In etwas mehr als einem Monat beehrt die deutsche Techno-Legende Scooter für ein „Krone“-Konzert die Wiener Stadthalle. Am 27. Mai liefern HP Baxxter und Co nicht nur eine Hit-Revue ab, sondern werden auch mit neuen Songs und einer fulminanten Bühnenshow überzeugen. Wir haben uns im Vorfeld mit Mastermind HP Baxxter über die Notwendigkeit von Selbstironie, seine Liebe zu Thomas Bernhard und eine mögliche Kooperation mit Wanda unterhalten.
„Krone“: HP, blicken wir etwas zurück. Euer Song „FCK 2020“ entwickelte sich im Herbst 2020 schnell zur inoffiziellen Hymne des Jahres - auch außerhalb des eigenen Fan-Kreises. Wann kam dir die Idee zu dem Song und wie hat er sich entwickelt?
HP Baxxter: Das Thema ist mit der Zeit gewachsen. Als die Pandemie begann, hofften noch alle darauf, dass man im Sommer wieder Festivals spielen kann, aber es zeichnete sich schnell ab, dass das im ganzen Jahr nichts mehr werden würde. Ich fühlte mich so ohnmächtig und wollte in der Musik Dampf ablassen. Wir befanden uns gerade in der Albumproduktion und da fiel mir ein, dass wir vor mehr als 20 Jahren den Song „Fuck The Millennium“ schrieben, der sich auch ein bisschen um die allgemeine Panik und Verschwörungen drehte. Damals war das noch eher ein Scherz und dieses Mal standen wir vor einem echten Problem. Als wir dann „FCK 2020“ schrieben, konnten wir noch nicht ahnen, dass es 2021 damit nahtlos weitergehen würde. (lacht) Der Song ist eine Mischung aus Dampfablassen und der optimistischen Haltung, sich nicht unterkriegen zu lassen, sondern weiterzumachen.
Mit „Fuck The Millennium“ habt ihr euch über die Leute lustig gemacht, die den drohenden Weltuntergang sahen. Verschwörungstheoretiker gab es schon damals, aber ist die Welt heute schlimmer geworden?
Das Unbeschwerte ist weg. Die gezielte Verbreitung von Angst hat dazu geführt, dass die Leute zu einem großen Teil ihren Humor gänzlich verloren haben. Deutschland war noch nie berühmt für großen Humor, aber jetzt ist der letzte Rest auch noch weg. (lacht) Man muss aber immer über Dinge lachen können und ich habe das Leben nie so ganz ernst genommen. Man kann machen was man will, es endet sowieso mit dem Tod. Wenn man aber den Humor verliert, dann ist alles zu spät. Dann hat man ein echtes Problem.
Wie du schon gesungen hast: „Don’t take life too seriously. You can’t get out alive anyway“.
(lacht) Genau. Das bringt’s doch auch auf den Punkt.
Während des ersten Lockdowns hast du dich selbst mit Covid infiziert, aber dein Verlauf war milde. Hast du da kurz deinen Humor verloren?
Ich hatte nie wirklich Angst davor. Ich war eher neugierig zu sehen, was passiert. Ich glaube an Schicksal und wenn es denn hätte sein sollen, dann wäre es eben so gewesen. Wenn du im Krankenhaus liegst und einen schweren Verlauf hast, siehst du das sicher anders, aber ich kann nur für mich sprechen. Meine Schwester hatte es deutlich schwerer erwischt, aber ich kam gut durch. In einer Pandemie ist die Chance groß, dass du dich irgendwann einmal ansteckst. Ich sehe nicht ein, mich deshalb zu vergraben und das ganze Leben auf Pause zu stellen. Es gab schon früher Pandemien und es muss weitergehen. Ich habe die Lage für mich persönlich entspannter betrachtet und hatte zum Glück einen leichten Verlauf.
Dinge, die du selbst nicht ändern kannst, bringen dich nicht aus der Ruhe. Bei deiner Musik, zu der du einen sehr perfektionistischen Zugang hast, ist das doch deutlich anders.
