Erneut unter Beschuss

Stadtchef Klitschko warnt vor Rückkehr nach Kiew

Ausland
16.04.2022 11:08

Erneut ist die ukrainische Hauptstadt Kiew ist unter Beschuss geraten. In einem Stadtteil sei es gleich zu mehreren Explosionen gekommen. Weil inzwischen auch Menschen, die vor den Angriffen geflüchtet waren, wieder nach Kiew zurückkehren, forderte der Bürgermeister Vitali Klitschko, dies zu unterlassen und an sicheren Orten zu bleiben. 

Im Stadtteil Darnyzja gab es mehrere Explosionen, wie Klitschko am Samstag im Nachrichtenkanal Telegram mitteilte. Es gab zunächst keine Angaben zu möglichen Opfern. Nach Regierungsangaben sind für Samstag insgesamt neun humanitäre Korridore zur Evakuierung vereinbart worden, unter anderem um Mariupol und Luhansk. Unbestätigten Meldungen in der Ukraine zufolge gab es auch im Westen des Landes in der Region Lwiw erneut Explosionen.

Vitali Klitschko in schusssicherer Weste in seiner zerstörten Heimatstadt (Bild: AFP/Sergei Supinski, Krone KREATIV)
Vitali Klitschko in schusssicherer Weste in seiner zerstörten Heimatstadt

Vergeltungsversuch für die Zerstörung der Moskwa?
Die russischen Angriffe auf die Region Kiew hatten seit Ende März eigentlich abgenommen. Moskau kündigte damals an, seine Offensive auf den Osten der Ukraine konzentrierten zu wollen. Am Freitag drohte der Kreml jedoch, seine Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt wieder zu verstärken. Zuvor hatte er die Ukraine beschuldigt, russische Ortschaften nahe der Grenze zu bombardieren. Die Regierung in Kiew sieht die neuen russischen Angriffe in der Hauptstadt-Region als Vergeltungsversuch für die Zerstörung der Moskwa an.

Die Moskwa (Bild: AFP)
Die Moskwa

Klitschko warnt davor, Luftalarm zu ignorieren
Darnyzja liegt im Südosten der Millionenstadt Kiew. Rettungskräfte seien an Ort und Stelle, hieß es. Klitschko appellierte an die Bevölkerung, Luftalarm der Behörden nicht zu ignorieren. In der ukrainischen Hauptstadt gibt es mehrmals täglich Luftalarm. Weil inzwischen auch Menschen, die vor den Angriffen geflüchtet waren, wieder nach Kiew zurückkehren, forderte der Bürgermeister, dies zu unterlassen und an sicheren Orten zu bleiben.

Ein Mann winkt ukrainischen Soldaten zu, die auf einem Panzer außerhalb von Kiew fahren. (Bild: The Associated Press)
Ein Mann winkt ukrainischen Soldaten zu, die auf einem Panzer außerhalb von Kiew fahren.
(Bild: AP)

Rüstungsbetriebe von Moskau zerstört
Russland zerstörte nach Angaben seines Verteidigungsministeriums zwei Rüstungsbetriebe. Es handle sich um ein Werk für gepanzerte Fahrzeuge in Kiew und eine Einrichtung für militärische Reparaturen in Mykolajiw. Über dem Gelände der Rüstungsfabrik in Kiew, das von zahlreichen Polizisten und Soldaten abgeriegelt wurde, stieg laut dem Bericht eines AFP-Korrespondenten Rauch auf. In der Fabrik wurden insbesondere Panzer hergestellt. Das russische Verteidigungsministerium erklärte auf Telegram, bei dem Beschuss mit „hochpräzisen Langstreckenwaffen“ seien Produktionsgebäude der Fabrik zerstört worden.

Fabrik von ukrainischen „Neptun“-Raketen angegriffen
Russische Truppen hatten am Freitag bereits einen Rüstungskomplex nahe Kiew angegriffen, in dem laut der Website des staatlichen Rüstungskonzerns Ukroboronprom „Neptun“-Raketen hergestellt wurden. Der inzwischen gesunkene Raketenkreuzer Moskwa, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, war laut einem Sprecher der ukrainischen Armee am Donnerstag von Raketen vom Typ „Neptun“ getroffen worden. Moskau bestätigte diese Angaben nicht und sprach lediglich von Explosionen und Feuer an Bord.

Zivilisten sollen am Samstag unter anderem Mariupol in privaten Autos verlassen können, teilte Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk mit. Fünf Korridore seien in der Region Luhansk vorgesehen. Diese steht nach Angaben örtlicher Behörden unter schwerem Beschuss.

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