Wahlsieg in Frankreich

Macron: „Ich bin der Präsident von allen“

Ausland
24.04.2022 22:34

In seiner ersten Ansprache nach seiner Wiederwahl am Sonntagabend hat sich Emmanuel Macron betont versöhnlich gezeigt. Macron kündigte für seine kommende Amtszeit einen Umgang mit den Franzosen auf Augenhöhe an. „Wir müssen auch wohlwollend und respektvoll sein“, sagte Macron am Sonntagabend vor Hunderten Anhängern in Paris. „Denn unser Land steckt tief in Zweifeln und Spaltung. Wir müssen stark sein, aber niemand wird am Wegesrand zurückgelassen.“

Der liberale Macron erhielt in der Stichwahl auch Stimmen von Menschen, die seine Politik nicht unterstützen, aber einen rechten Wahlsieg verhindern wollten. Ihnen dankte er in seiner Rede explizit. Macron sieht sich immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, den Franzosen gegenüber arrogant und herablassend aufzutreten. Im Wahlkampf versuchte er, dieses Image abzuschütteln.

„Ich bin der Präsident von allen“
Der 44-Jährige versprach den Wählern seiner rechtspopulistischen Herausforderin Marine Le Pen Rücksichtnahme. Auf ihre „Wut und ihre abweichenden Meinungen“ müsse es „Antworten geben“, sagte Macron in seiner ersten Ansprache nach der Wiederwahl. „Ich bin der Präsident von allen“, betonte Macron.

Die zum dritten Mal bei einer Präsidentschaftswahl unterlegene Le Pen zeigt sich trotz ihrer Wahlniederlage kämpferisch. „Die Partie ist noch nicht gelaufen, es stehen noch Parlamentswahlen an“, sagte sie am Abend vor ihren Anhängern in Paris. Mit 41,8 bis 42,4 Prozent sei ihr Wahlergebnis ein „durchschlagender Sieg“, sagte Le Pen in Anspielung auf das Ergebnis vor fünf Jahren. Damals hatte sie mit knapp 34 Prozent gegen Macron verloren.

Marine Le Pen nach der Wahl (Bild: AP)
Marine Le Pen nach der Wahl

Macron versprach viele Reformen
Macron versprach im Wahlkampf Reformen und eine stärkere EU-Integration, nachdem seine erste Amtszeit von Gelbwesten-Protesten, Corona-Pandemie und zuletzt vom Ukraine-Krieg überschattet wurde. Angesichts des Krieges und einer galoppierenden Inflation steht Macron vor enormen Herausforderungen in seiner zweiten fünfjährigen Amtszeit.

Für viele gemäßigte Franzosen und Europäer bedeutet der Sieg des pro-europäischen Politikers eine Erleichterung. Ein Wahlsieg Le Pens hätte die deutsch-französische Zusammenarbeit erheblich gefährdet und in der EU ein ähnliches politisches Erdbeben ausgelöst wie der Brexit.

Auch aus ganz Europa kamen Gratulationen, Spitzenpolitiker äußerten sich erleichtert zu Macrons Wahlsieg. Doch so ganz kann der Triumph die Brüche im Land nicht überdecken. So warnte der Chef der konservativen Partei Les Républicains, Christian Jacob: „Niemals hat es eine solche Verzweiflungsabstimmung in Frankreich gegeben. Wenn Sie die Stimmen zusammenzählen, die auf die Extremen entfallen sind, ist das ein Warnruf.“

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