Das stimmt. Ich bin sehr perfektionistisch veranlagt, wenn es um Sachen geht, die mir wichtig sein. Nicht nur bei der Arbeit, sondern auch privat. Was ich im Studio mache, will ich ja auch selbst gut finden. Es besteht zu schnell die Gefahr, sich über jeden Quatsch zu ärgern, aber was man nicht ändern kann, das soll einen nicht aufregen. Wenn es wochenlang schweinekalt ist, muss ich das eben so hinnehmen und das Beste daraus machen.
In „FCK 2020“ gibt es die Songzeile „the worst year ever“. Trifft das auch auf Scooter zu oder hattet ihr früher als Band auch schon ähnlich dürre Jahre?
So ein Jahr wie 2020 hatten wir noch nie. Auch wenn wir sonst Hänger hatten, gab es immer Shows oder Festivals und Scooter lebt von Liveauftritten. Das ist ein wichtiger Bestandteil des Ganzen. Das Gute war, dass wir das Album sowieso für dieses Jahr geplant hatten. So war nicht alles völlig verschwendet und wir haben viel Zeit im Studio verbracht. Aus der Liveperspektive betrachtet war es auf jeden Fall das „worst year ever“. Gesamt gesehen war es nicht ganz so dramatisch.
Eure Popularität in Europa ist seit Jahren im Steigen begriffen. Für euch war die Pandemie eine harsche Euphoriebremse.
Was die Live- und Festivalshows anging, wurde wirklich alles jedes Jahr größer. Wir hatten 2020 eine Headliner-Position beim Tomorrowland Festival und hätten erstmals in England beim Greenfield spielen sollen.
„God Save The Rave“ ist ein durchwegs optimistisches Partyalbum. Auch wenn das bei euch Usus ist, ist es interessant zu sehen, wie ihr der harten Realität scheinbar locker trotzen könnt.
Manchmal ist es nicht so einfach, die gute Laune zu behalten. Es war schwierig, Inspiration zu beziehen, aber im Techno geht es immer weiter. Beim Song „Anastacia“ haben wir uns von der alten Technoschule inspirieren lassen, aber wir versuchen sonst immer, die Augen und Ohren offen zu haben. Den Scooter-Spirit und den Scooter-Sound projizieren wir immer auf die Neuzeit. Es darf nicht angestaubt klingen und das ist uns dieses Mal sehr gut gelungen. Es gibt viel Druck und es geht ab, aber wir haben keine Songstrukturen von früher übernommen. Wichtig ist auch, nicht jedem Trend hinterherzurennen, denn da verlierst du Glaubwürdigkeit. Du kannst nicht immer alles einbauen, was die Kids gerade cool finden.
Aber dieses Nicht-Anbiedern hat euch im Endeffekt auch so weit gebracht. Während sich viele früher für Scooter geschämt haben, trägt so mancher euer Merchandise heute mit Stolz.
Du musst immer aus tiefster Überzeugung das machen, was du selbst gut findest. Das gilt gerade für Scooter. Ich höre selbst auch ganz andere Sachen, die nichts mit der Band zu tun haben, aber das bringt Scooter ja nichts. Eine Cowboy-Nummer wie „Wand’rin Star“ als letzten Song auf dem Album zu wählen fand ich witzig, aber man muss schon sich selbst und auch den Leuten und ihren Erwartungshaltungen an uns gerecht werden.
Auch bei euren vermeintlich schwächeren Alben gibt es immer den einen oder anderen Song, der sofort livetauglich ist und zur Hymne wird. In der Theorie klingt das einfacher, als es in der Praxis sein wird. Hast du ein bewusstes Gespür für einen Scooter-Hit?
