Die Klimamusterstadt Wien hat im Vorjahr mehr als 4500 neue Bäume gepflanzt. Laut einer Baumschutzinitiative sind aber deutlich mehr Naturjuwele gefällt worden. Das Rathaus hält sich bei Zahlen bedeckt.
Ist alles ein Schwindel und die Stadt wird statt grüner (wie Politiker gerne behaupten) immer mehr zur grauen Betonwüste? Das mutmaßen zumindest Umweltschützer. Begründung: Laut Baumkataster des Magistrats wurden in Wien im vergangenen Jahr 4500 neue Bäume gepflanzt. Der Initiative Baumschutz Hernals zufolge handelt es sich dabei aber zu 95 Prozent nicht um neue Bäume, sondern vielmehr um Nachpflanzungen zuvor gefällter Exemplare, was ohnehin gesetzlich vorgeschrieben ist.
Das würden Zahlen und Berichte aus den Bezirken nahelegen. Konkretes Beispiel: Meidling. In der vergangenen Legislaturperiode wurde eine von den Bezirksgrünen initiierte Arbeitsgruppe „Neue Bäume für Meidling“ gegründet, die zum Ziel hat, jedes Jahr 50 neue Bäume im 12. Bezirk zu setzen. 2021 wurden zwar 68 zusätzliche Naturjuwele angekündigt, gepflanzt wurde der Initiative zufolge aber kein einziger. „In den meisten Bezirken wird sich die Anzahl neuer Bäume vermutlich im einstelligen Bereich bewegen“, erklären die Umweltaktivisten.
Weit mehr Fällungen als Neupflanzungen
Noch schlimmer stelle sich die Situation dar, wenn man einen Blick auf die Baumfällungen in der Stadt wirft. Pro Jahr werden allein in Hernals im (langjährigen) Schnitt 400 bis 500 Fällungen genehmigt. Auf Wien hochgerechnet wären das mehr als 15.000 Bäume, deren Entfernung völlig legal wäre. Für jedes dieser Prachtexemplare müsste es eine Ersatzpflanzung geben. Dass sich das Ganze rechnerisch nicht ausgehen kann, ist offensichtlich.
Wien ist mit einem Grünraumanteil von 53 Prozent im Stadtgebiet die grünste Stadt der Welt.
JKlimastadtrat Jürgen Czernohorszky
Das Büro Czernohorszky sagt dazu: „2021 wurden 4702 Bäume gepflanzt, allein in Meidling waren es 108. Dabei handelt es sich um Neu- und Nachpflanzungen.“ Auf die Zahl der Abholzungen wollte man hingegen nicht eingehen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.