Ein brasilianisches Gericht hat den US-Computerkonzern Apple zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von umgerechnet 1000 Euro verurteilt, weil ein iPhone-Käufer Apple vorwarf, bewusst Zubehör zu unterschlagen, um die Käufer zum Kauf zusätzlicher Hardware zu zwingen. Konkret ging es darum, dass Apple seinen iPhones seit zwei Jahren kein Netzteil mehr beilegt, sich an den Preisen aber nichts geändert hat.
Als Apple im Herbst 2020 das iPhone 12 vorstellte, betonte der Hersteller, aus Umweltschutzgründen auf die zuvor übliche Dreingabe eines Ladegeräts zu verzichten. Auch Ohrhörer liegen heute nicht mehr bei.
Änderung mit Umweltschutz begründet
Der iPhone-Riese aus Kalifornien begründete die Änderung damit, dass derlei Zubehör bei den meisten Nutzern vorhanden sei und man so Elektroschrott vermeide. Freilich vermeidet die Änderung, die mittlerweile auch bei anderen Herstellern Nachahmung gefunden hat, auch Kosten. Einsparungen, die sich nicht in niedrigeren Preisen niederschlugen.
Wie das Apple-Newsportal „Mac & i“ berichtet, reagierte ein iPhone-Käufer in Brasilien mit einer Klage auf das fehlende Zubehör. Der Mann aus Goiâna verklagte Apple wegen Verstößen gegen den brasilianischen Konsumentenschutz - und bekam nun recht.
Richter ortet verbotenes Koppelgeschäft
Richter Vanderlei Caires Pinheiro begründete das Urteil, laut dem Apple dem Mann umgerechnet 1000 Euro zahlen muss, mit dem Verbot sogenannter Koppelgeschäfte. In Brasilien ist diese Vorgehensweise, bei der Kunden durch den Kauf eines Produktes zum Kauf eines weiteren gezwungen sind, explizit verboten. Den Umweltschutz als Grund für den Verzicht auf zuvor gängiges Zubehör ließ das Gericht nicht gelten.
Folgen andere Käufer dem Beispiel des Klägers aus Goiâna und bekämen vor Gericht ebenfalls Recht, könnte der Verzicht aufs Netzteil für Apple in Brasilien ziemlich teuer werden. Apple hatte in Brasilien erst kürzlich eine Millionenstrafe wegen des Verzichts auf das Ladegerät zahlen müssen. Derzeit läuft im Zusammenhang mit dem reduzierten Lieferumfang noch eine weitere Untersuchung gegen Apple: Konsumentenschützer orten eine versteckte Preiserhöhung.
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