Das ist nicht so leicht, weil alles mit der Hookline und dem Refrain steht und fällt. Der Rhythmus ist die eine Sache, aber du brauchst auch ein Thema zum Song. Früher haben wir mit verschiedenen Autoren Hooks komponiert und wenn es gepasst hat, bei uns eingebaut. Im Studio merkst du schnell, ob etwas abgeht oder nicht. „God Save The Rave“, den Song, haben wir mit den Österreichern Harris & Ford gemacht und als wir daran schraubten, haben wir gespürt, dass er richtig geil klingen würde. Konstruieren und planen kannst du da wenig. Das meiste ergibt sich während der Produktion.
Du bist privat sehr breit musikinteressiert. Könntest du dir auch vorstellen, mit einer Popband wie Wanda oder Bilderbuch etwas auf die Beine zu stellen?
Wenn die zündende Idee da ist, ist sowas nicht grundsätzlich ausgeschlossen, aber Harris & Ford sind musikalisch in einem ähnlichen Genre wie wir. Da spricht man dann eine Sprache. Wir haben aber schon auch außerhalb unserer Szene viel gemacht. Zum Beispiel „Whatever You Want“ mit Status Quo. Das war Zufall. Wir wollten eigentlich nur ihre Gitarrenriffs samplen und daraus einen Technotrack machen, aber als wir dann in England auf Tour waren, haben uns unsere Manager verbunden und so ergab sich alles mit deren Gesang. Ich bin auch mit Vicky Leandros befreundet, mit der wir einen alten ESC-Song zu einer Hardstyle-Nummer umfunktionierten. Das war auch recht ungewöhnlich. (lacht) Möglich ist alles, aber manchmal muss es sich einfach ergeben.
Und Mantas, Gitarrist der Black-Metal-Legende Venom, war mit euch sogar mal auf Tour.
Absolut richtig. Der hatte die Idee, den Song „Fire“ aus der Gitarre so richtig loszufeuern. Für die Show war das damals richtig toll und wir haben viele Songs, zu denen harte Gitarren passen.
Du hast „Wand’rin Star“ mit den Country-Einflüssen angesprochen. Dann gibt es noch den Opener „Futurum Est Nostrum“, der sehr sakral klingt. Gibt es bei Scooter überhaupt irgendwo Grenzen?
(lacht) Das ist schwierig zu sagen. Ich wäre vielleicht nicht auf die Idee gekommen, eine Country-Nummer zu machen, aber solche Dinge spielen sich hinter den Kulissen ab. Wenn sich Running Gags untereinander plötzlich verselbstständigen. Wir haben damals das Video zu „Call Me Manana“ in der Wüste von Almeria gedreht, wo auch viele Western gemacht wurden. Das hatte ich immer im Hinterkopf und wollte den „Wand’rin Star“ einfach mal aus Spaß ausprobieren - so entstand der Song dann schlussendlich. Im Jazz-Bereich sehe ich uns nicht, da fehlt mir die Vision. Das ist zu kompliziert. Ansonsten versuche ich immer offen für alles zu bleiben. Wenn es funktioniert, würde ich mich nicht dagegen sperren. Mit Olga Scheps hatten wir das „Piano Only“-Projekt. Da wurden unsere Klassiker nur auf dem Piano begleitet. Also wenn man Scooter mal im Chill-Out-Modus hören möchte, gibt es Olga. (lacht)
Du selbst hast vor Jahren aus dem Werk von Thomas Bernhard rezitiert. Könntest du dir so einen literarischen Ausflug wieder einmal vorstellen?
Von Thomas Bernhard bin ich nach wie vor großer Fan. Aber nicht, weil er die Tiraden gegen Österreich abgehalten hat. Das ist ein Stilmittel und eine bewusste Provokation, um auf bestimmte Dinge hinzuweisen, die ihn gestört haben. Ich mag an ihm die drastische Sprache, ohne ins Vulgäre abzudriften. Man ist total davon geplättet und trotzdem befindet er sich auf einem hohen literarischen Niveau. Keiner kann so schön schimpfen wie Thomas Bernhard. (lacht) Ich kenne auch den Briefwechsel von Bernhard mit seinem Verleger Siegfried Unseld, der in einem Buch zusammengefasst wurde. Das habe ich damals gekauft und lese es gerade wieder, weil es sehr interessant ist. Da kriegt man Einblicke, wie Bernhard privat war und wie er so durch die Welt ging.
