Nach Donbass?

Moldau droht jetzt gleiches Schicksal wie Ukraine

Ausland
22.04.2022 15:56

Zehntausende Fans bejubelten Wladimir Putin im Luschniki-Stadion von Moskau. Es war eine riesige Propaganda-Show für den Krieg am 18. März 2022. Anlass war der achte Jahrestag der Eroberung der Krim durch Russland. Und: Dabei wurde von den Zuschauern bereits die Annexion weiterer Länder besungen.

Darunter auch die Republik Moldau. „Die Führung in Moskau richtet ihre Augen nicht nur auf die Ukraine. Sie richtet ihre Augen auch auf andere Länder wie Moldau“, warnte Außenminister Alexander Schallenberg bei seinem Besuch vor drei Wochen in der ehemaligen Sowjetrepublik. Doch wie es weitergeht, bleibt unklar. Die Schwarzmeerstadt Odessa, die ins Visier Russlands geraten ist, sei von Moldau so weit weg wie Linz von Wien, so Schallenberg.

Außenminister Alexander Schallenberg (Bild: APA/BENEDIKT LOEBELL)
Außenminister Alexander Schallenberg

Und Moskau scheint nun ernst zu machen. In einer ersten Phase will sich Russland bekanntlich den Donbass einverleiben, in einer zweiten will man eine Landverbindung nach Transnistrien herstellen. „Die Kontrolle über den Süden der Ukraine ist ein weiterer Weg, um nach Transnistrien zu gelangen, wo auch die Tatsachen der Diskriminierung russischsprachiger Einwohner zur Kenntnis genommen werden.", sagte Rustam Minnekajew, stellvertretender Kommandant des zentralen Militärbezirks Russlands.

Ein Plakat mit der Aufschrift „Russland in unseren Herzen“ am Straßenrand von Tiraspol, der Hauptstadt von Transnistrien, der abtrünnigen prorussischen Region der Republik Moldau an der Ostgrenze zur Ukraine (Bild: AFP)
Ein Plakat mit der Aufschrift „Russland in unseren Herzen“ am Straßenrand von Tiraspol, der Hauptstadt von Transnistrien, der abtrünnigen prorussischen Region der Republik Moldau an der Ostgrenze zur Ukraine

Somit wird die Kriegsgefahr für die Republik Moldau akut, auf deren Gebiet sich die abtrünnige Region Transnistrien befindet. Das wäre ganz im Sinne der Putin-Doktrin, die einen militärischen Einsatz rechtfertigt, wo immer eine russischsprachige Bevölkerungsgruppe in Gefahr sei. Dies war auch eines der Argumente, die zum Einmarsch in die Ukraine geführt haben. Moldau könnte nun dasselbe Schicksal drohen.

Drei Szenarien für die neutrale Republik
Weitere Szenarien scheinen möglich, wie die neutrale Republik Moldau in den bewaffneten Konflikt mit hineingezogen werden könnte. Erstens: Wenn die Frontlinie durch einen Angriff auf Odessa nahe an die moldawische Grenze rückt und Russland die abtrünnige Provinz Transnistrien, die sich völkerrechtlich auf moldawischem Gebiet befindet, als Basis für den Feldzug verwendet.

Vor dem Rathaus in Tiraspol (Transnistrien) steht die Lenin-Statue. (Bild: sos)
Vor dem Rathaus in Tiraspol (Transnistrien) steht die Lenin-Statue.

Zweitens: Wenn die ukrainische Armee im Süden eingekesselt wird und nach Moldau flieht. Dann müssten die moldawischen Streitkräfte die Ukrainer entwaffnen, um einen bewaffneten Konflikt auf moldawischem Staatsgebiet mit möglicherweise nachrückenden russischen Truppen zu verhindern. Die moldawischen Streitkräfte bestehen aus etwa 5000 aktiven Soldaten.

Eine weitere Möglichkeit wäre ein von Russland inszenierter politischer Umsturz im Land, so wie 2014 auf der Krim. Die politische Elite wird entmachtet und das Parlament dazu gezwungen, die Regierung abzusetzen.

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