Rücktrittsforderung und Misstrauensvotum - der Stuhl von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) wackelt. Die „Krone“ hat sich auf die Suche nach potenziellen Nachfolgern begeben.
Kraft ihres Amtes als Landesstatthalterin wäre die Feldkircherin Barbara Schöbi-Fink die logische Nachfolgerin. Bisher fiel die 61-Jährig allerdings weniger durch Eigeninitiative als durch Gehorsam auf. Zunächst gegenüber Bürgermeister Wilfried Berchtold, dann gegenüber Landeshauptmann Wallner. Bei Verhalten und Umgangsformen würde die Bildungslandesrätin auf jeden Fall die Note „Sehr gut“ erhalten. Ob es für Spitzenwerte in Sachen Management reicht, ist fraglich.
In Nibelungentreue würde Landesrat Christian Gantner vermutlich nicht „Nein“ zum LH-Posten sagen. Die noch nicht ganz ausgereifte Erich-Schwärzler-Kopie ist zwar bei seinen Mitarbeitern und vielen Bürgern sehr beliebt, verstrickt sich aber oft im „Gantnerismus“ - dem Bestreben, es immer allen recht machen zu wollen. Klarer Nachteil!
Mit Martina Rüscher würde in jedem Fall die Fröhlichkeit ins LH-Büro einziehen. Nicht als erste Tirolerin (Katharina Wiesflecker stammt aus Brixlegg, Greti Schmid aus Bruneck) hat es Rüscher in die Landesregierung geschafft. So mancher Vorarlberger dürfte sie aber eher an der Spitze des „Land des Lächelns“ sehen. Nicht sehr in den Vordergrund gedrängt hat sich Marco Tittler. Der 45-Jährige dürfte aber spätestens nach den aktuellen Rücktrittsaufforderungen in der Welt der Politik angekommen sein - und ist eher dabei, diese wieder zu verlassen, als nach oben zu klettern.
Landtagspräsident Harald Sonderegger steht dem Protokoll nach sogar über dem Landeshauptmann. Als Bürgermeister und Präsident ist er durchaus beliebt, hat aber auch seine Kritiker. „Würde er Wallner nachfolgen, müssten sich die Menschen nicht groß umgewöhnen - er ist aus derselben Region und hört sich ebenfalls gerne reden“, bemerkte ein ÖVP-Funktionär süffisant.
Können und wollen
Geht es bei der ÖVP um Nachbesetzungen, fällt seit Jahren der Name Magnus Brunner. Der jedoch dürfte froh sein, den Fängen der Umweltministerin entronnen und nun selbst als Minister tätig zu sein. Ob er bei der Ländle-ÖVP aufräumen kann und will, ist fraglich.
Ein hemdsärmeliger Aufräumer würde sich mit Hubert Hämmerle in der Arbeiterkammer finden. Ein Naheverhältnis zum Wirtschaftsbund besteht jedenfalls nicht. Mit seinen nicht immer freundlichen Aussagen - auch gegenüber dem Ex-Parteichef Kurz - dürfte sich der Poltergeist allerdings für höhere Weihen disqualifiziert haben. Zum Landesrat hat es für Josef Moosbrugger nicht gereicht, wohl aber an die Spitze der Österreichischen Landwirtschaftskammer. Wer auf ihn tippt, dürfte eine hohe Quote bekommen. Mit genügend Bauernschläue könnte er in die Fußstapfen von Ulrich Ilg treten - jenem Dornbirner Landwirt, der Vorarlberg von 1945 bis 1964 regierte.
Kein Parteimitglied, aber in der ÖVP trotz permanenter Kritik beliebt, ist Rechnungshofdirektorin Brigitte Eggler-Bargehr. Im Falle einer offiziellen Anfrage hätte die versierte und korrekte Juristin vermutlich nur ein müdes Lächeln übrig. Fachlich dürfte sie eine ebenso gute Figur machen wie Namensvetterin Brigitte Bierlein als Kanzlerin. Bei einem Blick in die Städte - zwei gingen in der Regierungszeit Wallners verloren - lassen sich ebenfalls noch Optionen finden. Gegen Simon Tschann (Bludenz) allerdings spricht die Zeit. Der junge, dynamische Kurz-Stil ist wieder out.
Die Missverständnisse rund um das Thema Impfen sollten bei einem anderen Kandidaten inzwischen in Vergessenheit geraten sein: Feldkirchs Stadtoberhaupt Wolfgang Matt kann zudem auf reiche Medienerfahrung (u. a. den Auftritt bei Armin Wolf) verweisen. Nicht ganz so gut kann der 66-Jährige mit den Grünen, die ungünstigerweise Koalitionspartner auf Landesebene sind.
In vielen Punkten einig mit den Grünen hingegen ist Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer. Die Herkunft sollte kein Hindernis sein: Im Landtag verfügt die größte Marktgemeinde Österreichs über knapp 14 Prozent und fünf Sitze. Der beliebte Gemeindechef hat aber ein Manko: Seinen vielen Gedankensprüngen kann nicht jeder folgen.
Absolute Favoritin
Die absolute Favoritenrolle für die Wallner-Nachfolge fällt der Dornbirnerin Stadtchefin Andrea Kaufmann zu. Ihr Bregenzer Kollege Michael Ritsch könnte sich in Sachen Regieren ohne Mehrheit und Koalitionspartner einiges abschauen. Durchsetzungskraft und Führungsstärke beweist die 53-Jährige auch im Umgang mit dem Landeshauptmann, dem sie offenbar immer wieder mitteilt, was er zu tun und zu zahlen hat (zuletzt beim Betreuungsgesetz). Ein ehemaliges Regierungsmitglied wunderte sich unlängst, weshalb Nehammer zu Putin gefahren sei und meinte: „Hätten wir Andrea geschickt, wären die Flüchtlinge längst wieder auf dem Weg in ihre Heimat!“
Sollten alle Stricke reißen, müsste Altlandeshauptmann Herbert Sausgruber wieder ran. Damit würde nicht nur der Hausverstand, sondern auch Korrektheit (am Diensthandy geführte Privatgespräche wurden stets von ihm selbst gezahlt) wieder Einzug halten.
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