Wann gibt es eigentlich die offizielle Scooter- oder HP-Baxxter-Autobiografie?
Wir haben mal so eine Art Fan-Buch namens „Always Hardcore“ rausgebracht, wo unsere Geschichte mit sehr vielen Bildern von früher grob erzählt wurde. Das ist schon ein paar Jahre her. Ich kann mir aber gut vorstellen, so etwas in einer gründlicheren Ausführung noch einmal zu machen. Jetzt sind wir gerade dabei, eine Dokumentation fürs Kino zu drehen. Da begleitet uns ein Team aus Berlin, das 2020 die ganzen Festivals hätte mitfilmen sollen. Durch die Pandemie wurde der Handlungsstrang geändert, da gab es so einige Krisensitzungen. Wir haben ein Autokino-Konzert mitgefilmt und einiges passierte aus Zufall. Auch die Studiophase während Corona ist Thema des Films.
Hat diese Geschichte etwas damit zu tun, dass ihr bei eurem Wien-Konzert in der Metastadt 2019 mit Kai Pflaume unterwegs wart?
Der war zufällig da und wollte mit seinen Freunden backstage reinkommen. Da hatte die Doku aber noch gar nicht angefangen.
Das zweite Album auf „God Save The Rave“ ist der Mitschnitt eures Streaming-Konzerts vom ersten Lockdown. Ihr wart eine der allerersten Bands die das gemacht haben und dann auch noch richtig professionell mit Pyrotechnik und voller Motivation. Bei „One (Always Hardcore)“ musstest du dann auch selbst lachen, weil die Situation damals wohl so surreal wirkte?
Auf jeden Fall. Ich war vor einer Show noch selten so aufgeregt, weil ich nicht einmal wusste, wie das überhaupt gehen soll. Unter dem Eindruck der beginnenden Pandemie wussten wir nicht, wo die Reise hingehen würde. Zuhause in der Küche mit einer Wandergitarre sitzend geht bei Scooter aber nicht. Wenn, dann muss es was Richtiges sein. Zum Glück haben wir alles so gut hinbekommen. Nach drei Songs hatte ich das Gefühl, drin zu sein und die Resonanz hat mich überrascht und positiv gestimmt. Es gab national und international viel Feedback und das war fast nur positiv.
Gerade eine Band wie Scooter lebt ja vom Lärm, von der Ekstase und von der Stimmung. Und plötzlich steht man zu dritt im Studio vor einer Kamera...
Das war schon verrückt. Vor uns war die Kamera und im Hintergrund waren zwei Typen von unserer Crew zu sehen. Wichtig war, dass ich meine In-Ear-Ohrhörer drinnen hatte und es richtig Volldampf gab. Auch bei Videodrehs verlange ich immer eine richtige Anlage. Ich kann nicht performen, wenn da so ein Kofferradio vor mir steht - da muss richtig Druck auf und vor der Bühne sein. Das war beim Streamingkonzert der Fall und so konnte ich richtig abgehen. Als einmalige Sache war das toll, aber das ist definitiv keine Dauerlösung.
Welcher Scooter-Song schiebt am Kräftigsten an und pusht dich bei Konzerten am meisten?
Da gibt es ja zum Glück mehrere. (lacht) „God Save The Rave“ oder „We Love Hardcore“ mit Dimitri Vegas und Like Mike vom neuen Album ballern schon ordentlich los. Auch „Anastacia“ brettert richtig weg, den höre ich gerne im Auto. Von den Klassikern ist „One (Always Hardcore)“ sicher beispiellos, weil der Synthesizer so richtig heult. Sounds und Harmonien müssen Gänsehaut verursachen und da ist dieser Track definitiv ein Evergreen. „Always Hardcore“ ist zudem der Leitspruch der Band. Da steckt alles drin, was Scooter ausmacht.
