Der milliardenschwere US-Onlinehandelsgigant Amazon hat in Europa im Jahr 2021 keinen Euro Einkommenssteuer bezahlt. Der Umsatz der in Luxemburg ansässigen Europa-Niederlassung kletterte im vergangenen Jahr auf 51,3 Milliarden Euro, Amazon EU meldete aber Verluste - und erhielt eine künftig einlösbare Gutschrift.
Das geht aus einem Bericht des Wirtschaftsnachrichtenportals „Bloomberg“ hervor, das Amazons Steuerunterlagen einsehen konnte. Amazon EU in Luxemburg umfasst die europäischen Amazon-Aktivitäten in Deutschland und Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Großbritannien, Schweden und den Niederlanden.
1,2 Milliarden Euro Verlust gemeldet
Den Steuerbehörden wurde demnach ein Verlust in Höhe von 1,2 Milliarden Euro gemeldet. Gewinnsteuern wurden somit nicht fällig, vielmehr gab es Steuergutschriften, die bei künftigen Gewinnen gegengerechnet werden können. Der Europa-Umsatz im Jahr 2021 lag bei 51,3 Milliarden Euro - 17 Prozent mehr als 2020.
Amazon erklärt den Verlust mit hohen Kosten: 37 Milliarden Euro seien in Roh- und Betriebsstoffe investiert worden, zudem 15 Milliarden Euro „externe Kosten“ angefallen. Amazon erklärt diese Aufwendungen gegenüber „Bloomberg“ mit seiner rasanten Europa-Expansion. „Wir investieren massiv in die Schaffung von Arbeitsplätzen und Infrastruktur in ganz Europa - mehr als 100 Milliarden Euro seit 2010“, sagt ein Amazon-Sprecher.
Dutzende neue Standorte eröffnet
2021 habe Amazon in Europa mehr als 50 Standorte eröffnet „und über 65.000 gut bezahlte Arbeitsplätze geschaffen“. Die Bezahlung war im vergangenen Jahr freilich auch Anlass für Streiks an deutschen Niederlassungen - die Gewerkschaft Verdi fordert seit langem neue Tarifverträge. Insgesamt beschäftige man in Europa mittlerweile mehr als 200.000 Mitarbeiter, so der Online-Riese.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Europa-Niederlassung Steuergutschriften erhält. Bereits 2020 hatte der vom Online-Shopping-Boom in der Pandemie profitierende US-Konzern trotz Rekordumsätzen von 44 Milliarden Euro in Europa Verluste gemeldet und eine Gutschrift von 56 Millionen Euro erhalten, berichtet Golem.de mit Verweis auf den „Guardian“.
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