Sänger, Musiker und Menschenrechtsaktivist Willi Resetarits verstarb am Sonntag völlig überraschend im Alter von 73 Jahren. Seine Lieder prägten Generationen. Sein plötzlicher Tod sorgt nicht nur in der Musikwelt für Bestürzung.
Noch Samstagabend eröffnete Willi Resetarits den Wiener Flüchtlingsball im Rathaus und parlierte mit der Hip-Hop-Band EsRap, mit der er Anfang Mai im RadioKulturhaus aufgetreten wäre. Sonntagnachmittag erfuhr die „Krone“ von seinem tragischen Unfalltod.
Resetarits war nicht nur Sänger und Musiker, sondern auch Menschenrechtsaktivist und Kämpfer für jene, denen es in der Gesellschaft nicht so gut ging. Kürzlich überstand er eine Corona-Infektion, deretwegen er seine geplanten Auftritte bei den beiden Ukraine-Benefizkonzerten im Happel-Stadion und auf dem Heldenplatz absagen musste. Noch am Samstag hatte Resetarits als Ehrenvorsitzender den Wiener Flüchtlingsball des Integrationshauses eröffnet - ein Projekt, das ihm sehr am Herzen lag.
Der letzte Auftritt von Willi Resetarits beim Wiener Flüchtlingsball hier im Video:
Zwischen Polit-Folk und Song Contest
Resetarits kam am 21. Dezember 1948 in Stinatz zur Welt. Der Burgenlandkroate übersiedelte 1952 nach Wien-Favoriten und wollte ursprünglich Lehrer werden, doch seine Leidenschaft für Musik nahm schnell überhand. 1969 trat er der Polit-Rockband Schmetterlinge bei, deren „Proletenpassion“ bei den Wiener Festwochen uraufgeführt wurde und mittlerweile ein Stück österreichische Musikgeschichte ist. 1977 belegte die Band mit dem Lied „Boom Boom Boomerang“ beim Song Contest den vorletzten Platz.
Ostbahn-Konzertparty in Podersdorf geplant
In den 1980er-Jahren kreierte Texter Günter Brödl die Figur des „Ostbahn-Kurti“, mit der Resetarits Riesenerfolge feierte und zu einem der größten Popstars des Landes wurde. Er übersetzte Rock- und Blues-Stücke ins Wienerische und traf damit den Nerv des Publikums. 2003 schickte Resetarits „Ostbahn-Kurti“ in Pension, ließ ihn seither aber immer wieder aufleben. Kommenden August hätte es in Podersdorf eine große Ostbahn-Konzertparty geben sollen. Mit der Gruppe Molden/Resetarits/Soyka/Wirth hat er gerade einen Amadeus gewonnen, der kommenden Freitag überreicht worden wäre.
Weit über seine Musik hinaus erstrahlte Resetarits’ Liebe für Fairness. Er gründete das Integrationshaus Wien, war Mitbegründer von SOS Mitmensch und Asyl in Not. Er vertrat stets offen seine Auffassung von einer toleranten Gesellschaft und propagierte Zwischenmenschlichkeit und Empathie.
Reaktionen auf das Ableben von Willi Resetarits kamen sowohl aus der Kultur als auch aus der Politik:
Alexander Van der Bellen (Bundespräsident): „Mit Willi Resetarits haben wir einen begeisterten Musiker und einen faszinierenden Menschen verloren. Für sein unermüdliches Wirken gilt ihm mein Dank.“
Karl Nehammer (Bundeskanzler): „Mit seinen Liedern hat er Generationen begeistert. Sein Gespür für die Sorgen der Menschen, die er darin verarbeitet hat, wird unvergessen bleiben.“
Andrea Mayer (Kulturstaatssekretärin): „Ein Fixstern am österreichischen Musikhimmel, eine moralische Instanz geht uns verloren. Wir trauern um eine Legende.“
Michael Ludwig (Bürgermeister Wien): „Ich bin zutiefst erschüttert. Das ist ein großer Verlust für unsere Stadt und alle Wienerinnen und Wiener. Er war ein Titan des Wienerlieds.“
Hans Peter Doskozil (Landeshauptmann Burgenland): „Er hat die heimische Rock- und Popszene geprägt wie kaum ein anderer. Auch wenn er uns fehlen wird - seine Musik bleibt bestehen.“
Erich Fenninger (Chef der Volkshilfe Österreich): „Ich bin tief bestürzt und betroffen. Willi Resetarits war nicht nur ein großartiger Künstler, sondern auch ein großartiger Mensch.“
Christian Kolonovits: „Ich weihe Willi einige Herzschläge des stillen Gedenkens. Er war mir Freund. Er hat mich zu Berührendem inspiriert. Seine Lieder klingen in mir umso intensiver nach.“
Barbara Stöckl („Krone“-Ombudsfrau): „Ich bin unendlich traurig. Ein großer Mensch ist nicht mehr. Mein tiefstes Mitgefühl seiner Familie, Freunden und all seinen Weggefährten.“
Die Wiener Staatsoper zollte dem verstorbenen Künstler ebenfalls Tribut:
„Ich brauche die Bühne“
Die „Krone“ traf ihn das letzte Mal an seinem Geburtstag, wo er als Gast beim allerletzten Opus-Konzert im Grazer Orpheum auf die Bühne ging. „Die Energie muss raus. Ich brauche die Bühne, singe gerne und darf mit begnadeten Musikern arbeiten. Ich bin wie ein Zirkuspferd und liebe den Kontakt zum Publikum. Solange ich aufrecht stehe und meine Stimme Töne von sich gibt, werde ich auf eine Bühne gehen. Wir werden schauen, wie lange mich das Zirkuspferd trägt.“
Ich bin wie ein Zirkuspferd und liebe den Kontakt zum Publikum. Solange ich aufrecht stehe und meine Stimme Töne von sich gibt, werde ich auf eine Bühne gehen.
Willi Resetarits zur "Krone"
Kultsätze wie „Seid’s vursichtig und lossts eich nix gfoin“ werden in der Gesellschaft noch sehr lange nachhallen ...
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.