Das Cover mit der als Jesus und deinen Jüngern vor den Lautsprecherboxen ist natürlich wieder beispiellos typisch für Scooter. Hast du schon Feedback von der katholischen Kirche bekommen?
(lacht) Noch nicht. Das ist ein weiterer Geniestreich unserer Grafikabteilung bei Kontor Records, die die Idee dazu hatten. Wir lieben ja diese leicht größenwahnsinnige Inszenierung. Auch auf der Bühne ist immer alles over the top bei uns und da passt das Bild perfekt dazu. Es ist natürlich mit einem Augenzwinkern gemeint, das versteht sich ja von selbst. Wir wollen damit niemanden auf die Füße treten.
Humor und Selbstironie sind extrem wichtige Bausteine der Scooter-Karriere. Du kannst sehr gut über dich selbst lachen, was nicht selbstverständlich ist. Hat sich das im Laufe der Jahre so ergeben, oder hattest du zu Kritiken und den Kritikern schon immer so ein entspanntes Verhältnis?
Das ist eine Charaktereigenschaft, die hat man oder nicht. Das kann man auch nicht ändern oder lernen. Ich persönlich finde es manchmal anstrengend, wenn Leute zu rechthaberisch und bierernst sind. Wem tut es weh, manchmal mit einem Lächeln zu sagen „Oh Gott ja, habe ich mich eben geirrt“? Man muss nicht alles im Leben so verbissen sehen und ich umgebe mich lieber mit Leuten, die Humor haben. Für mich selbst und auch für Scooter war Humor in den ersten Jahren überlebenswichtig. Wären wir instabil oder zart besaitet gewesen, hätten wir angesichts der Flut an Negativkritik sicher ein Problem gehabt. Wir haben uns selbst über die Berichte amüsiert oder eben alles ignoriert.
Deine Textfetzen wie „the chase is better than the catch“, „I am the horseman“ oder „respect to the man in the icecream-van“ sind in ihrem dadaistischen Humor fast schon prägend für mehrere Generationen Scooter-Fans. Bist du darauf besonders stolz?
(lacht) Das ist die Ironie des Schicksals. Am Anfang haben sich alle darüber mokiert, was für ein Blödsinn das sei. Ich habe mir aber immer Mühe gegeben und saß oft grinsend am Schreibtisch, weil ich manche Zeilen so witzig fand. Das wurde von den meisten erst viel später wahrgenommen. Der Erfolg war auch da, als diese Details nicht bemerkt wurden, aber heute wird das noch besser angenommen. Manchmal werde ich auf der Straße angesprochen und mir werden meine eigenen Zitate entgegengeschleudert. Das finde ich schon toll.
Gehst du auf der Straße lieber in Deckung oder bist du einer der fannahen Promis?
Ich bin im Alltag ganz normal, wie sonst auch. Wenn ich mal einen Tag habe, wo mir alle auf den Sender gehen, bin ich etwas kürzer angebunden. Ich will dann nicht die Familiengeschichte des Fans erfahren, aber ein schnelles Foto geht eigentlich immer. Einmal bin ich mit meinem Mercedes-Oldtimer mitten in der Hamburger Innenstadt bei einer Bushaltestelle liegengeblieben. Ich dachte zuerst, dass der Bus mein Auto rammt und dann, wenn du auf den Abschleppdienst wartest, kommen Leute und wollen ein Bild mit dir machen. In so einer Situation brauchst du starke Nerven. (lacht) Aber gut, das Leben geht weiter. Ich habe auf jeden Fall ein entspanntes Verhältnis zu den Leuten.
Slipknot haben die „Maggots“, Insane Clown Posse die „Juggalos“ und ihr habt die „Posse“ - eure treuen Fans, die euch überallhin begleiten und supporten. Wie hat sich die Beziehung zwischen euch und den Hardcore-Fans über die Jahre entwickelt?
