Weniger Pkw, mehr Geld

Trotz Krisen: Volkswagen macht riesige Gewinne

Motor
16.04.2022 13:47

Vom Dieselskandal-Betrüger zum Bilanz-Überflieger: Der Volkswagenkonzern fährt trotz Chipflaute und der Unsicherheiten rund um den Krieg in der Ukraine weiter hohe Gewinne ein. Die Wolfsburger haben so geschickt gewirtschaftet, dass sie im Gegensatz zur Konkurrenz bisher kaum von steigenden Rohstoffpreisen betroffen sind. Und die Verlagerung auf die Produktion geförderter Elektroautos trägt auch Früchte: Die Absatzzahlen steigen.

(Bild: kmm)

Allerdings nur bei den E-Autos, die Verbrenner hinken hinterher. Und die Unsicherheit um die Lieferketten, auch wegen des russischen Kriegs in der Ukraine, macht den Wolfsburgern zunehmend Sorgen. Der andauernde Krieg habe erhebliche Auswirkungen auf Wechselkurse und die Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten, hieß es vorsichtig von VW. Außerdem seien erste Effekte auf die Lieferketten zu erkennen.

8,5 Milliarden Euro Gewinn in drei Monaten
Das um Sondereinflüsse aus der Dieselaffäre bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern wuchs in den ersten drei Monaten laut vorläufigen Zahlen auf 8,5 Milliarden Euro. Allein 3,5 Milliarden Euro kamen aus dem buchhalterischen Wertzuwachs von Sicherungsverträgen. Damit sichert der Konzern bei Zulieferern Preise und Mengen von Rohstoffen ab - und der bilanzielle Wert der Verträge steigt, wenn die Preise stärker schwanken, wie zuletzt geschehen. Zu Geld machen kann VW diesen Wertanstieg der Verträge in aller Regel am Finanzmarkt nicht, denn die Wolfsburger sind auf die darin vereinbarte Lieferung der Rohstoffe zu den entsprechenden Konditionen angewiesen.

Aber auch ohne die Effekte aus den Sicherungskontrakten hätte ein operatives Ergebnis von rund 5 Milliarden Euro zu Buche gestanden - etwas mehr als vor einem Jahr mit 4,8 Milliarden Euro, als auch schon bestimmte Sicherungsvereinbarungen die Zahlen aufgehübscht hatten.

Weniger Autos verkauft - mehr Gewinn
Dabei belastet die Situation bei den fehlenden Halbleiterbauteilen die Produktion weiter deutlich. Im ersten Quartal lieferte VW weltweit nur 1,9 Millionen Fahrzeuge aus - gut ein Fünftel weniger als im Vorjahreszeitraum. Im Heimatmarkt Westeuropa gingen die Auslieferungen um knapp 15 Prozent zurück. In China stand ein Minus von 23,9 Prozent zu Buche. Im weltgrößten Automarkt ist VW Marktführer, rund 40 Prozent der gesamten Konzernauslieferungen macht die Gruppe dort.

Als einen der Gründe für die schlechten Ergebnisse in China nannte Volkswagen die Pandemie-Beschränkungen durch Chinas Null-Covid-Strategie. Die Corona-Welle wirke sich gerade in Regionen wie der Nordostprovinz Jilin, dem Jangtse-Delta oder Provinzen wie Shandong und Hebei aus, wo Volkswagen gewöhnlich viel verkaufe, hieß es in der Mitteilung. Der Konzern musste wegen der Lockdowns auch den Betrieb in Werken in Shanghai und in Changchun in Nordostchina aussetzen.

Preise für Autos steigen
Weltweit sorgt die knappe Versorgung mit Neuwagen infolge der Chipkrise bei starker Nachfrage seit geraumer Zeit für lange Lieferzeiten am Markt für Privat- und Gewerbekunden. Das lässt die Preise steigen, sowohl bei neuen Pkw als auch bei Gebrauchtwagen. VW profitiert davon nicht nur mit dem Verkauf neuer Autos, sondern auch bei der Wiedervermarktung von Leasing-Rückläufern.

Günstige Baureihen werden zurückgestellt
Außerdem versucht VW, die lukrativeren Autos von Porsche und Audi bevorzugt mit den verfügbaren Chips zu bestücken, um die Gewinne zu stützen. Bei Porsche lag der Rückgang bei den Auslieferungen im ersten Quartal dementsprechend nur bei knapp 5 Prozent, bei Audi waren es knapp 17 Prozent weniger Verkäufe. Die Auslieferungen der Kernmarke VW Pkw sackten dagegen um mehr als ein Viertel ab.

Auch die Elektroautos, auf die Konzernchef Herbert Diess VW für die Zukunft ausrichtet, werden bevorzugt mit den knappen Halbleitern ausgerüstet. Deren Verkäufe kletterten in den Monaten Jänner bis März um 65 Prozent auf 99.100 vollelektrische Autos. In China, wo der Hochlauf der Batterieautos lange holprig verlief, lieferte VW mit 28.800 Elektroautos viermal so viel aus wie vor einem Jahr.

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(Bild: kmm)



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