Vor knapp vier Wochen hatte es noch geheißen, dass es beim Corona-Testlabor Lifebrain vorerst keine Kündigungen geben werde. Über den Sommer wolle man die Mitarbeiter in den Pavillons des Otto-Wagner-Spitals in Wien-Penzing halten, hatte es noch Ende März geheißen. Nun aber der Paukenschlag: Das Labor kündigte am Freitag 509 seiner 1210 Mitarbeiter. Das sind knapp 42 Prozent der Belegschaft. Der Grund: die Reduktion der Testvolumina.
Erst Mitte März hatte das Labor, das die „Alles gurgelt!“-Tests auswertet, 1200 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet, im Sinne eines „Frühwarnsystems“, wie Geschäftsführer Michael Havel es damals nannte. Dann - nur wenige Tage vor Auslauf der bisherigen Teststrategie mit 1. April - teilte das Unternehmen Ende März mit, doch kein Personal entlassen zu müssen.
Über den Sommer wolle man die Mitarbeiter behalten, auch wenn das eine finanzielle Vorleistung des Unternehmens sei, wie Geschäftsführer Michael Havelin damals in „Wien heute“ sagte. Spätestens im Herbst rechne man nämlich wieder mit einem erhöhten Testaufkommen.
Kündigungsgrund: Weniger Tests
Doch nun kam es überraschend anders. Da seit 1. April die Anzahl der kostenfreien Untersuchungen auf fünf pro Person und Monat reduziert wurde, seien die Ausgabezahlen der Testkits im April auf rund ein Zehntel im Vergleich zum ersten Quartal 2022 gesunken, hieß es vom Unternehmen. Für das Wiener Lifebrain-Labor bedeute dies, dass der auf eine tägliche Kapazität von 800.000 PCR-Tests ausgerichtete Personalstand entsprechend reduziert werden müsse.
Geschäftsführer Michael Havel beteuerte, dass der nun gesetzte Schritt sehr schwerfalle: „Unser hoch motiviertes, bestens ausgebildetes und internationales Personal ist einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für die hervorragende Qualität, Zuverlässigkeit und Schnelligkeit der Abläufe und Analysen.“ Ohne dem „fantastischen Team“, das seit fast eineinhalb Jahren rund um die Uhr für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger arbeite, hätte „Alles gurgelt“ nie zu einem europaweiten Leuchtturmprojekt werden können, befand er.
Selbstverständlich arbeiten wir mit aller Intensität daran, die mit der Reduktion des Personalstands verbundenen Entscheidungen für die betroffenen Personen bestmöglich abzupuffern.
Lifebrain-Geschäftsführer Michael Havel
„Entwurf für einen Sozialplan vorgelegt“
Die neuen Rahmenbedingungen der Teststrategie und die damit einhergehenden deutlich geringeren Testvolumina würden es allerdings unumgänglich machen, die „ökonomisch notwendigen Entscheidungen“ zu treffen. „Selbstverständlich arbeiten wir mit aller Intensität daran, die mit der Reduktion des Personalstands verbundenen Entscheidungen für die betroffenen Personen bestmöglich abzupuffern. Wir haben daher bereits im März dem Betriebsrat einen umfassenden Entwurf für einen Sozialplan vorgelegt“, berichtete Havel.
Auch in den nächsten Wochen, so betonte man bei Lifebrain, werde mit einem weiteren Rückgang bei den Testauswertungen gerechnet. Einschränkungen bei der Auswertung der Testkits soll es aber nicht geben: Der Personalstand für die nächsten Monate werde so geplant, dass die aktuell vom Labor ausgewerteten Testprogramme in gleichbleibender Qualität weiter laufen.
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