Es gibt schon einige, die immer am Start sind und die uns sehr nahe sind. Sie fragen stellvertretend für die ganze Community was im Scooter-Camp so abgeht. Wir sind mit ein paar Leuten sehr eng in Kontakt und freuen uns gleichermaßen über Resonanz, wie über Kritik. Sie sind sehr ehrlich bei Wünschen oder Dingen, die ihnen nicht so gut gefallen. Ich finde, dass das ein sehr gutes und wichtiges Feedback ist.
Zu meinen liebsten YouTube-Kommentaren unter euren Songs gehört „HP Baxxter muss ein Vampir sein, denn er altert nicht“. Hält Scooter ewig jung?
Es hängt viel davon ab, wie man im Kopf tickt und da hält Scooter auf jeden Fall jung. Meine Lebenseinstellung ähnelt einer Klassenfahrt - alles ist völlig irre, wenn wir unterwegs sind. So richtig erwachsen in dem Sinne, dass man völlig seriös sein Leben bestreitet, ist bei uns nicht drin. Der normale Alterungsprozess geht an keinem vorbei, aber durch diese Ausstrahlung wirkt man dann auch jünger als jemand, der im Finanzamt arbeitet.
Du stellst als Person der Öffentlichkeit ein gewisses Bild da, das sich seit 30 Jahren kaum verändert hat. Ist das für dich ein Druck, weil du vielleicht gerne mal längere Haare hättest oder die Kleidung bunter sein sollte?
Da kommt mir sehr entgegen, dass ich ein absoluter Gewohnheitsmensch bin. Wenn mir einmal was gefällt, dann bleibe ich dabei. Die Haare hatte ich schon zehn Jahre vor Scooter so, ich habe sie nur irgendwann mal nicht mehr Billy-Idol-mäßig hochgegelt, sondern einen Seitenscheitel probiert. (lacht) Viele haben mir dann geschrieben dass ihnen das nicht gefalle, aber da habe ich mich gegen die Öffentlichkeit durchgesetzt. An den meisten Dingen halte ich aber ohnehin fest, das ist für mich keine Anstrengung.
Du bist ein Riesenfan von Depeche Mode und anderen Bands aus den unterschiedlichsten Genres. Wäre es nicht mal interessant, ein Side-Project zu starten, wo du dich musikalisch ganz anders austoben kannst?
Zu meinen größten Einflüssen gehören Tangerine Dream mit dem damals legendären Edgar Froese. Die waren richtige Szenepioniere und heute würde man sagen, sie machten Trance ohne Beat in Ambient-Art. Damals war das ganz neu und ich habe den jetzigen Mastermind der Band kennengelernt. Da haben wir schon mal etwas überlegt, aber trotz der Corona-Krise ging da nichts weiter, weil wir am Scooter-Album arbeiteten. Das könnte ich mir als Experiment einer anderen musikalischen Art schon sehr gut vorstellen.
Im Mai findet in der Wiener Stadthalle endlich euer größtes Österreich-Konzert aller Zeiten geplant. Worauf darf man sich da freuen?
Das ist das nächste große Projekt. Wir sammeln gerade Ideen und ich habe mir natürlich viel überlegt. Zum Beispiel mal eine ganz andere Setlist angehen. Die Show wird wie immer bombastisch, es wird auf jeden Fall viel brennen. (lacht)
Welchen eher selten gespielten Song der Scooter-Historie hättest du denn besonders gerne in der Setlist?
Das entscheide am Ende ich. Manchmal merke ich selbst, dass ein Song in einer gewissen Konstellation nicht viel bringt und nehme ich ihn dann raus. Da habe ich kein großes Ego. Bei der letzten Tournee haben wir einmal den Song „The Night“ eingebaut. Das ist ein Titel aus den 80er-Jahren und den haben wir 2003 dann noch einmal aufgenommen. Der kam dann in ein Medley. Manchmal ergeben sich zündende Ideen und die werden dann schnell eingebaut.
Live in Wien
Mehrmals wurde die „God Save The Rave“-Tour von Scooter verschoben, am 27. Mai ist es in der Wiener Stadthalle nun aber endlich soweit. Unter www.oeticket.com gibt es Karten und alle weiteren Infos für das Techno-Highlight des Jahres.
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