Ampullen mit C-Waffen
Ukraine: Reste von Sarin in Siedlung entdeckt
Laut dem Bürgermeister der Stadt Trostjanez in der nordukrainischen Region Sumy haben russische Truppen in dem Ort Bilka Reste chemischer Waffen zurückgelassen. „Wir haben im Dorf Bilka Überreste von C-Waffen gefunden, Sarin und andere Substanzen. Wir haben Ampullen entdeckt“, zitierte die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform Jurij Bowa.
Die Substanzen seien in Bilka gefunden worden, nachdem das russische Militär die Siedlung verlassen hatte. „Der Sicherheitsdienst der Ukraine arbeitet derzeit daran. Es ist möglich, dass die Besatzer diese Chemikalie verwenden wollten, um Kiew, Poltawa oder andere Städte anzugreifen", sagte Bowa am Samstag live im ukrainischen Radio. Die Angaben lassen sich vorerst nicht unabhängig überprüfen.
Giftige Substanz auf Mariupol abgeworfen?
Die russischen Besatzer hätten während eines einmonatigen Aufenthalts in Trostjanez viele Sprengfallen aufgestellt und viele Friedhöfe, Wälder, Parks und Verwaltungsgebäude vermint, sagte Bowa. Am 11. April sagten Kämpfer des Asow-Regiments, dass russische Invasoren eine giftige Substanz unbekannter Herkunft von einer Drohne auf Mariupol abgeworfen hätten. Drei Personen seien verletzt worden und hätten einen Atemstillstand erlitten.
Das Sekretariat der Organisation für das Verbot chemischer Waffen äußerte sich laut Ukrinform besorgt über Berichte über den Einsatz chemischer Waffen in Mariupol und den Beschuss von Chemiefabriken in der Ukraine.
„Die ganze Welt, alle Länder müssen besorgt sein“
Unterdessen warnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einem russischen Einsatz von Atombomben: „Nicht nur ich - die ganze Welt, alle Länder müssen besorgt sein, denn es kann sich nicht um echte Informationen handeln, aber es kann die Wahrheit sein.“ Selenskyj reagierte auf Äußerungen des CIA-Chefs Bill Burns. Der Chef des US-Auslandsgeheimdienstes hatte angesichts der militärischen Rückschläge für Russland in der Ukraine betont, dass die mögliche Bedrohung eines russischen Einsatzes taktischer Atombomben nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfe.
Unter taktischen Atomwaffen oder nuklearen Gefechtsfeldwaffen versteht man Kernwaffen, deren Wirkungskreis und Sprengkraft deutlich geringer ist als bei strategischen Atomwaffen, die über einen Kontinent hinaus eingesetzt werden können.
„Keine Angst haben, sondern bereit sein“
Selenskyj sagte in dem am Samstag von dem US-Sender CNN veröffentlichtem Interviewausschnitt weiter auf Englisch, dass für Russland Menschenleben nichts wert seien. Es gelte nun aber auch mit Blick auf chemische Waffen, keine Angst zu haben, sondern stattdessen bereit zu sein: „Aber das ist keine Frage für die Ukraine, nicht nur für die Ukraine, sondern für die ganze Welt, denke ich.“ Das gesamte Interview sollte am Sonntag ausgestrahlt werden.
Die Sorge im Westen über mögliche Atomwaffenpläne Moskaus war gestiegen, nachdem Putin zum Auftakt des Kriegs in der Ukraine die russischen Abschreckungswaffen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzen ließ. Zu diesen Waffen zählt Russland auch seine Atombomben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.