Salzburg-Festspiele

“Rufschädigend und böswillig”: Heftige Kritik an RH-Bericht

Salzburg
21.06.2011 14:48
In einzelnen Details als "falsch", "böswillig" oder auch "rufschädigend" – so hat Helga Rabl-Stadler, die Präsidentin der Salzburger Festspiele, den druckfrischen Rohbericht des Rechnungshofs, der das Festival geprüft hatte, am Dienstag bezeichnet. "Wir werden die Kritik und Empfehlungen ernsthaft analysieren, eine ganz detaillierte Stellungnahme abgeben und uns überlegen, wo wir Handlungsbedarf haben. Aber wir werden auch ganz klar sagen, wenn wir glauben, dass der Rechnungshof nicht recht hat. Es ist wahnsinnig ärgerlich, wenn in diesem Bericht für uns rufschädigende Fehler drinnen sind", so Rabl-Stadler.

Als einen dieser Fehler nannte Rabl-Stadler die Aussage, dass der im Jänner 2010 fristlos entlassene Technische Direktor noch im darauffolgenden Dezember einen Zugang zum Bestellwesen gehabt habe: "Das ist schlicht falsch." Verärgert reagierte sie auch auf die angeblich gestiegenen Subventionen um acht Prozent auf 64 Euro pro Karte. "Es stimmt einfach nicht, dass die Subventionen pro Karte gestiegen sind, denn wir müssen heute noch die Budgets mit Subventionen in der Höhe von 1997 stemmen", so Rabl-Stadler. Der Rechnungshof habe die Unterstützung für die Erhaltung der Festspielhäuser in die Subventionen für den Spielbetrieb eingerechnet. Tatsächlich seien die Subventionen pro Karte auf 55 Euro sogar gesunken.

Kontrolle mangelhaft? "Böswilliger Vorwurf!"
Die Kritik, die interne Kontrolle sei "gar nicht bis mangelhaft" wahrgenommen worden, bezeichnete die Präsidentin als "böswilligen Vorwurf". Die interne Revision sei ein Organ des Kuratoriums. Zudem gebe es noch eine eigene interne Kontrolle der Festspiele, und "der kann man überhaupt nur vorwerfen, dass sie nicht am letzten Stand der Vernetzungsmöglichkeiten der EDV ist". "Aber das heißt doch nicht, dass wir keine Kontrolle haben, sondern selbstverständlich werden laufend die Zahlen kontrolliert." Sollten alle eingeforderten zusätzlichen Kontrollen eingeführt werden, würden die Festspiele mindestens drei zusätzliche Mitarbeiter im Verwaltungspersonal benötigen, was einer Verdoppelung gleichkäme. Außerdem lasse sich der Salzburger Festspielfonds seit 2001 freiwillig von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfungsunternehmen kontrollieren.

Rabl-Stadler: "Wirtschaftliche Erfolgsgeschichte"
Handschriftliche Karteikarten in der Lohnverrechnung sind laut Rabl-Stadler "einfach ein Unsinn" und dass es in der Kostümabteilung 19 Jahre lang keine Inventur gegeben habe, stimme auch nicht. "Der Rechnungshof ist der Meinung, dass die Festspiele im Jahr 2011 wie ein börsennotiertes Unternehmen geführt werden sollen. Ich bin der Meinung, dass man sie sehr wohl so führen kann wie derzeit, nämlich mit einer Einnahmen- und Ausgabenrechnung nach kameralistischen Grundsätzen. Und schließlich gibt uns die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte recht", so Rabl-Stadler. Die Eigenwirtschaftlichkeit liege bei 78 Prozent und sei so hoch wie noch nie, die Personalkosten seien in den vergangen fünf Jahren nicht gestiegen, "das soll uns erst einmal wer nachmachen".

Schaden und Burgstaller halten sich zurück
Keine Äußerungen zum Prüfbericht wollte Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden – er ist derzeit Vorsitzender im Kuratorium – machen. Die Sache obliege der Amtsverschwiegenheit, sagte er lediglich. Und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller meinte, an den strukturellen Voraussetzungen der Salzburger Festspiele könne man nichts ändern, da diese in einem Bundesgesetz geregelt seien. Zu den inhaltlichen Vorwürfen gab sie ebenfalls keine Stellungnahme ab, betonte aber, dass man eine strukturelle Änderung ablehne: "Wir sind überzeugt, dass man die Festspiele nicht wie ein Privatunternehmen führen kann. Ansonsten nehmen wir die Kritikpunkte sehr ernst."

Grüne fordern neue Unternehmensstrukturen
"Der Rohbericht des Rechnungshofs macht deutlich, dass die Salzburger Festspiele dringend neue Unternehmensstrukturen brauchen", meinte hingegen der grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl: "Was 1950 sinnvoll gewesen sein mag, ist heute völlig überholt. Die mangelnden Kontrollmöglichkeiten begünstigen darüber hinaus Korruption und Misswirtschaft, wie die Ereignisse des Winters 2010 eindrucksvoll belegen." Die Grünen hätten schon im Februar 2010 einen Entschließungsantrag eingebracht, mit dem die Strukturen des Unternehmens Salzburger Festspiele auf tragfähige Beine gestellt werden sollten. "Bedauerlicherweise wurde die Behandlung dieses Antrags im Kulturausschuss vertagt", erklärte Zinggl.

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