchtgefahr vom Gericht nicht angenommen wurde.

Fall erinnert an Tragödie um Leonie
Das ist auch bei den vier Jugendlichen so. Doch die sind in Österreich überhaupt nicht integriert. Sie sind wohl nur wegen ihres Alters von 14 und 15 enthaftet worden. Dabei erinnert der Fall in Linz an die Tragödie um Leonie in Wien. Das Mädchen soll von vier Afghanen unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden sein und starb an den Folgen.

Porträt von Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
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