Als der Schlusspfiff ertönte und die insgesamt zehnte französische Meisterschaft für Paris Saint-Germain vorzeitig perfekt war, herrschte im Prinzenpark eine gespenstische Atmosphäre. Zahlreiche Fans hatten das Stadion längst verlassen. Protest statt Party hieß die Botschaft, die die frustrierten Anhänger erneut gegen die Clubführung richteten. PSG zog durch das fade 1:1 gegen RC Lens zwar mit Rekordmeister AS St. Etienne gleich, hat aber viele Baustellen zu bearbeiten.
Das frühe Aus in der Champions League gegen Real Madrid überlagert beim französischen Hauptstadtclub seit Wochen alles. In „surrealen Atmosphären“ habe seine Mannschaft seitdem gespielt, sagte Sportchef Leonardo am Samstag. „Ich verstehe diese Dinge nicht, weil man im Fußball gewinnt und verliert“, sagte Mittelfeldspieler Marco Verratti zum Boykott der Fans. „Wir versuchen es immer, wir versuchen es von ganzem Herzen.“
Aus in der Champions-League
Topstürmer Kylian Mbappé zeigte mehr Verständnis. „Wenn sie feiern wollen, feiern sie, wenn sie nicht feiern wollen, feiern sie nicht“, sagte der 23-Jährige. Er verwies aber auch darauf, dass die Niederlage gegen Real mittlerweile über einen Monat her ist. Zum fünften Mal in sechs Jahren war für PSG im Achtelfinale der Königsklasse Schluss gewesen. Trotz horrender Investitionen in ihren mit Superstars gespickten Kader warten die Pariser weiter auf den ersten Gewinn des begehrten Henkelpokals. Und nur der zählt für den mit Öl-Millionen aus Katar geförderten Club. Selbst die acht Meisterschaften und sechs Cupsiege, die seit 2013 eingefahren wurden, können die Stimmung da kaum heben.
Fans hätten am Samstag vor dem Stadion Feuerwerk und Rauchbomben gezündet und „Wir sind PSG“ gerufen, berichtete die Zeitung „L‘Équipe“. Weltmeister Mbappé verwies darauf, dass die Mehrheit der Anhänger auf den Tribünen geblieben sei. Die Minderheit repräsentiere nicht alle PSG-Unterstützer, sagte er. Ihr Zorn auf die Clubführung um Nasser Al-Khelaifi ist aber gewaltig. Der Verein müsse sich auf allen Ebenen neu organisieren, die Präsenz des Präsidenten vor Ort sei notwendig, hieß es schon vor gut einem Monat.
Zweifel an Neuzugängen
Auch die Transferaktivitäten sorgen für Unmut. Zu Keylor Navas war vorigen Sommer noch Gianluigi Donnarumma als zweiter Weltklasse-Torhüter geholt worden. Außerdem kam der von Verletzungen gebeutelte spanische Abwehr-Star Sergio Ramos, der es in der laufenden Saison erst auf zehn Pflichtspieleinsätze brachte. Auch die Verpflichtung des mehrfachen Weltfußballers Messi erzeugte - zumindest auf dem Platz - noch nicht die erhoffte Wirkung.
Das argentinische Offensiv-Ass bereitete in der Liga zwar 13 Tore vor, erzielte aber nur drei selbst. Das wohl schönste zum 1:0 gegen Lens am Samstag in der 68. Minute. Dass PSG, das nach einem Platzverweis gegen Kevin Danso mehr als eine halbe Stunde lang in Überzahl spielte, durch Corentin Jean (88.) am Ende noch den Ausgleich kassierte, rundete das triste Gesamtbild des Tages ab.
Sportdirektor Leonardo gab sich nach dem Spiel reumütig. „Ich habe Fehler gemacht, Dinge in der Personalauswahl, im Management, die einen Effekt auf unsere Resultate gehabt haben könnten“, erklärte der Brasilianer gegenüber Canal+ und sagte mit Blick auf den Fan-Zorn: „Die Erwartungen waren so hoch wie es die Enttäuschung jetzt ist.“ Auf PSG dürfte ein spannender und arbeitsreicher Sommer warten. Die Zukunft von Mbappé beispielsweise ist weiter offen, ein möglicher Wechsel zu Real quasi Dauerthema.
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