„Schutz vor Terror“
Syrien/Irak: Türkei greift kurdische Milizen an
Nicht nur in der Ukraine wird derzeit Krieg geführt. Türkische Truppen haben eine Offensive gegen kurdische Milizen in Nord-Syrien und im Nord-Irak gestartet. Die Luftwaffe bombardierte unter anderem Tunnel und Munitionsdepots. Laut dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sollen die Köpfe der Terrororganisationen PKK beziehungsweise deren Ableger YPG „zermalmt“ werden.
Die kurdische Arbeiterpartei PKK verübt Anschläge, ist demnach verboten und steht sowohl in der Türkei als auch in der EU und den USA auf der Terrorliste. Ihr Hauptquartier liegt in den nordirakischen Kandil-Bergen. Im Nordirak und in Syrien hat die Türkei ihren Militäreinsatz gestartet, offiziell, um sich zu verteidigen und vor Terrorangriffen der PKK zu schützen.
Zahlreiche verletzte Zivilisten
Die Luftwaffe habe mit Kampfjets, Hubschraubern und bewaffneten Drohnen unter anderem Verstecke, Tunnel und Munitionsdepots bombardiert, teilte das Verteidigungsministerium am Montag mit. Die jüngsten Angriffe würden sich auf die Regionen Metina, Zap und Awaschin-Basjan im Nordirak konzentrieren. In Syrien wurde am heutigen Freitag die Stadt Kobane angegriffen, die bereits vor knapp sieben Jahren von den Milizen des Islamischen Staats angegriffen und belagert wurde. Diesmal wurden zahlreiche Zivilisten verletzt und Geschäfte zerstört, wie unter anderem ein türkischer Journalist berichtet.
Mindestens vier Artilleriegeschosse schlugen in die Stadt mit geschätzt mehr als 54.000 Bewohnern ein. Die meisten von ihnen sind Kurden, das altbewährte Feindbild von Erdogan. Gegen die PKK selbst geht Ankara auch immer wieder in der Südosttürkei vor.
„Unmoralisches und gefährliches Doppelspiel“
Kritik an Erdogans Angriffen kommt in Österreich unter anderem von der außenpolitischen Sprecherin der Grünen, Ewa Ernst-Dziedzic. „Die internationale Sicherheit ist durch den russischen Überfall auf die Ukraine zutiefst erschüttert. Es ist ein unmoralisches und hochgefährliches Doppelspiel der Türkei, an einem Tag zu Friedensverhandlungen einzuladen und am nächsten Tag in den eigenen Nachbarstaaten militärisch anzugreifen und Verletzte und Tote in der Zivilbevölkerung in Kauf zu nehmen. Die Labilität der Sicherheitsordnung verlangt es gerade jetzt, solch militärische Auseinandersetzungen um jeden Preis zu verhindern. Jeder Ansatz im Schatten eines größeren Krieges, völkerrechtswidrige Angriffe durchzuführen, ist auch von der internationalen Gemeinschaft, sowie selbstverständlich von der Europäischen Union zu verurteilen“.
Es ist ein unmoralisches und hochgefährliches Doppelspiel der Türkei, an einem Tag zu Friedensverhandlungen einzuladen und am nächsten Tag in den eigenen Nachbarstaaten militärisch anzugreifen.
Ewa Ernst-Dziedzic, außenpolitische Sprecherin der Grünen
Der Konflikt zwischen der PKK und der Republik Türkei dauert bereits seit 1984 und kostete Zehntausenden Menschen das Leben. Ein Waffenstillstand scheiterte im Sommer 2015.
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