1300 Kilometer in 50 Tagen: Karl Almer pilgert von Pischelsdorf nach Rom. Und er will damit Gutes tun: Auf seinem abenteuerlichen Marsch in die „Ewige Stadt“ sammelt er Spenden für die leidende Ukraine.
„Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.“ Diese Weisheit von Johann Wolfgang von Goethe motiviert viele Pilger. Karl Almer haben die Bilder vertriebener Mütter und Kinder aus der Ukraine zum Friedensmarsch bewogen. Auf seinen 1300 Kilometern will der Oststeirer Geld für die SOS-Kinderdörfer in der Ukraine sammeln. Das ist das eine Herzensziel, das andere die unbeschadete Ankunft in der „Ewigen Stadt“.
Der Weg dorthin führt über den weststeirischen Jakobsweg, den kärntnerischen und friulanischen Jakobsweg und den Antonius- und Franziskusweg. Anfang April ist der 65-Jährige aufgebrochen - bei Schneesturm und eisigem Wind.
Stürze und kaum ein Weiterkommen
“Das Weiterkommen am Schrottkogel war wegen der enormen Schneemengen fast unmöglich. Meine Mitpilgerin Andrea aus Riegersburg stürzte einige Male, wir steckten in den Schneewechten fest“, schildert der trainierte Weitwanderer den verpatzten Start. „Der erste Schritt ist der wichtigste, der Rest geht von allein, wenn man auch vom Kopf darauf eingestellt ist und die Freude überwiegt.“
Pilgern bei Wind, Wetter und mit Hausverstand
Zum Biss gehören beim Fußpilgern auch Organisationstalent und Durchhaltevermögen, wenn täglich 30 Kilometer Fußmarsch abgespult werden. Ein Drittel hat Almer bereits geschafft, auf mangelhaft ausgeschilderten, alten Eisenbahntrassen und dem Alpen-Adria Radweg.
Sich nur auf das GPS zu verlassen, bringt einige Irrläufer.
Pilger Karl Almer
Derzeit ist der vierfache Großvater über das breite Schotterband des Kanaltales unterwegs. „Die Füße brennen vom vielen Gehen auf dem Asphalt, und ständig musst du auf den Verkehr aufpassen.“ Doch die schönen Momente dieser intimen Friedenspilgerschaft überwiegen. „Ich freue mich zwar über Begleitung, doch ich bin auch gerne allein unterwegs.“
Die Ukraine-Fahne wirkt wahre Wunder
Immer sprechen Menschen Karl Almer auf seine Ukraine-Fahne an, die vom 10 Kilogramm schweren Rucksack baumelt. „Sie wirkt Wunder. Leider spreche ich keine Fremdsprache, aber die Menschen verstehen mich und unterstützen mich beim Spendensammeln“, strahlt der Oststeirer.
Schon vor drei Jahren ist Almer aus Dankbarkeit für sein unfallfreies Arbeitsleben spontan von Pischelsdorf nach Santiago de Compostela gegangen: 3500 Kilometer. „Ich bin damals sehr blauäugig losgegangen.“ In einem Reisetagebuch schildert er Tränen, ein emotionales Blackout und intime Begegnungen, die den Blick auf den eigenen Lebensweg schärfen.
Man kehrt anders zurück, als man losgegangen ist.
Pilger Karl Almer
Verlauste Massenquartiere, überfüllte Trampelpfade und lebensbedrohende Situationen entzaubern das romantische Wandern. „Ich habe einmal unter freiem Himmel übernachtet und wäre fast erfroren.“
„Am Boden schlafen macht mir nichts aus“
Nun quartiert sich Almer in Privatunterkünften, Herbergen und Klöstern ein, auch wenn es ins Geld geht. „Auch, wenn ich mal am Boden schlafe, macht mir das nichts aus“, beteuert er, der aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammt. Ein Foto seiner Eltern führt Almer im Rucksack mit. Dazu noch Waschzeug, einen Schlafsack, drei Unterhosen und Leiberl und viel Hirschtalg für die Füße. „Nur das Nötigste darf im Rucksack sein.“ Das macht die Leichtigkeit des Seins aus.
Ende Mai kommt Almer an seinem Ziel an
Die Vorfreude auf den letzten großen Abschnitt der Via Francigena ist Schrittmacher auf den letzten 500 Kilometern. Die führt von Siena durch die südliche Toskana und die Region Latium nach Rom. Ende Mai soll das Ziel am Petersplatz erreicht sein. Und dann geht es wieder zu Fuß retour? „Nein, mein Freund wird mich in Rom abholen und mich mit dem Auto nach Hause bringen. Das lange Sitzen im Auto wird wahrscheinlich beschwerlicher als das Pilgern selbst“, lacht Almer, der schon die nächste Pilgerreise geplant hat. „Gleich im Anschluss geht es mit der Verwandtschaft nach Mariazell - das wird dann eher ein Spaziergang.“
Friedenspilger für SOS-Kinderdorf Ukrainehilfe: AT32 3810 3000 0615 6913
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.