Milliarden für Musk

Tesla trotzt Rohstoffmangel, legt Rekordzahlen vor

Elektronik
21.04.2022 10:17

Tesla hat die Turbulenzen um Lieferengpässe und steigende Rohstoffkosten abgeschüttelt und setzt mit seiner Ertragskraft Standards in der Branche. Der von dem Multimilliardär Elon Musk geführte US-Elektroautobauer schraubte die operative Rendite zu Jahresbeginn auf 19,2 Prozent hoch - viereinhalb Prozentpunkte mehr als im vorangegangenen Quartal. Tesla erreichte damit ein Niveau, das fast alle Rivalen in den Schatten stellt.

Lediglich Nischenhersteller wie einige Sportwagenschmieden können da mithalten. „Tesla ist der weltweit profitabelste Autobauer nach Ferrari“, sagte Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer. Erreicht hat Tesla dies dank einer hohen Produktivität, Kostensenkungen und höheren Preisen. Dabei liefen die beiden neuen Werke in Grünheide bei Berlin und Austin im US-Bundesstaat Texas noch gar nicht auf vollen Touren.

Mit den Fabriken, die gerade erst eröffnet wurden, will Tesla seine Abhängigkeit von China verringern und die hohe Nachfrage besser bedienen. In seinem größten Werk in Shanghai hatten die Bänder wegen des Corona-Lockdowns zuletzt fast drei Wochen stillgestanden. Trotz der Produktionsunterbrechung stellte Musk am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Telefonkonferenz zur Präsentation der Quartalsbilanz für 2022 einen Anstieg der Auslieferungen auf mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge in Aussicht, 60 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Musk zeigte sich zudem zuversichtlich, dass der Konzern wie versprochen über mehrere Jahre hinweg die Auslieferungen um 50 Prozent jährlich steigern könne.

Elon Musk bei der Eröffnung der neuen Tesla-Fabrik in Grünheide nahe Berlin (Bild: (c) dpa-Zentralbild POOL)
Elon Musk bei der Eröffnung der neuen Tesla-Fabrik in Grünheide nahe Berlin

Zuletzt hatte Tesla die Preise für seine Fahrzeuge kräftig erhöht. Das kam bei Experten gut an: „Der Preisanstieg liegt schön über der Kosten-Inflation“, sagte Analyst Craig Irwin von Roth Capital. Die Tesla-Aktie legte nach Bekanntgabe der Zahlen um sechs Prozent zu.

81 Prozent mehr Umsatz
Den Umsatz steigerte Tesla im ersten Quartal um 81 Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar (rund 17,2 Milliarden Euro) - eine Milliarde mehr als Analysten laut Refinitiv-Daten im Schnitt erwartet hatten. Der Nettogewinn schnellte auf 3,3 Milliarden Dollar in die Höhe. Im Vorjahreszeitraum hatten 438 Millionen zu Buche gestanden. Tesla lieferte dabei so viele Fahrzeuge aus wie noch nie. Insgesamt rollten in den ersten drei Monaten 310.000 Autos zu den Kunden, zwei Drittel mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Auch Musk selbst profitiert: Der laut Forbes reichste Mann der Welt dürfte nach den guten Ergebnissen eine Erfolgsbeteiligung von 23 Milliarden Dollar erhalten. Musk bezieht kein Gehalt, sondern erhält an verschiedene Leistungskriterien gekoppelte Erfolgsbeteiligungen.

Lithium-Knappheit lässt Kosten steigen
Als Grund für steigende Kosten und begrenzenden Faktor für das Wachstum der E-Mobilität nannte Musk den rasanten Kostenanstieg für Lithium. Er ermutigte andere Unternehmen, sich in diesem Geschäft zu engagieren, das aus seiner Sicht hohe Margen verspricht. Für die kommenden Monate stellte der umtriebige Manager, dessen Aktivitäten von der Raumfahrt über unterirdische Transportsysteme bis hin zur Energieversorgung reichen, „einige aufregende Ankündigungen“ bezüglich der Sicherung von Rohstoffen für Batterien in Aussicht.

Wie oft bei seinen öffentlichen Auftritten kündigte Musk auch ein neues Produkt an: Bis 2024 wolle Tesla ein Robotaxi ohne Lenkrad oder Pedal in Serie produzieren. Praktisch alle großen Autobauer tüfteln derzeit am automatisierten Fahren. Bis die Fahrzeuge serienreif und ohne Fahrer auskommen, dürften nach Meinung von Experten aber noch mehrere Jahren vergehen.

Auf die Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, mit deren Ankündigung Musk für Wirbel gesorgt hatte, ging der Tesla-Chef nicht ein. Er hatte vergangene Woche bekannt gegeben, Twitter für 43 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen. Kritiker befürchten, das umstrittene Vorhaben und die damit verbundene Debatte über Meinungsfreiheit im Internet könne ihn ablenken vom Tesla-Geschäft. Investoren halten es für möglich, dass er für die Übernahme Tesla-Aktien verkaufen oder weitere Papiere beleihen könnte, um sein Angebot zu finanzieren.

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